Wie sieht es in unseren Wäldern aus? In der jüngsten Sitzung des Finanz- und Verwaltungsausschusses des Kreistags schilderte der Leiter des Kreisforstamtes, Helge von Gilsa, die Situation in den Wäldern des Südschwarzwalds. Sie ist demnach durch die Sturmschäden zu Beginn des Jahres und gravierende Hitzeschäden im Jahresverlauf gekennzeichnet.
Das habe zu einer Borkenkäfermassenvermehrung geführt, so von Gilsa, die vor allem die mittleren und unteren Lagen erfasst habe. Auch die Prognosen für 2019 und die Folgejahre seien nicht ermutigend, „es sei denn, wir bekommen einen harten, kalten Winter, ein nasskaltes Frühjahr und einen verregneten Sommer“. Andernfalls müsste mit einer weiteren Zunahme absterbender Bäume, vor allem im Bereich des Fichtenbestands, gerechnet werden. In Verbindung mit Mehrkosten bei der Holzernte, geringeren Erlösen beim Holzverkauf und den Folgekosten bei der Wiederbegründung des nachfolgenden Waldes drohe eine erhebliche Geldvernichtung. Hinzu käme, dass die Sägewerke in der Region an ihre Kapazitätsgrenzen stießen und kaum in der Lage seien, deutlich größere Mengen aufzunehmen.
Das Holz müsse zwischengelagert werden. Wegen der geringen Wasserführung seien Nasslager zur Holzkonservierung jedoch nur noch am Rhein denkbar. Zudem fehlten die Fuhrkapazitäten für die teuren Zwischentransporte in die Nass- und Trockenlager. „Für eine rechtzeitige Holzaufbereitung werden Unternehmerkapazitäten benötigt, die im Moment nicht vorhanden sind“, so der Forstamtsleiter. „Ohne Aussicht auf eine zeitnahe Vermarktung zeigen vor allem kleine Privatwaldbesitzer kaum Bereitschaft, den Holzeinschlag vorzufinanzieren.“
Trotzdem dürfe man die Hände nicht in den Schoß legen. Als erste Maßnahme wurde bereits im Frühjahr dieses Jahres eine „Taskforce Borkenkäfer“ (Sondereinsatztruppe) eingerichtet. Ab April 2019 sollen alle fichtenreichen Wälder wöchentlich auf frischen Borkenkäferbefall untersucht werden, um frühzeitig die weitere Massenvermehrung zu brechen. Dafür müsse zeitweilig Personal eingestellt werden, benötigt würden dafür bis zu acht Mitarbeiter im Zeitvertrag, rechnete Helge von Gilsa vor. Zur Koordinierung sei eine weitere Fachkraft erforderlich, zunächst befristet auf ein Jahr.
Skeptische Reaktionen, aber dennoch Zustimmung
Skeptische Reaktionen blieben nicht aus. Klaus Denzinger (FDP) sagte: „Sind Sie tatsächlich überzeugt, dass Sie mit diesen Aktionen was ausrichten können? Oder müssen wir davon ausgehen, dass sich die Lage dramatisch verschlechtert?“ Auch Tobias Gantert (CDU) beurteilte die Lage kritisch: „Der Einschlag liegt inzwischen doppelt so hoch wie geplant. Wir finden niemanden, der das Holz aufarbeitet, abtransportiert und verarbeitet.“ Helge von Gilsa antwortete: „Wir werden Gespräche mit allen Beteiligten führen.“ Primär sei, den Großteil der Käfer vor ihrem Ausflug zu bekämpfen. „Wir machen, was möglich ist“, so Landrat Martin Kistler. Der Ausschuss folgte einstimmig dem Beschlussvorschlag, 235 000 Euro für eine befristete Einstellung des Personals bereitzustellen.
Fast die Hälfte Wald
Der Kreis Waldshut umfasst eine Fläche von 113 115 Hektar. Fast die Hälfte davon, ein Anteil von 49,3 Prozent, entfällt auf Waldgebiete. An zweiter Stelle folgen mit 38,8 Prozent landwirtschaftliche Flächen. Die Kommune mit dem höchsten Waldanteil im Kreis Waldshut ist St. Blasien (78 Prozent). Den geringsten Anteil an Forstfläche hat Lauchringen mit 27,2 Prozent. (Quelle: Broschüre Bevölkerung und Wirtschaft, Landkreis Waldshut, Stand 2016).