„Das Interesse von jungen Fahrschülern am Elektro-Auto ist sehr groß“: Daniel Helm (52), Fahrschullehrer aus Görwihl, weiß, wovon er spricht. Denn seit fast zwei Jahren lässt er seine Fahrschüler in seinem E-Auto Platz nehmen. „Sie sind sehr begeistert“, berichtet er.
Vorreiter in der Region
Helm ist einer der wenigen Fahrschullehrer in der Region, der seine Schüler und Schülerinnen ein elektrisch betriebenes Auto fahren lässt. Auf jeden Fall nimmt er eine Vorreiterrolle im Landkreis Waldshut ein. Dies trotz der geltenden Regeln für die Führerscheinprüfung: Weil Elektro-Autos ein Automatikgetriebe haben, sind Fahrschüler, die ihre Prüfung auf einem solchen ablegen, nicht für das Fahren von Fahrzeugen mit Schaltgetriebe zugelassen.

Dennoch hat sich Helm das Gefährt für seine Fahrschule angeschafft – vor allem aus Umweltschutzgründen. Insbesondere in den großen Städten wird sich das E-Auto durchsetzen, meint er, „weil dort das Problem mit dem Feinstaub am gravierendsten ist“.
Aber auch auf dem Land habe das E-Auto durchaus Potenzial, so Helm. Was einerseits an dessen im Lauf der letzten Jahre verbesserten Technik, aber auch an der gestiegenen Anzahl von Ladestationen liegt.Technik-Kenntnisse vermitteln
Daniel Helm ist der Überzeugung: „Als Fahrschule muss man dafür sorgen, dass man den jungen Menschen die neue Technik nahe bringt.“ Deshalb ist das Fahren eines E-Autos Unterrichtsstoff und Teil des Ausbildungsprogramms – „zumindest bei den Fahrschulen, die auf dem neuesten Stand sind“, so Helm.
Im Lehrprogramm sind die verschiedenen Lademöglichkeiten enthalten, welche Stecker eingesetzt werden können und wie sie eingesetzt werden. Zwar hat ein E-Auto keine Schaltvorgänge, lässt sich ansonsten aber wie ein „normales“ Auto fahren – und natürlich gelten für die Benutzer von E-Autos dieselben Verkehrsregeln wie für alle anderen.
Fahrprüfung mit Einschränkungen
Elektro-Autos haben grundsätzlich ein Automatikgetriebe. Deshalb sind Fahrschüler, die ihre Prüfung auf einem Automatik-Getriebe ablegen, bislang nicht für das Fahren von Fahrzeugen mit Schaltgetriebe und Handschaltung zugelassen.

Möglich ist dies lediglich durch eine zusätzliche, gebührenpflichtige, etwa 30-minütige Prüfung, die vom TÜV oder der DEKRA abgenommen wird. Was der Grund ist, weshalb viele Fahrschüler sich gegen eine ausschließliche Automatik-Ausbildung entscheiden.
Änderung der Regelung in Sicht
Aber es tut sich was: Das Bundesverkehrsministerium plant eine Änderung der Regeln für die Führerscheinprüfung. Fahrschulen hätten es dann einfacher, Elektroautos in ihrem Schulungsbetrieb einzusetzen. Die Zusatzprüfung mit einem Auto mit Schaltgetriebe würde dann entfallen. Es würde reichen, wenn die Fahrschule eine Einweisung in das Schalten gibt und bescheinigt.
Ganz ohne geht es aber offenbar doch nicht: Fahrschüler sollten dennoch im Anschluss an die Automatikprüfung an einem Schaltgetriebe-Fahrzeug getestet werden. Immerhin: Sie müssten keine erneute Prüfung ablegen.
Doch dafür muss zuerst die Prüfungsordnung zur Fahrprüfung geändert werden. „Das Gesetz soll 2020 fallen“, hofft Daniel Helm – der dadurch auch einen Schub für E-Autos erwartet. Laut Helm würden Fahrschulen nach der Reform den Umgang mit dem Schaltgetriebe bestätigen und einen entsprechenden Nachweis ausstellen, um eine Beschränkung auf Automatikfahrzeuge zu vermeiden.

Die Schüler würden dann den Führerschein ohne den Eintrag, der ihnen das Fahren von Schaltgetriebe-Fahrzeugen untersagt, bekommen. Daniel Helm sieht darin nur Vorteile. „E-Autos würden häufiger in Fahrschulen eingesetzt werden“, meint er, „wodurch Fahrschüler überall besser auf das Bedienen dieser Autos vorbereitet werden könnten“.
30 Minuten laden – 300 Kilometer fahren
Daniel Helms E-Auto bringt es mit einer Ladung auf eine Reichweite von rund 300 Kilometer. Ist die Batterie leer, kann er sie in 30 Minuten laden. Ladesäulen sind am häufigsten an viel befahrenen Straßen dem Hochrhein entlang, wie an der Bundesstraße 34, zu finden. Mittlerweile gibt es sie auch vermehrt im ländlichen Raum, zum Beispiel in Görwihl, Herrischried, Rickenbach, Hottingen, Ühlingen, Wutöschingen, St. Blasien, Bernau, Hausen im Wiesental oder Todtmoos.
In der Regel würden E-Autos Ladestationen anzeigen. Die Batterie eines Elektroautos kann aber nicht nur an öffentlichen Lade- oder Schnellladestationen, sondern auch zu Hause oder beim Arbeitgeber an einer Haushalts-oder Schuko-Steckdose geladen werden.
Lade-Arten
Grundsätzlich wird zwischen zwei Lade-Arten unterschieden: Beim Typ 2 (AC)-Laden übernimmt der im Fahrzeug eingebaute Gleichrichter die Umwandlung des Stroms aus dem öffentlichen Wechselstromnetz in den benötigten Gleichstrom. Bei der zweiten Lade-Art, dem DC-Laden, wird der Wechselstrom außerhalb des Fahrzeuges in Gleichstrom umgewandelt, etwa in der Ladestation. Der Vorteil: höhere Leistung, kürzerer Ladevorgang.