Gegen Ende des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts zogen die nordgermanischen Stämme der Kimbern und Teutonen nach Süden. Im Alpenraum stießen sie auf die Römer, mit denen sie sich über Jahre hinweg erbitterte Kämpfe lieferten. In solchen unruhigen Zeiten suchten die Menschen Sicherheit hinter städtischen Mauern.
Laut Günther Wieland von der archäologischen Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Stuttgart dürfte das auch der Grund für die Entstehung des Altenburger Oppidums gewesen sein.
Noch nicht einmal ein Prozent dieser einstmals befestigten Siedlung des Oppidums sind erforscht. Doch schon jetzt deuten sich bahnbrechende Erkenntnisse über die keltische Stadt auf der Rheinhalbinsel an. Günther Wieland präsentierte die neuesten Funde und Erkenntnisse gemeinsam mit Ausgrabungsleiter Thimo Brestel.
Archäozoologie wichtiger Forschungszweig
Einige dieser Ergebnisse sind auf die sogenannte Archäozoologie zurückzuführen: Anhand von tierischen Resten, die sich in den frühzeitlichen Siedlungsgruben finden, kann auf Leben und Lebensweise der damaligen Menschen rückgeschlossen werden. So fanden sich in einer Altenburger Grube Knochen von einem Maultier.
Laut der Forscher beweist das, wie fortschrittlich die hiesigen Kelten in Sachen Tierzucht waren, denn die Kreuzung von Pferd und Esel stellt im Raum nördlich der Alpen für die vorchristliche Zeit eine Besonderheit dar.

Ein antiker Schlüssel deutet darauf hin, dass bereits die in Altenburg siedelnden Kelten einen Wunsch nach Privatsphäre verspürten. Günther Wieland vermutet, dass die Bewohner der Altenburger Keltenstadt sehr stark von der römisch-mediterranen Lebensart geprägt waren.
Ursprung der Siedlung in den Kimbernkriegen
Das spätkeltische Oppidum von Altenburg-Rheinau in Jestetten liegt am Hochrhein und war im späten zweiten und ersten Jahrhundert vor Christus ein zentraler Handelsknotenpunkt. Die 320 Hektar große Siedlung befand sich auf zwei gegenüberliegenden Halbinseln am Rhein und war während der späten Eisenzeit von Kelten besiedelt.
Handel und Handwerk in Altenburg
Dabei prägte wohl nicht nur der Handel die Rheinhalbinsel. Inzwischen ist auch nachgewiesen, dass es ein vielfältiges Handwerk und Gewerbe gab. Die Archäologen zeigten Funde, die auf eine professionelle Glasherstellung, Töpferwerkstätten und die Herstellung von Münzen hinweisen.
Viele Tonscherben zeigen eindeutige Fingerspuren, die beweisen, dass bereits Töpferscheiben im Einsatz waren. Auch zahlreiche grob geformte Alltagsgefäße aus Ton wurden gefunden. Schlackenfunde bezeugen, dass auch Eisen geschmiedet und gegossen wurde.
Ausgrabung bis 2024 fortgesetzt
„Es gibt noch viel zu erforschen“, stellte Ausgrabungsleiter Thimo Brestel fest. Er geht davon aus, dass bei einer Siedlung dieser Größenordnung rund zehn Tempelanlagen vorhanden sein müssen.

Bislang wurde noch keine lokalisiert. Doch die Ausgrabungen werden noch mindestens bis ins Jahr 2024 fortgesetzt. Und mit den weiteren Ausgrabungen, die sich auf die Waldfläche am Oppidum ausdehnen, sind noch viele Überraschungen zu erwarten.