Wieso haben die Erzgräber eine Lokomotive dabei, was ist eine Hexentaufe und wer hat die Narrenzunft Bohnenviertel Hohentengen eigentlich gegründet? Die Zweit- und Drittklässler wissen nach dem Besuch der Narrenzünftler jetzt bestens Bescheid.

Wer bist denn du? Die Erzgräber klopften vor 300 Jahren das Bohnerz aus der Erde. Mit Loren wurde das Erz transportiert, erfuhren die ...
Wer bist denn du? Die Erzgräber klopften vor 300 Jahren das Bohnerz aus der Erde. Mit Loren wurde das Erz transportiert, erfuhren die Schüler von den Narrenzünftlern. | Bild: Sabine Gems-Thoma

So wird man zur Bohnenviertel-Hexe

Barbara Steidel, seit 48 Jahren aktiv in der Hexenclique der Bohnenviertelnarren, zeigt, was alles eine richtige Hexe braucht: typisch sind die selbstgetrickten Ringelsocken, Strohschuhe und weiße Spitzenunterwäsche, dazu der Hexenbesen, die schaurig schöne Hexenmaske, der Beutel für die Gutsle, der Flickenrock mit grüner Schürze, die blaue Bluse, das rote Halstuch und die schwarzen Handschuhe.

Bild 2: Von Hexentaufe und Konfettibad: Grundschüler erfahren von den Narren alles über die Fasnacht
Bild: Sabine Gems-Thoma

Nach den für die schwäbisch-alemannischen Hexen typischen rotweißen selbstgestrickten Ringelsocken und Spitzenunterwäsche wird der blaue Rock angezogen.

Bild 3: Von Hexentaufe und Konfettibad: Grundschüler erfahren von den Narren alles über die Fasnacht
Bild: Sabine Gems-Thoma

Über den Rock wird die grüne Schürze gebunden.

Bild 4: Von Hexentaufe und Konfettibad: Grundschüler erfahren von den Narren alles über die Fasnacht
Bild: Sabine Gems-Thoma

Jetzt kommt die dunkelblaue Bluse und das rote Halstuch, alles schön luftig und weit. So lässt sich Wärmendes unterziehen und es bleibt genügend Bewegungsfreiheit, um Schabernack zu treiben.

Bild 5: Von Hexentaufe und Konfettibad: Grundschüler erfahren von den Narren alles über die Fasnacht
Bild: Sabine Gems-Thoma

Diese schönen Strohschuhe werden maßgefertigt und werden nur drinnen oder bei schönem Wetter getragen.

Bild 6: Von Hexentaufe und Konfettibad: Grundschüler erfahren von den Narren alles über die Fasnacht
Bild: Sabine Gems-Thoma

Die holzgeschnitzte Maske macht die Hexe erst komplett. Schwarze Handschuhe, die Gutsle-Tasche (rechts) und der Reisigbesen gehören abschließend dazu. So kann die Hohentengener Hexe unerkannt auf der Gass´ fasnächstlich, fröhlich und ausgelassen feiern.

Bild 7: Von Hexentaufe und Konfettibad: Grundschüler erfahren von den Narren alles über die Fasnacht
Bild: Sabine Gems-Thoma

Grundgedanke der Fasnacht ist Kindern bekannt

Lautstark schallte das dreifache „Narro“ der Schüler auf das „Narri“ von Zunftmeisterin Sibylle Sträsler, Stellvertreter Peter Schäuble und Barbara Steidel von der Hexenclique bei ihrem Besuch in der Gemeinschaftsschule entgegen.

Dann war es mucksmäuschenstill in der 2b und mit Interesse verfolgten die Schüler die Ausführungen der Narrenzünftler. Da wegen Corona die Schülerbefreiung ausfallen muss, kamen sie dieses Jahr zu Besuch, um von ihrem Brauchtum zu erzählen.

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Dass der Winter lärmend und mit schaurigen Masken ausgetrieben werden soll, das wussten die Kinder. Und vor der 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern darf an der Fasnacht noch einmal richtig geschlemmt und gefeiert werden.

Kleines Hansele, kleine Rätsche. Fröhlich guckt das Gelbjacken-Hansele in die Welt.
Kleines Hansele, kleine Rätsche. Fröhlich guckt das Gelbjacken-Hansele in die Welt. | Bild: Sabine Gems-Thoma

Aus den Gelbjacken werden Hansele

1969 gründeten die Gelbjacken, Markenzeichen Hut mit Fuchsschwanz, die Narrenzunft Bohnenviertel. Aus ihnen sind 1993 die Gelbjacken-Hansele entstanden, denn statt steifem Jackett sollte es lustiger und fröhlicher werden. Heute kommen die Hansele im Häs mit Glöckchen, lachender Holzmaske und großen und kleinen Rätschen daher.

Da braucht es ordentlich Kraft, um die große Rätsche laut lärmend kreisen zu lassen. Znftmeisterin Sibylle Sträsler gibt Hilfestellung.
Da braucht es ordentlich Kraft, um die große Rätsche laut lärmend kreisen zu lassen. Znftmeisterin Sibylle Sträsler gibt Hilfestellung. | Bild: Sabine Gems-Thoma

Älteste Clique sind die Erzgräber mit blauem Kittel, schwarzen groben Stiefeln und großem Hammer, gegründet 1970. Sie haben ihren Ursprung in der Geschichte des Bohnerzabbaus in der Gemeinde vor 300 Jahren. Um das Erz zu transportieren benötigten sie eine Lokomotive mit Loren, in denen heute an den Umzügen junge Mädchen in Konfetti gebadet werden.

Die Tanzgarde betritt die Bühne

Seit 1973 gibt es die Tanzgarde für Mädchen ab 16 Jahren, seit 2007 die Junggarde für Mädchen und Jungen ab zehn Jahren.

Die Schülerbefreiung muss dieses Jahr ausfallen, aber die Narren kamen im Vorfeld trotzdem vorbei und erklärten den aufmerksamen Zweit- ...
Die Schülerbefreiung muss dieses Jahr ausfallen, aber die Narren kamen im Vorfeld trotzdem vorbei und erklärten den aufmerksamen Zweit- und Drittklässlern, was es mit dem Fasnachts-Brauchtum auf sich hat und wie es zur Gründung der Narrenzunft Bohnenviertel dereinst kam. Von links Barbara Steidel, Sibylle Sträsler, Peter Schäuble und Lehrerin Silke Sutter mit den Schülern der 2b. | Bild: Sabine Gems-Thoma

1971 beteiligten sich erstmals Frauen an der Hohentengener Fasnacht. Sie traten als Hexengruppe mit Gummimasken auf. 1975 wurde die Hexenclique in die Narrenzunft integriert.

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Seit 48 Jahren ist Barbara Steidel dabei und gespannt lauschen die Kinder, als sie von der Hexentaufe in der Walpurgisnacht an der Wasserstelz erzählt, wo eine neue Hexe im Zuber mit Rheinwasser getauft wird und den Narrenstempel auf den Allerwertesten aufgedrückt bekommt. „Hast du den auch?“, will ein Schüler wissen? „Der ist schon lange wieder weg“, lacht sie. Und das drehbare Gefährt Hexentrülli, das kennen alle von den närrischen Umzügen.

Dann dürfen die Kinder sich die Utensilien und Fotos anschauen, Fragen stellen und auch einmal eine der schönen Holzmasken aufsetzen.

„Nächstes Jahr kommen wir wieder, um euch zu befreien und die Lehrer zu verhaften“, versprach Sibylle Sträsler, was mit lautem Jubel quittiert wurde.

Krumme Nase, Wackelzähne, vorgeschobenes Kinn und blitzende Augen: Hinter der Hexenmaske kann man sich gut verstecken.
Krumme Nase, Wackelzähne, vorgeschobenes Kinn und blitzende Augen: Hinter der Hexenmaske kann man sich gut verstecken. | Bild: Sabine Gems-Thoma

Für jeden gab es noch ein Rätselheft zum Ausmalen.

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