Die dunkle Jahreszeit beginnt: Nur eine Woche ist es her, da rollte eine erste Welle von Einbrüchen über den westlichen Hochrhein. Stets in den Abendstunden schlugen die Täter zu, Schlag auf Schlag auf Schlag. Doch damit soll nun Schluss sein. Denn die Polizei handelt und reagiert mit einer Kontrolloffensive entlang der Hauptverkehrsadern in der Region, die organisierte Einbrecherbanden aus Osteuropa für ihre schnelle Flucht nutzen. Die Ziele: Den Kontrolldruck erhöhen, Präsenz zeigen und potentielle Täter vertreiben.
Schwörstadt, 16.17 Uhr:
Noch steht die goldene Herbstsonne am Himmel. Sieben Polizeibeamte aus verschiedenen Polizeirevieren der Region haben in der Ortsmitte am Rande der Bundesstraße 34 Position bezogen. Sie zeigen Präsenz, kontrollieren beidspurig und tragen dabei ihre grau-blaue Uniform – darüber neongelbe Warnwesten, darunter stichsichere Schutzwesten. Manfred Geiges, Leiter der Kontrollstelle, steht inmitten der Straße. Dort winkt der 54-Jährige Fahrzeug um Fahrzeug durch. Erscheint ihm eines verdächtig, stoppt er es.

Verdächtiges Werkzeug im Kofferraum gefunden
Seine Auswahlkriterien? „Eine Kombination aus Autokennzeichen, Fahrzeugtyp und Besatzung“, erklärt Geiges. Vor wenigen Minuten hatte er so einen auffälligen Transporter aus dem Verkehr gezogen und durchsucht. „Dabei haben wir einen Schraubendreher sichergestellt“, sagt Geiges. Werkzeug, das möglicherweise bei einem Einbruch zum Einsatz kam. Überprüfen sollen das später eine spezielle Ermittlergruppe. Auch Personalien werden an diesem Nachmittag mehrfach festgehalten und mit europaweiten Fahndungslisten abgeglichen.

Geiges lebt bei der Kontrolle von seiner Intuition. Seit 37 Jahren ist er Polizist. „In der Routine liegt aber immer auch eine Gefahr“, erklärt der 54-Jährige. „Man muss stets wachsam bleiben.“ Wachsam sind die Polizisten an diesem Nachmittag.
Als ein Auto in der Fahrzeugschlange vor dem Kontrollposten urplötzlich wendet und davonbraust, springen zwei Beamte in einen Streifenwagen und schießen mit Blaulicht hinterher. Später wird sich herausstellen: Der Fahrer war ohne Führerschein und mit abgelaufenem TÜV unterwegs. Er wollte sich der Kontrolle entziehen. Ein Einbrecher war er vermutlich nicht.
Wehr, 17.31 Uhr:
Die Abenddämmerung setzt ein. Es beginnt die Zeit, in der die Einbrecherbanden langsam aktiv werden; in der sie Ziele auskundschaften und ihren Diebeszug in der Dunkelheit planen. Entlang der B 518, einem potenziellen Fluchtweg, haben sich auf Höhe Kreuzmatt vier Polizisten positioniert. Hier ist die Straße weniger frequentiert. „Die Kontrolle verläuft entsprechend ruhig“, erklärt Michael Kaiser vom Polizeiposten Wehr. „Zwei Autos, die in unser Raster gefallen sind, haben wir bislang genauer unter die Lupe genommen.“ Ohne Ergebnis.

"Einmal war eine Schusswaffe im Spiel"
In der Gefahrenzone, nämlich direkt auf der Straße, steht Polizist Olaf Straube. Sein Blick wandert stets in die vorbeifahrenden Fahrzeuge und in die Gesichter der Fahrzeuginsassen. Gefährliche Situationen hat er als Polizist bereits erlebt. „Einmal war eine Schusswaffe im Spiel“, erklärt er – und winkt einen Traktor durch die Engstelle. „Das macht man nicht gerne durch.“ Bei Kontrollen, wie sie an diesem Nachmittag stattfinden, bleibe es jedoch ohne derartige Aufreger. „Die Einbrecher sollen aber merken, dass wir präsent sind“, sagt Straube.
Bad Säckingen, 19.29 Uhr:
Die Dunkelheit hat sich mittlerweile über das Rheintal gelegt. „Nun beginnt die kritische Zeit, in der Einbrecher gerne zuschlagen“, sagt Polizist Christian Hilpert. Der 32-Jährige sitzt am Steuer seines Streifenwagens, den er zielstrebig in Richtung eines Bad Säckinger Wohngebietes lenkt, neben ihm Polizeikollege Manfred Gutmann.
Kurz zuvor war in der Leitstelle ein Hinweis aus der Bevölkerung eingegangen: Ein grüner Mercedes mit deutschem Kennzeichen soll sich auffällig oft in der Gegend aufgehalten haben. "Die Bürger sind unsere Augen", sagt Hilpert. "Auf deren Hilfe sind wir natürlich angewiesen."

Auf frischer Tat ertappt und verhaftet
Hilpert weiß, wie es ist, einen Einbrecher zu schnappen. Einige Jahre ist es mittlerweile her, da hatte er in einem Einkaufsmarkt in der Tiengener Innenstadt einen Dieb auf frischer Tat erwischt. Nach einer kurzen Verfolgungsjagd mit dem Wagen konnten Hilpert und seine Kollegen den Mann stellen – und verhaften. Im besten Fall geht es derart glimpflich aus. Doch Einbrecher auf der Flucht nehmen häufig die Verletzung anderer in kauf. So geschehen vergangene Donnerstagnacht in Grenzach-Wyhlen, als sich ein Polizist bei der Verfolgung eines Diebes das Bein lädierte.
Hier, in Bad Säckingen, haben es die Täter nicht auf Einkaufsmärkte abgesehen, sondern auf Einfamilienhäuser. Wie auf dem Präsentierteller stehen sie in Obersäckingen dicht an dich. In einem unbeleuchteten Straßenzug erblicken Hilpert und Gutmann Dunkelheit eine fünfköpfige Männergruppe, im Schutze der Dunkelheit um einen rostigen Wagen ohne Kennzeichen versammelt. Hilpert und Gutmann steigen aus – und stellen die Gruppe zur Rede: "Wir wollen hier nur ein Auto verkaufen", bekommen sie zu hören.
Junge Männer mit vollem Vorstrafenregister
Schnell stellt sich heraus: Die jungen Männer sind keine unbeschriebenen Blätter. "Alle zusammen haben sicherlich 80 Straftaten auf dem Kerbholz", weiß Hilpert und schiebt hinterher: "Ihnen traue ich auch einen Einbruch zu." Doch machen können Hilpert und Gutmann an diesem Abend nichts. "Stellt sich im Nachgang heraus, dass hier ein Einbruch stattgefunden hat, wissen wir, wo wir nachschauen müssen", sagt Gutmann. Auch das ist Ziel der polizeilichen Kontrolloffensive.