In den Augen deutscher Autofahrer fährt weltweit ein Drittel der Menschheit auf der falschen Straßenseite – der linken. So auch die Engländer. Weshalb es auch irgendwie passt, dass die nicht gerade als Britenfans geltenden Franzosen zunächst einmal in Europa für den Rechtsverkehr sorgten.
Rechtsfahrgebot galt schon für Kutschen
Etwa Robespierre im Paris der französischen Revolution. Er führte per Gesetz den Rechtsverkehr ein, den schließlich Napoleon den von ihm eroberten europäischen Ländern verordnete. Was deutlich macht, dass nicht erst die Erfindung des Autos die Wahl zwischen Links- oder Rechtsverkehr notwendig machte, sondern auch schon für Kutschen und Ochsenkarren nötig war.
Die Engländer behielten die Gewohnheit bei, so wie sie einst von links aufs Pferd stiegen, sinnvollerweise auch links zu reiten und dann auch zu fahren. Was sie es bis heute im Mini oder Rolls Royce tun und beim Besuch auf dem europäischen Festland im Rechtsverkehr nicht selten für Überraschungen gut sind.
Engländerin auf Abwegen
Von einer solchen konnten eine 27-jährige Engländerin und ein einheimischer Autofahrer berichten, die im Juni 1999 auf der Landstraße bei Herrischried mit ihren Autos zusammenkrachten. Die „Engländerin auf Abwegen“, wie es im Wachbuch der Görwihler Polizei vermerkt wurde, war mit einem geliehenen Festlandauto (Steuer links) unterwegs, als sie an einer Baustellenampel stoppen musste.
Da stand sie nun, vermutlich etwas gedankenverloren, und wartete auf Grün. Und als das schließlich aufleuchtete, fuhr sie munter weiter – allerdings wie zu Hause in England auf der linken Seite. Das fiel ihr die ersten Meter nicht weiter auf, doch hinter der ersten Kurve wars mit dem Linkstrip vorbei.
Der Fahrer des aus englischer Sicht falsch auf die 27-Jährige zukommenden Autos stand voll auf die Bremse und konnte Schlimmeres verhindern. Der Zusammenstoß war nicht zu vermeiden, doch lief relativ milde ab. Unverletzt kletterten Engländerin und Deutscher aus ihren lädierten Autos, die zu reparieren wohl etwa 6000 D-Mark kostete. Die Frau konnte ihre Falschfahrt plausibel erklären, weshalb sie mit Verwarnungsgeld davonkam.