Ein schnelles Datennetz ist in unserer zunehmend digitalisierten Welt unverzichtbar geworden. Unternehmen sind auf schnellen Datenaustausch angewiesen, in Zeiten von Homeoffice benötigen immer mehr private Haushalte ein schnelles Internet.

Diese Notwendigkeit hat Landrat Martin Kistler frühzeitig erkannt und mit den 32 Kreisgemeinden und der Gemeinde Schluchsee den Zweckverband Breitband Landkreis Waldshut auf die Beine gestellt. Vor fünf Jahren erfolgte der Spatenstich für das Hochgeschwindigkeitsnetz, am Montag konnte Andreas Nauroth, Planer des Landkreises für das Backbone-Netz, Vollzug verkünden: „Wir sind fertig!“

Initiative für Breitbandausbau

Helmut Kaiser, Bürgermeister aus Ibach, erinnerte daran, dass beim Baustart versprochen wurde „jeden Schwarzwaldhof an das schnelle Internet anzuschließen“. Heute sei man auf einem guten Weg, auch wenn der „Zug nicht immer so schnell vorangekommen ist, wie wir uns das gewünscht hätten“.

In der Verbandsversammlung des Zweckverbands Breitband Landkreis Waldshut berichteten über den Sachstand (von links) Landrat Martin ...
In der Verbandsversammlung des Zweckverbands Breitband Landkreis Waldshut berichteten über den Sachstand (von links) Landrat Martin Kistler, der stellvertretende Verbandsvorsitzende Martin Benz (Hohentengen), Sachbearbeiterin Sandra Mathis und Planer Andreas Nauroth. | Bild: Edinger, Gerald

Landrat Kistler lobte das Basisnetz als „überragendes Konzept“, das die Entscheider in der Landesregierung überzeugt habe, dieses Projekt zu fördern: „Darauf können wir stolz sein.“ Er hob hervor, dass ohne die Abstimmung und das gute Miteinander mit der Gemeinde Hohentengen Planung und Umsetzung des Backbone nicht möglich geworden wäre.

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Hohentengen war mit dem Bau eines eigenen Glasfasernetzes der Vorreiter im Landkreis Waldshut, 2009 gingen die ersten Kunden an das schnelle Glasfasernetz der Gemeinde. Von dieser Erfahrung habe der Landkreis profitiert.

382 Kilometer Leerrohre und Kabel

Einen detaillierten Überblick über die Inbetriebnahme gab Andreas Nauroth. Im laufenden Jahr wurden die Lücken im Netz in Albbruck und Herrschried geschlossen. „Alle Tiefbauarbeiten sind abgeschlossen, die Glasfaserkabel sind alle eingeblasen“, verkündete Nauroth. In den zurückliegenden fünf Jahren wurden 382 Kilometer Leerrohre und Glasfaserkabel verlegt, davon allein 200 Kilometer für den „Ring“ um den Landkreis. Für Langlebigkeit des Systems sollen verlegte Kabellängen von zwei bis acht Kilometer sorgen.

Die fünf POP-Gebäude (Point of Presence) bilden dabei das Herzstück. Diese Technikzentralen sind die Schnittstellen zu den Ortsnetzen. Im Landkreis stehen sie in Bonndorf, Hohentengen, Waldshut-Tiengen, Bad Säckingen und Todtmoos. Durch das sogenannte Redundanzkonzept können die Ortsnetze nie komplett ausfallen, weil sie von einem weiteren anliegenden POP im Ring versorgt werden.

Ein Überwachungssystem mit zwölf Sensortrassen sorgt dafür, dass Wasserschäden oder Faserbrüche sofort angezeigt werden. „Geplant ist eine Übermittlung auch an den Betreiber“, so Nauroth.

Schäden durch Bauarbeiten und Nager

Dass es zu solchen Schäden kommen kann, zeigt ein Beispiel aus Dettighofen, wo eine Tiefbaufirma das Glasfaserkabel mit einer Pflug-Zugmaschine beschädigte. Im Vorfeld seien „Planauskünfte über die Lange der Backbone-Kabel erfolgt“, erläuterte Verbands-Vize Martin Benz (Hohentengen). Weil mit dem beauftragten Unternehmer und einem ausführenden Sub-Unternehmer keine Einigung erzielt werden konnte, beschäftigen sich nun Anwälte mit diesem Schaden. Bisher wurde nur eine Notreparatur durchgeführt.

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Christian Behringer (Grafenhausen) erklärte, dass Biber Probleme für das Netz in seiner Gemeinde seien. „Ein halber Meter Kabel wurde abgenagt.“ Nauroth sind zwar Kabelverbiss durch Marder bekannt, der nagende Biber sei „ein exotischer Fall“. Eine Lösung konnte er in der Sitzung nicht anbieten. Martin Kistler regte an, über Möglichkeiten einer baulichen Maßnahme nachzudenken und Erfahrungen darüber auszutauschen.

Auf Anfrage von Wehrs Rathauschef Michael Thater erklärte Andreas Nauroth, dass es Verbindungen zum Netz des Landkreises Lörrach und Richtung Basel geben soll. „Es sind viele Anknüpfungspunkte geplant.

Das Netz funktioniert besser, wenn es mit anderen vernetzt ist.“ Beim Ausbau der Ortsnetze fühlen sich die Kommunen unterdessen nach dem Stopp der Gigabit-Förderung durch den Bund alleingelassen. Die Auswirkungen seien völlig unklar, es lohne sich bald nicht mehr Anträge zu stellen wenn die Förderung auslaufe, erklärte Thater.

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