Rund 150 Teilnehmer konnten bei drei Führungen die Ausgrabungen im keltischen Oppidum auf der Halbinsel Schwaben hautnah verfolgen. Mit rund 10.000 Bewohnern war die Stadt im ersten vorchristlichen Jahrhundert wohl die größte keltische Siedlung im heutigen Deutschland. Günther Wieland vom Landesamt für Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Stuttgart erklärte dabei das Vorgehen der Archäologen und gab einen detaillierten Einblick in das Leben der Menschen der damaligen Zeit.

Günther Wieland (rechts) erklärt die diesjährigen Funde.
Günther Wieland (rechts) erklärt die diesjährigen Funde. | Bild: Ralf Göhrig

Entstanden um 120 vor Christus, wuchs die Siedlung auf der Rheinhalbinsel rasch zu einem großen Handelszentrum mit Rheinhafen und vielen Handwerksbetrieben. Besonders die Herstellung von Keramik, Glas aber auch das Prägen von Münzen, insbesondere Silbermünzen waren hier prägend.

In diesem Jahr sind die Archäologen auf den Standort einer Großmetzgerei gestoßen. Dabei haben sie hunderte von Rinderknochen gefunden, Unterkiefer, Schulterblätter und Langknochen von Hinter- und Vorderbeinen der Tiere. „Auffallend ist dabei“, erklärte Wieland, „dass dies keine keltischen Rinder waren, sondern dass diese Tiere wohl aus Italien stammten.“

Gut zu sehen sind die Rinderknochen in der Grube.
Gut zu sehen sind die Rinderknochen in der Grube. | Bild: Ralf Göhrig

Den Nachweis für die genaue Herkunft der gefundenen Rinder muss ein Archäozoologe führen, fest steht jedenfalls, dass die Rinderrassen der Kelten viel kleiner waren, als die gefundenen.

Das Fleisch der Tiere wurde damals geräuchert, um es haltbar zu machen. Bei den Schulterblättern sei noch gut das Loch zu erkennen, durch das der Fleischerhaken geführt wurde.

Ein Archäologe zeigt eine gefundene Tonscherbe.
Ein Archäologe zeigt eine gefundene Tonscherbe. | Bild: Ralf Göhrig

Auch in diesem Jahr fanden die Forscher wieder unzählige römische Weinamphoren. Der Wein kam über das Mittelmeer, die Rhone und den Rhein nach Altenburg. „Eine Amphore fasste 25 Liter Wein und wurde zum Gegenwert eines Tischsklaven erworben.“ Allerdings gab es zu der Zeit des Altenburger Oppidums bereits einen ausgeprägten Münzhandel. „Alleine mit Tauschhandel wäre ein so großes Handelszentrum nicht möglich gewesen“, erklärte Wieland weiter.

Auf diesem Bild sind die Grubenhorizonte gut zu erkennen. Es zieht sich ein breites Band mit Funden (hier Knochen) durch die Grube.
Auf diesem Bild sind die Grubenhorizonte gut zu erkennen. Es zieht sich ein breites Band mit Funden (hier Knochen) durch die Grube. | Bild: Ralf Göhrig

Er ging im Zusammenhang mit den gefundenen Objekten auf die politische Großwetterlage der damaligen Zeit ein. Die Altenburger Siedlung verschwand etwa 50 vor Christus. Dies würde zu der historisch belegten Tatsache passen, dass keltische Völker um das Jahr 58 vor Christus nach Süden zogen – wo sie später von den Römern geschlagen und wieder zurückgedrängt wurden.

Bruchstücke römischer Weinamphoren – bislang wurden in Altenburg rund 15.000 davon gefunden.
Bruchstücke römischer Weinamphoren – bislang wurden in Altenburg rund 15.000 davon gefunden. | Bild: Ralf Göhrig

„Es gibt noch viel zu entdecken“, sagte Wieland, „wir werden die nächsten Jahre noch weiter hier graben.“ Über Winter werden die Funde ausgewertet. Noch völlig unklar ist die Lage des Tors im quer über die Halbinsel verlaufenden Schutzwall, der Schanz. „Irgendwie müssen die Menschen ja in die Siedlung gekommen sein“, befand Wieland. Außerdem wäre es interessant zu wissen, wo ein kultisches Zentrum gelegen hat. Doch das ist, bei aller technischen Möglichkeiten, fast wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Insgesamt erstreckt sich die Siedlungsfläche über 233 Hektar, die Ausgrabungen finden jährlich auf wenigen Quadratmetern statt.

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