Wieso haben die Erzgräber eine Lokomotive dabei, was ist eine Hexentaufe und wer hat die Narrenzunft Bohnenviertel Hohentengen eigentlich gegründet? Die Zweit- und Drittklässler wissen nach dem Besuch der Narrenzünftler jetzt bestens Bescheid.

So wird man zur Bohnenviertel-Hexe
Barbara Steidel, seit 48 Jahren aktiv in der Hexenclique der Bohnenviertelnarren, zeigt, was alles eine richtige Hexe braucht: typisch sind die selbstgetrickten Ringelsocken, Strohschuhe und weiße Spitzenunterwäsche, dazu der Hexenbesen, die schaurig schöne Hexenmaske, der Beutel für die Gutsle, der Flickenrock mit grüner Schürze, die blaue Bluse, das rote Halstuch und die schwarzen Handschuhe.
Nach den für die schwäbisch-alemannischen Hexen typischen rotweißen selbstgestrickten Ringelsocken und Spitzenunterwäsche wird der blaue Rock angezogen.
Über den Rock wird die grüne Schürze gebunden.
Jetzt kommt die dunkelblaue Bluse und das rote Halstuch, alles schön luftig und weit. So lässt sich Wärmendes unterziehen und es bleibt genügend Bewegungsfreiheit, um Schabernack zu treiben.
Diese schönen Strohschuhe werden maßgefertigt und werden nur drinnen oder bei schönem Wetter getragen.
Die holzgeschnitzte Maske macht die Hexe erst komplett. Schwarze Handschuhe, die Gutsle-Tasche (rechts) und der Reisigbesen gehören abschließend dazu. So kann die Hohentengener Hexe unerkannt auf der Gass´ fasnächstlich, fröhlich und ausgelassen feiern.
Grundgedanke der Fasnacht ist Kindern bekannt
Lautstark schallte das dreifache „Narro“ der Schüler auf das „Narri“ von Zunftmeisterin Sibylle Sträsler, Stellvertreter Peter Schäuble und Barbara Steidel von der Hexenclique bei ihrem Besuch in der Gemeinschaftsschule entgegen.
Dann war es mucksmäuschenstill in der 2b und mit Interesse verfolgten die Schüler die Ausführungen der Narrenzünftler. Da wegen Corona die Schülerbefreiung ausfallen muss, kamen sie dieses Jahr zu Besuch, um von ihrem Brauchtum zu erzählen.
Dass der Winter lärmend und mit schaurigen Masken ausgetrieben werden soll, das wussten die Kinder. Und vor der 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern darf an der Fasnacht noch einmal richtig geschlemmt und gefeiert werden.

Aus den Gelbjacken werden Hansele
1969 gründeten die Gelbjacken, Markenzeichen Hut mit Fuchsschwanz, die Narrenzunft Bohnenviertel. Aus ihnen sind 1993 die Gelbjacken-Hansele entstanden, denn statt steifem Jackett sollte es lustiger und fröhlicher werden. Heute kommen die Hansele im Häs mit Glöckchen, lachender Holzmaske und großen und kleinen Rätschen daher.

Älteste Clique sind die Erzgräber mit blauem Kittel, schwarzen groben Stiefeln und großem Hammer, gegründet 1970. Sie haben ihren Ursprung in der Geschichte des Bohnerzabbaus in der Gemeinde vor 300 Jahren. Um das Erz zu transportieren benötigten sie eine Lokomotive mit Loren, in denen heute an den Umzügen junge Mädchen in Konfetti gebadet werden.
Die Tanzgarde betritt die Bühne
Seit 1973 gibt es die Tanzgarde für Mädchen ab 16 Jahren, seit 2007 die Junggarde für Mädchen und Jungen ab zehn Jahren.

1971 beteiligten sich erstmals Frauen an der Hohentengener Fasnacht. Sie traten als Hexengruppe mit Gummimasken auf. 1975 wurde die Hexenclique in die Narrenzunft integriert.
Seit 48 Jahren ist Barbara Steidel dabei und gespannt lauschen die Kinder, als sie von der Hexentaufe in der Walpurgisnacht an der Wasserstelz erzählt, wo eine neue Hexe im Zuber mit Rheinwasser getauft wird und den Narrenstempel auf den Allerwertesten aufgedrückt bekommt. „Hast du den auch?“, will ein Schüler wissen? „Der ist schon lange wieder weg“, lacht sie. Und das drehbare Gefährt Hexentrülli, das kennen alle von den närrischen Umzügen.
Dann dürfen die Kinder sich die Utensilien und Fotos anschauen, Fragen stellen und auch einmal eine der schönen Holzmasken aufsetzen.
„Nächstes Jahr kommen wir wieder, um euch zu befreien und die Lehrer zu verhaften“, versprach Sibylle Sträsler, was mit lautem Jubel quittiert wurde.

Für jeden gab es noch ein Rätselheft zum Ausmalen.