Verena Wehrle

Wenn nach regnerischen Tagen die Sonne endlich wieder scheint, dann fahren sie wieder: Die Motorradfahrer. Sie ziehen ihre Leder-Kombi an, setzten den Helm auf, steigen auf ihren heißen Ofen. Doch leider geht das gerade zu Beginn der Saison nicht immer glimpflich aus. Allein am Samstag letzte Woche ereigneten sich in Südbaden zehn Motorradunfälle, zwei endeten tödlich. Ein Biker starb in Laufenburg, einer bei Todtnau. Im Jahr 2018 verunglückten im Bezirk des Polizeipräsidiums Freiburg 35 Menschen tödlich, darunter zwölf Motorradfahrer.

Ein tödlicher Motorradunfall ereignete sich am Samstag vergangene Woche zwischen Hochsal und Laufenburg auf der Landstraße 151 a.
Ein tödlicher Motorradunfall ereignete sich am Samstag vergangene Woche zwischen Hochsal und Laufenburg auf der Landstraße 151 a. | Bild: Peter Umstetter

1. Wo sind die Unfallschwerpunkte in der Region?

Die Unfallschwerpunkte sind laut Mathias Albicker, Pressesprecher der Polizei im Landkreis Waldshut, vor allem die Ausflugsstrecken. Dazu zählen die Landstraßen im Wehratal, im Schlüchttal, im Steinatal sowie auch die Landstraße von Bernau nach Präg und die Strecke von Rickenbach nach Todtmoos und von dort nach Präg.

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2. Was sind die häufigsten Unfallursachen in der Region?

Im Jahr 2018 gab es in Südbaden 131 Motorradunfälle. Davon waren bei 88 Unfällen Motorradfahrer die Hauptverursacher. Bei 61 Unfällen war kein zweiter Verkehrsteilnehmer involviert. 65 Mal war zu hohes Tempo die Unfallursache. Albicker sagt: „Das Risiko steigt mit dem Fahrer – letztendlich sitzt da einer drauf, der das Gas bedienen muss.“

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3. Stimmt es, dass überwiegend Schweizer hier in Deutschland rasen?

Diese Wahrnehmung hätten viele Autofahrer hier am Hochrhein, sagt Albicker. „Doch wir sind ein Urlaubsgebiet, da gibt es nicht nur Schweizer, sondern Motorradfahrer aus ganz Deutschland und auch aus anderen Ländern“, so der Polizeisprecher. Und er fügt hinzu: „Wir können Deutsche da nicht ausnehmen. Die probieren ebenfalls die Strecken aus und gehen ans Limit.“ Insgesamt waren 42 Schweizer Motorradfahrer an den 131 Unfällen beteiligt, davon waren 32 die Hauptverursacher.

Mit dieser Maschine verunglückte ein 73-jähriger Schweizer am Samstag letzte Woche zwischen Hochsal und Laufenburg tödlich.
Mit dieser Maschine verunglückte ein 73-jähriger Schweizer am Samstag letzte Woche zwischen Hochsal und Laufenburg tödlich. | Bild: Peter Umstetter

4. Welches Alter haben die Fahrer?

„Wir beobachten schon, dass die Motorradfahrer immer älter werden“, so Albicker. Doch in der Statistik sei auffällig, dass vor allem junge Erwachsene an den Unfällen mit überhöhter Geschwindigkeit beteiligt sind. An den 131 Motorradunfällen in Südbaden waren 28 junge Erwachsene zwischen 18 bis 24 Jahren beteiligt und sieben Senioren über 65. Im Großteil der Unfälle waren Fahrer zwischen 25 und 64 Jahren verwickelt.

5. Was tut die Polizei, um Motorradunfälle zu verhindern?

Für die Motorradsaison 2019 hat die Polizei eine Konzeption aufgelegt. Im Rahmen dieser gab es Ende Mai Geschwindigkeitskontrollen in Wehr, Waldshut-Tiengen und Stühlingen. Diese Kontrollen sollen an den Orten der Unfallschwerpunkte regelmäßig stattfinden. Begleitend dazu gibt es Präventionsmaßnahmen an beliebten Biker-Treffpunkten, bei denen die Fahrer gezielt angesprochen werden. An den Unfallschwerpunkten wurden Plakate angebracht. Doch auch der Lärm wird kontrolliert. Dafür winken sie Fahrer von auffällig lauten Zweirädern auf einen Parkplatz und messen das Standgeräusch. Der Auspuff werde überprüft, so Albicker. Viele Fahrer würden den Schalldämpfer, den sogenannten „dB-Eater“, entfernen. Bei einer Kontrolle hätten ihn aber viele unter der Rückbank verstaut, bauen ihn dann wieder ein und könnten weiter fahren, so der Polizeisprecher.

6. Sollen Ersthelfer den Helm abnehmen oder nicht?

Ist der Unfall passiert, sind die nachkommenden Verkehrsteilnehmer gefragt, zu helfen. Kommt man als Ersthelfer an den Unfallort, trifft man auf einen verletzten Motorradfahrer, der sich womöglich nicht aus seinem Helm befreien kann. Es herrschen unterschiedliche Meinungen, ob ein Ersthelfer dem Verletzten den Helm absetzen sollte oder nicht. Schließlich könnte der Verunfallte eine Kopfverletzung haben. Thomas Dörflinger, Ausbildungsleiter für Erste-Hilfe beim DRK-Kreisverband Bad Säckingen, klärt auf: „Ist der Fahrer bewusstlos, soll man den Helm abziehen, damit man den Verletzten in die stabile Seitenlage bringen kann. Wenn er mit mir sprechen kann, dann kann ich ihn fragen. Meistens ziehen die Fahrer den Helm dann selbst aus.“

Die jüngsten Motorradunfälle

In diesem Frühjahr kam es zu zahlreichen Unfällen mit Motorrädern in der näheren Region. Zwei Tote sind zu beklagen. Hier eine Übersicht:

  • Ostersonntag, 21. April 2019: Ein Motorradfahrer prallte auf der L153 von Görwihl in Richtung Strittmatt gegen einen Baum, laut Polizei wegen unangepasster Geschwindigkeit. Er wurde leicht verletzt.
  • 1. Mai 2019: Zwischen Todtmoos-Au und Gersbach auf der K6352 geriet ein Motorradfahrer von der Fahrbahn ab, prallte gegen eine Leitplanke und erlitt leichte Verletzungen. Am gleichen Tag verunglückte ein weiterer Motorradfahrer auf der L151 zwischen Freiwaldkapelle in Richtung Todtmoos. Laut Polizei rutschte er wegen überhöhter Geschwindigkeit unter einer Leitplanke hindurch, verletzte sich und blieb dort liegen.
  • Do, 30. Mai 2019: Eine 24-jährige Autofahrerin übersah einen Motorradfahrer beim Einfahren auf einen Parkplatz auf der L151 zwischen Hänner und Hottingen. Die Folge: Zwei Leichtverletzte – der 54-jährige Motorradfahrer und seine 16-jährige Sozia.
  • Samstag, 8. Juni 2019: Am Samstag vor Pfingsten gab es gleich zehn Motorradunfälle im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Freiburg, darunter auch einige in der näheren Region. Gegen 11.15 Uhr kam auf der K6352 zwischen Schopfheim und Gersbach bei Hasel ein Motorradfahrer zu Fall, rutschte über die Fahrbahn und circa 20 Meter die Böschung hinab. Er schwebt in Lebensgefahr. Gegen 17.25 Uhr kam ein 58-jähriger Motorradfahrer auf der L148 zwischen Wehr und Todtmoos im Bereich des „Schluchtensteigs“ zu Fall. Er wurde leicht verletzt. Zwei Todesfälle gab es an diesem Tag: Ein 73-jähriger Motorradfahrer starb bei einem Unfall auf der L151a zwischen Hochsal und Laufenburg. Ein 20-jähriger Motorradfahrer ließ sein Leben bei einer Kollision mit einem Auto zwischen Muggenbrunn und Todtnauberg.