1. Welche Mitarbeiter sind vom geplanten Stellenabbau besonders betroffen?

Noch lässt sich dies nicht mit Bestimmtheit sagen: "Die Zahlen sind riesig, aber der Nebel hat sich noch nicht verzogen, und viele Fragen sind momentan noch ungeklärt", sagt Alexander Graf, Geschäftsführer der IHK Hochrhein-Bodensee und Verantwortlicher für die Standortpolitik. Klar sei: Ein Abbau von 2150 Stellen ist kein Pappenstiehl für die Region, zumal die Standorte in der Nordwestschweiz, an denen viele Grenzgänger arbeiten, besonders getroffen werden.

So habe das Unternehmen angkündigt, den Stellenabbau möglichst sozialverträglich vornehmen zu wollen, etwa durch Frühpensionierungen. Auch werden die Stellen nicht auf einen Schlag gestrichen, sondern zeitlich gestaffelt. Das könne dazu beitragen, das die Folgen des Stellenabbaus nicht so gravierend zu spüren sein werden. Voraussetzung sei aber, dass die Ankündigungen auch so umgesetzt werden.

Die Gegenrechnungen von Personalab- und -aufbau, wie sie seitens Novartis etwa beim Standort Stein vorgenommen werden, tragen in dieser Hinsicht aktuell noch zur Verwirrung bei, so Graf. Hier sollen 700 Stellen gestichen werden. Gleichzeitig hat das Unternehmen angekündigt, eine High-Tech Produktionsanlage für 90 Millionen Franken bauen zu wollen, wodurch bis zu 450 neue Stellen geschaffen werden.

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"Noch ist nicht absehbar, inwiefern Mitarbeiter umgeschult werden sollen, um an neuer Stelle arbeiten zu können", sagt Alexander Graf.

Gleichzeitig haben Politik und Gewerkschaften angekündigt, intervenieren zu wollen. Und Gespräche mit den Mitarbeitern sind auch noch im Gange: "Ich denke, es wird noch einige Wochen dauern, bis wir Klarheit haben", schätzt Graf.

2. Sind Grenzgänger besonders gefährdet?

Nicht unbedingt, denn der Anteil von Novartis-Mitarbeitern, die aus Deutschland und Frankreich in die Schweiz pendeln, ist groß.

Etwa 13000 Mitarbeiter beschäftigt Novartis in der Schweiz insgesamt. Wie André Wyss, Mitglied der Geschäftsführung des Konzerns, jüngst in einem Interview darstellte, sind ein Drittel Grenzgänger, ein weiteres Drittel Ausländer, die in der Schweiz wohnen, und ein Drittel Schweizer.

In Stein arbeiten rund 1700 Menschen, knapp jeder Vierte stammt aus Deutschland. Unter den Grenzgängern befinden sich laut Unternehmensdarstellung viele hoch spezialisierte Fachkräfte.

3. Welche Perspektiven haben Menschen, die bei Novartis jetzt entlassen werden?

Die Aussichten für Novartis-Mitarbeiter, die von den Stellenstreichungen betroffen sind, haben aktuell hervorragende Aussichten, schnell wieder eine Beschäftigung zu finden, konstatiert Melanie Payer, Pressesprecherin der Arbeitsagentur Lörrach: "Der Arbeitsmarkt auf deutscher Seite ist derzeit aufnahmefähiger denn je. Das gilt besonders für gut ausgebildete Fachkräfte."

Die Frage sei meistens, ob diese Leute sich eine Rückkehr auf den deutschen Arbeitsmarkt vorstellen können, denn hierzulande sei das Lohnniveau eben deutlich geringer.

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4. Wie groß ist die Gefahr, dass nach Novartis weitere Schweizer Betriebe im großen Stil Mitarbeiter entlassen?

"Die Konjunktur in der Schweiz ist derzeit sehr robust", betont Alexander Graf. Auch Konkurrenz-Unternehmen von Novartis in der Pharma-Industrie stehen demnach sehr gut da.

Insofern handle es sich nach Einschätzung der IHK bei den Stellenstreichungen um ein "novartis-spezifisches" Problem und nicht etwa um ein Indiz, dass die Schweizer Wirtschaft generell ein Problem habe.

Die Nachfrage nach gut qualifizierten Arbeitskräften sei nach wie vor hoch. "Fachkräfte dürften also keine Schwierigkeiten haben, eine neue Stelle zu finden", so Graf.

5. Inwiefern könnte sich die Stellenstreichung auf Handel und Gewerbe in Deutschland auswirken?

Immer wieder gebe es Befürchtungen, dass der Handel unter Entlassungen in anderen Gewerbesparten zu leiden haben werde, schildert Alexander Graf: "In der Regel bewahrheiten sich solche Sorgen nicht."

Auch im Fall Novartis geht die IHK nicht davon aus, dass der deutsche Handel Umsatzeinbußen hinnehmen muss: "Das Konsumverhalten der Betroffenen wird sich möglicherweise ändern, aber nicht so, dass sie nicht mehr in Deutschland einkaufen." Dazu seien die Preise hierzulande schlicht zu attraktiv.