Das Polizeipräsidium Freiburg kontrolliert im Sommer regelmäßig beliebte Motorradstrecken im Südschwarzwald. Mittlerweile sind bei jeder zweiten Kontrolle auch die Kantonspolizeien aus dem Aargau und aus Schaffhausen dabei. „Die Schweizer Kollegen sind unterstützend tätig und den deutschen Einsatzkräften unterstellt“, sagt Polizei-Pressesprecher Mathias Albicker. In gleichem Umfang beteiligt sich die deutsche Polizei an gemeinsamen Kontrollen in den angrenzenden Schweizer Kantonen.

Der Schwerpunkt liege in der Überwachung der Geschwindigkeit in sogenannten ganzheitlichen Kontrollen entlang beliebter Motorradstrecken, zum Beispiel im Wehratal, im Steinatal und im Schlüchttal, so Albicker. Insbesondere im Hinblick auf die Lärmproblematik werden die Motorräder auf mögliche technische Veränderungen überprüft. Die Kontrollen werden grundsätzlich offen durchgeführt. „Ziel ist es, einen flächendeckenden Kontrolldruck zu erzeugen und zu vermitteln“, sagt der Pressesprecher. Bislang gab es im Landkreis 13 Kontrollaktionen, mehrheitlich an Wochenenden und Feiertagen. Dabei wurden 378 Motorräder kontrolliert und 165 Verstöße geahndet, davon 51 Geschwindigkeitsverstöße und 43 Beanstandungen wegen technischer Mängel.
Die Zusammenarbeit basiert auf dem schweizerisch-deutschen Polizeivertrag, der die polizeiliche und juristische Zusammenarbeit regelt. Bei den gemischten Streifen und gemeinsamen Kontrollgruppen dürfen die Beamten des jeweiligen Nachbarlandes ihre Uniform tragen und ihre Ausrüstung mitführen. Albicker zufolge werde die Art dieser Kontrollen von den Motorradfahrern anerkannt. Die Beteiligung der Kantonspolizei im Landkreis Waldshut falle auf und wirke besonders bei Schweizer Bikern präventiv.

Die internationale Zusammenarbeit zwischen den Polizeien aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz wird im Bereich aller drei Länder in zahlreichen grenzüberschreitenden Kooperationen verfolgt. Regelmäßig sind dem Polizeipräsidium Freiburg zufolge deutsche Einsatzkräfte bei großen französischen Weinfesten, bei der Tour de France, am Rock-Festival „Eurockéennes“ im französischen Belfort oder am Schweizer Nationalfeiertag vor Ort. Umgekehrt waren Schweizer und französische Polizisten kürzlich am „Sea-You-Festival“ in Freiburg im Einsatz.
Bis 2016 veranstaltete das Polizeipräsidium einen jährlichen Biker-Tag am Schluchsee. Zu der beliebten Veranstaltung mit präventivem Charakter reisten regelmäßig Hunderte von Bikern aus nah und fern an – wenn das Wetter mitspielte. Nach zehn Jahren wurde das Konzept aufgrund des hohen Aufwands und der geringen Flexibilität bei Schlechtwetter aufgegeben. Seither konzentriert sich die Präventionsarbeit auf die genannten Kontrollen, aber auch auf Veranstaltungen, an denen erfahrungsgemäß viele Motorradfahrer anzutreffen sind.
Biker äußern sich verhalten
„Ich war noch nie in einer solchen Kontrolle, schätze sie aber nur für einen kleinen Teil der Biker als wirksam ein“, sagt Florian Königs, selbst begeisterter Motorradfahrer. Seiner Meinung nach werden jene Fahrer, die es auf spaßbedingte Geschwindigkeitsübertretung abgesehen haben, auch nach einer präventiven Kontrolle nicht davon abgeschreckt. Das Risiko sei jedem Biker bewusst. Er plädiert deshalb dafür, dass jeder Motorradfahrer einen Organspenderausweis mitführt.

Die Unfallstatistik
Im Jahr 2018 gab es 173 Verkehrsunfälle, an denen Motorräder beteiligt waren. Vier Motorradfahrer kamen dabei ums Leben, 75 wurden schwer und 59 leicht verletzt. 84, also fast die Hälfte der Unfälle, waren auf eine nicht angepasste, überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen. 2019 gab es bereits 54 Verkehrsunfälle, davon zwei getötete Motorradfahrer, 21 schwer verletzt und 20 leicht verletzt. 19 waren auf eine nicht angepasste, überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen.