Klettgau – Nach wie vor ist unklar, wie es mit dem Erzinger Pfarrhof weitergeht. Die Vorstellung des Planungsbüros Sutter 3 über die mögliche zukünftige Nutzung des Areals mit den Gebäuden des Pfarrhauses und der historischen Pfarrschür im Gemeinderat lieferte Details zu den Zielen der Pfarrhofinitiative. Grundpfeiler ist der Erhalt der weitgehend leerstehenden Gebäude im historischen Oberdorf Erzingens für soziale und kulturelle Zwecke für die Bevölkerung. Ziel ist, mit der gegründeten Regionalgenossenschaft das Areal zu erwerben und in ihrem Sinne dem Gemeinwohl zuzuführen. Auf dem Weg dahin hat die Bürgerinitiative gewaltige Anstrengungen unternommen und Veranstaltungen auf den Weg gebracht, die große Resonanz in der Bevölkerung hatten. Planer Daniel Steiger sprach von einer „kraftvollen Initiative mit einem ganzheitlichen Angebot für die Gemeinde“.

Er führte die Möglichkeiten zur Entwicklung der Gebäude und des Areals an. Das Pfarrhaus befinde sich in einem guten baulichen Zustand. Es könne sofort genutzt werden für mietbaren Wohnraum, Kunst und Kultur, Verwaltungs- und Büroräume, Coworking oder kurz: als Mehrfunktionenhaus. Die leerstehende Pfarrschür sei dem Alter entsprechend in einem soliden Zustand, müsse aber grundsaniert werden. Sie biete eine Fülle von Möglichkeiten: Kultur- und Veranstaltungssaal, Seminarräume, mietbare multifunktionale Räume, Ferienunterkünfte, Werkstatträume und weitere.

Mehrfach betonte Steiger, dass es sich lediglich um einen Zwischenbericht handle, da kein Wertgutachten oder Kaufpreis durch die Kirche bekannt seien. Ohnehin seien die Eigentumsverhältnisse des rund 3000 Quadratmeter großen Areals kompliziert: Zum einen handle es sich um Stammland sowie um Eigentum der Pfarrpfründestiftung. Nur die Bischofskonferenz könne über den Verkauf entscheiden, dies stehe noch aus. Fest stehe, dass mit einem Kauf ein jährlicher Erbpachtzins fällig wird, in der Regel seien das vier Prozent des Preises. Das wären rund 12.000¦Euro pro Jahr. Allerdings, so führte Steiger aus, habe die Kirche in Aussicht gestellt, für nicht nutzbares Gelände den Erbpachtzins zu reduzieren. Aber: „Die Kirche hat bislang keine finalen Aussagen getroffen“, so Steiger.

Dazu meldete sich der Vorsitzende des Stiftungsrats der Seelsorgeeinheit Klettgau-Wutöschingen, Heinz Gießen, aus dem voll besetzten Zuhörerraum zu Wort: „Wir, der Stiftungsrat, befürworten den Verkauf des Pfarrhofes an die Genossenschaft.“ Allerdings glaube er nicht an eine Reduzierung des Erbachtzinses durch die Bischofskonferenz, da dies einen Präzedenzfall schaffen würde.

Steiger stellte verschiedene Wirtschaftsmodelle vor, die noch nicht auf fundierten Grundlagen ruhen, da Eckdaten wie der Kaufpreis noch unklar sind, also lediglich auf Annahmen basieren und so eine tiefergehende Planung noch nicht sinnvoll sei. Die Finanzierung soll auf Genossenschaftsanteilen basieren, mit wesentlichen Fördermitteln sei nur zu rechnen, „wenn die Gemeinde mit im Boot ist“, betonte er – will heißen: Die Gemeinde Klettgau engagiert sich finanziell. Die Finanzierung und der wirtschaftliche Hintergrund warfen einige Fragen auf. Beispielsweise kritisierte Gemeinderätin Sabine Budde, dass ihr „die konkrete wirtschaftliche Unterfütterung fehle“, Fragen wie Personalkosten und allfällige regelmäßige Kosten gab sie zu bedenken. Eine rein wirtschaftliche Betrachtungsweise sei angesichts des drastischen gesellschaftlichen Wandels fragwürdig, die Grundsatzfrage müsse sein: „Was ist lebenswert?“, so Steiger.

Gemeinderat Patrick Siebler appellierte, die Sache zu unterstützen und mitzufinanzieren, die Initiative, die die Regionalentwicklungsgenossenschaft zum Kauf des Grießener Gasthauses „Linde“ auf den Weg gebracht hat, habe Maßstäbe gesetzt: „Manch ein Erzinger blickt neidisch nach Grießen.“ Benny Ritzmann teilte diese Ansicht: „In ganz Klettgau brodelte es, jetzt muss endlich was gehen.“ Großes Lob und Dank zollte Gemeinderätin Nathalie Netzhammer den Initianten für ihr enormes ehrenamtliches Engagement: „Es zeigt sich, dass den Erzingern der Erhalt des Pfarrhofes sehr am Herzen liegt.“ Ihr Ratskollege Joachim Grießer sagte: „Wir finanzieren ja auch das Schwimmbad und gleichen dessen jährliches Defizit von 200.000 Euro aus.“ Letztlich erklärte Steiger: „Es kommt nun auf das gemeinsame Wollen, Handeln und Finanzieren an, dann zeigt sich, welcher Wert dem Projekt Pfarrhof in der Öffentlichkeit gegeben wird.“