Trotz der ungünstigen Wetterkapriolen mit reichlich Regen und tags darauf mit starken Windböen war das große Treffen der Freunde des Mittelalters in Erzingen ein großes Spektakel. Über die Pfingstfeiertage ließ der Veranstalter, die Narrengesellschaft Erzingen, die Epoche des Mittelalters hochleben. Die Besucher des Spektakels nahmen einige Erlebnisse und interessante Eindrücke mit nach Hause, mit dem wohligen Gefühl, ein trockenes Dach über dem Kopf zu haben und wenn der Hunger naht, den gefüllten Kühlschrank in der Nähe zu wissen. Sie gingen mit der Gewissheit, dass, wenn die Zähne Probleme bereiten, der Gang zum Zahnarzt Abhilfe verschafft.
Dem Leben im Mittelalter nachzuspüren, dafür bot dieses Mittelalterspektakel eine gute Gelegenheit. Zahlreiche Zelte, Stände und Buden mit authentisch gekleideten, oder wie es Mittelalterjargon heißt, gewandeten Frauen und Männern boten ihre Waren feil oder waren bei ihrer Arbeit zu beobachten. Handwerker, wie der Waffenschmied und der Bogenmacher, Dienstleister wie der Bader und der Medicus stellten sich vor. Man sah Frauen am Spinnrad, beim Wolle färben, beim Weben, Nähen und Kochen, aber auch Szenen mit mittelalterlichen Tafelrunden.
Ritter und adlige Burgfräulein, Gaukler, Zauberer, Landsknechte, Musiker mit Dudelsäcken und Trommeln tummelten sich auf dem großen Gelände des Feldlagers bei der Leichtathletikanlage. Für die Eindrücke brauchte es Zeit, denn wer alles gesehen haben wollte und überdies dabei immer wieder auf Gesprächspartner traf, war schon einige Stunden unterwegs.
Besonders bemerkenswert war der Stand des „Starstechers zu Füssen“, der seine am grauen Star erkrankten Kunden mittels einer Kupfernadel von ihrem Leiden mehr oder weniger erfolgreich operierte. Er präsentierte zahlreiche geschmiedete medizinische Instrumente, darunter eine martialische Zange zum Zähneziehen. „Das war üblicherweise die Aufgabe des Dorfschmiedes“, informierte der Starstecher, also der mittelalterliche Augenarzt.
Gruseln bei den Besuchern
Von Amputationen und diversen Operationen der mittelalterlichen Medizin wusste er anschaulich zu berichten, was in der gebannten Zuhörerrunde gehöriges Gruseln auslöste. Aber immerhin sieben von zehn Patienten hätten überlebt, behauptete er, wobei die später an Wundbrand Verstorbenen nichts mehr von seinen Missgeschicken erzählen konnten.
Wer wollte, konnte auch eine Ritterrüstung anprobieren. In voller Ausstattung wiegt diese 25 Kilogramm, aber sie bot den größtmöglichen Schutz, wenngleich die Beweglichkeit eingeschränkt war. Andernorts bestand die Möglichkeit, sich im Armbrustschießen zu üben – drei Schuss für vier Euro. Darüber hinaus gab es eine Fülle von Waren zu kaufen: Tinkturen, Essenzen, Kräutermischungen, Schmuck und Lederwaren in Hülle und Fülle und vieles andere mehr.
Sehenswert waren die Showeinlagen, die Schaukämpfe, die Zaubershow sowie die abendliche Feuershow. Gut gelöst hatte der Veranstalter auch die Bewirtung der Gäste, wobei Speisen und Getränke nicht mittelalterlich waren.