Die Flüchtlingsunterkunft in Erzingen ist schon lange in einem maroden, sehr prekären Zustand. Das ist allgemein und auch der Verwaltung seit Langem bekannt. In der jüngsten Sitzungsvorlage des Gemeinderates beschreibt sie, dass das Gebäude „in sehr vielen Bereichen schadhaft ist und nicht mehr menschenwürdigen Ansprüchen genügt“. Und doch hat es Jahre gedauert, bis sich die Gemeinde dem Problem konkret annimmt.
Der Gemeinderat hatte sich mit dem Thema zu befassen, da der Abriss und die Erstellung neuer Unterkünfte für Flüchtlinge und Obdachlose nicht nur aufgrund der baulichen und hygienischen Verhältnisse zwingend sind, sondern auch weil die Gemeinde ihre Pflichtaufgabe erfüllen muss. „Wir hängen mit unseren Flüchtlingszahlen hinterher“, erklärte Bürgermeister Ozan Topcuogullari. Klettgau biete derzeit Unterkünfte für 154 Flüchtlinge, muss aber für 171 Geflüchtete eine Unterkunft stellen.
Ein Großteil der Flüchtlinge ist dezentral untergebracht, einzig in Erzingen sind am Ortsrand in einer Unterkunft, vom Volksmund „Kiesloch“ genannt, elf Personen untergebracht. Teils in einem Gebäude mit gemeinschaftlich genutzter Küche und sanitären Anlagen sowie in zwei Einzelcontainern.
Pro Person ein Container
Die Planung sieht nun eine Containerlösung vor. Pro Person ein Container mit einfacher Ausstattung, mit WC, Dusche und Kochstelle. Mit der Containerlösung sei ein zukunftsfähiges Konzept erarbeitet worden, das weitere Belegungen zulasse und eine langfristige vernünftige Perspektive darstelle, so die Position der Verwaltung.
Insgesamt 26 dieser Wohnmodule sind geplant, zusätzlich ein Container für Technik und einen weiteren für eine Waschküche. Die Anordnung sieht eine übereinandergestapelte Containerzeile im nördlichen Bereich vor, nach deren Aufstellung die derzeitigen Bewohner umziehen. Dann soll das alte Gebäude abgerissen, an dessen Stelle, ebenso übereinandergestellt, ein weiterer Riegel mit Wohncontainern aufgestellt werden soll.
Damit könnten 26 Flüchtlinge und Obdachlose vor Ort untergebracht werden und Klettgau hätte einen gewissen Puffer für die mögliche Unterbringung weiterer Menschen.
Die vorgefertigten Container seien in der Ausstattung sicher vor Sachbeschädigungen und sollen im kommenden Jahr aufgebaut werden.
Die Kosten werden mit 1,225 Millionen Euro brutto veranschlagt. Weitere Informationen, wie etwa zur Gestaltung des Areals, waren nicht zu erfahren, was vermutlich daran lag, dass der beauftragte Architekt in der Sitzung nicht anwesend war.
Anwohner haben Redebedarf
Das Thema Flüchtlingsunterkunft beschäftigt besonders die Anwohner, die die Sitzung mit großem Interesse mitverfolgten und offensichtlich Fragen- und Redebedarf hatten. Sie akzeptierten jedoch den Vorschlag für ein persönliches Gespräch mit dem Bürgermeister zu einem späteren Termin. In diesem Zusammenhang kritisierte Gemeinderat Hubert Behringer, dass man die Anwohner bereits bei der Planung der Unterkunft hätte mitnehmen sollen.
Des Weiteren war zu erfahren, dass ein Klettgauer damit beauftragt ist, regelmäßig, als eine Art Hausmeister, nach dem Rechten zu schauen. Ebenso trete der Bauhof in Aktion, um den Müll auf dem Gelände zu entsorgen.
Letztlich stimmte der Gemeinderat dafür, die Bauleitplanung weiterzuführen und abzuschließen, die Baugenehmigung zu beantragen sowie mögliche Fördermittel zu prüfen und zu beantragen.