International agierende Unternehmen in der Region und der benachbarten Schweiz stehen vor einem Problem: Das Corona-Virus breitet sich immer weiter aus. Viele Firmen haben deshalb Geschäftsreisen in die betroffenen Gebiete untersagt, um ihre Mitarbeiter zu schützen und eine globale Verbreitung des Virus einzudämmen. Manche mussten sogar ihre Produktion teilweise einstellen. Was tun die Unternehmen in der Situation?

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Diese Sicherheitsmaßnahmen werden ergriffen

Beim Technologieunternehmen ABB mit Sitz in Zürich und Baden (CH) sind Reisen nach Wuhan und in die Provinz Hubei schon seit Wochen untersagt, das bestätigte Eike Christian Meuter, Pressesprecher von ABB Schweiz. „Reisen aus und nach China und Hong Kong werden auf das Nötigste reduziert und bedürfen einer vorherigen Genehmigung“, sagt Meuter. Rückkehrer aus China müssen aus Sicherheitsgründen 14 Tage nach ihrer Rückkehr warten, bis sie wieder an einem ABB-Standort arbeiten dürfen, so Meuter weiter. 14 Tage sind die Inkubationszeit für das Virus. Haben sich bis dahin keine Symptome geäußert, dürfen sie ABB-Standorte wieder betreten.

Ebenso handhaben das der Chemiekonzern DSM mit Produktionsstätten im Schweizerischen Sisseln und das Agrarunternehmen Syngenta mit Standorten im Schweizerischen Stein und Kaisten. Auch das Technologieunternehmen Freudenberg, das ein Werk in Oberwihl hat, hat Dienstreisen in betroffene Gebiete fast vollständig verboten. „Für unsere Mitarbeiter wurden strenge Reiserichtlinien ausgegeben und wir haben für alle Mitarbeiter entsprechende Vorsorgemaßnahmen und -regeln implementiert“, so Cornelia Buchta-Noack, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei Freudenberg.

China, Wuhan: Freiwillige und Mitarbeiter verpacken frisches Gemüse für die Anwohner einer Gemeinde die aus Maßnahme gegen die ...
China, Wuhan: Freiwillige und Mitarbeiter verpacken frisches Gemüse für die Anwohner einer Gemeinde die aus Maßnahme gegen die Verbreitung des Coronavirus gesperrt wurde. | Bild: tpg/dpa

Bei Freudenberg und DSM wurde zusätzlich ein Expertenstab ins Leben gerufen, der die aktuellen Entwicklungen rund um das Corona-Virus im Auge behält „und mit den jeweiligen Regionen und Ländern im engen Kontakt steht“, so Buchta-Noack.

Verschärfung der Reiserichtlinien nach Italien

Bei ABB wurden nach der aktuellen Entwicklung diese Vorsichtsmaßnahmen auch auf Norditalien und Südkorea ausgeweitet. Das geht aus einer konzerninternen Mail hervor. Reisen in die betroffenen Regionen Lombardei und Venetien sowie direkte Kontakte zu Kunden aus diesen Gebieten, seien auf das Nötigste zu reduzieren. Auch bei Syngenta gilt für Italien: „Alle Mitarbeiter, die sich in den betroffenen Gebieten in Italien aufgehalten haben, wurden gebeten, nicht zur Arbeit zu kommen“, so ein Sprecher des Unternehmens. Auch Mitarbeiter, die in den vergangenen zwei Wochen in anderen Teilen Italiens unterwegs waren und grippeähnliche Symptome aufweisen, sollen Zuhause bleiben, so der Sprecher weiter. Das Unternehmen Freudenberg hat ebenfalls Standorte in Italien. Diese befinden sich aber laut Buchta-Noack nicht in den gesperrten Gebieten. Dennoch: „Als Sicherheitsmaßnahme können unsere Geschäftsgruppen mit den jeweiligen Mitarbeitern entscheiden, ob sie Homeoffice anbieten“, sagt Buchta-Noack.

Italien, Mailand: Ein Fahrradfahrer eines Lieferdienstes fährt mit Mundschutz als Maßnahme gegen die Verbreitung des Coronavirus durch ...
Italien, Mailand: Ein Fahrradfahrer eines Lieferdienstes fährt mit Mundschutz als Maßnahme gegen die Verbreitung des Coronavirus durch eine Straße. | Bild: Claudio Furlan

Werke in China vorübergehend geschlossen

Da ABB auch in China Produktionsstandorte hat, ist die Firma besonders vom Corona-Virus getroffen. Insgesamt rund 2000 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen in China. Rund 100 Mitarbeiter kommen aus dem vom Corona-Virus besonders betroffenen Wuhan. Vom 3. bis zum 9. Februar mussten ihre Werke in China bereits schließen. Inzwischen seien sie wieder geöffnet. Ob es zu weiteren Schließungen kommen muss, weiß der ABB-Sprecher Meuter noch nicht: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können wir noch nicht abschätzen, wie schnell wir wieder zum vollständigen Normalbetrieb übergehen können“, sagt Meuter. Auch das Technologieunternehmen Freudenberg musste ihre Produktionsstandorte in China zeitweise schließen, hat aber ebenfalls die Produktion inzwischen wieder aufgenommen. Mitarbeiter, die im administrativen Bereich tätig sind, arbeiten dort aber derzeit weitestgehend von Zuhause aus.

Noch keine speziellen Maßnahmen

Die Grieshaber Logistik Gruppe mit Sitz in Bad Säckingen hat bisher keine besonderen Maßnahmen gegen das Corona-Virus verhängt. Der Grund: Obwohl die Grieshaber Logistik-Gruppe international agiere, habe das Unternehmen keine Beziehungen nach China. Das bestätigte Eva Keller, Personalleiterin der Unternehmensgruppe. Auch durch die Sperrung von Gebieten in Norditalien hätten bisher keine Maßnahmen ergriffen werden müssen. Eine Meldung, dass Mitarbeiter sich mit dem Corona-Virus infiziert hätten, gebe es noch nicht.

Wie Reiseunternehmen die Verbreitung des Corona-Virus zu spüren bekommen

Wir haben bei mehreren Reisebüros angefragt. Allerdings mauern die Büros bei dem Thema Corona-Virus. Einzig das Reisebus-Unternehmen Zimmermann aus Bad Säckingen war bereit, mit uns zu sprechen: Seit dem Ausbruch des Corona-Virus sei tatsächlich bei ihren Kunden eine gewisse Zurückhaltung zu spüren, so Geschäftsführer Thomas Zimmermann. Stornierungen von Reisen nach Italien habe es bei ihnen bisher aber noch nicht gegeben. Er rät seinen Kunden trotzdem erst einmal abzuwarten. Glücklicherweise habe bei ihnen die Reisesaison noch nicht begonnen. Das sei erst Ende März und an Ostern der Fall. Bis dahin hofft Zimmermann Klarheit über Verhaltensweisen zu bekommen.

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