Nagra-Vertreter stellten im Gemeinderat die ersten Erkenntnisse aus den 2016 auch in der Gemeinde Hohentengen durchgeführten 3D-Messung in der Standortregion Nördlich Lägern vor. Die Interpretation der Daten bestätigte die Einschätzung der Nagra, dass der nördliche Teil des Gebietes starke tektonische Störungen zeige und damit weniger geeignet für ein atomares Tiefenlager sei. Grundsätzlich ließen aber alle drei verbliebenen Standortgebiete ein geologisches Tiefenlager zu.
„Wir sind sehr gespannt auf den Vortrag und ob sich die Erwartungen der Nagra, und noch wichtiger der Gemeinde, erfüllt oder nicht erfüllt haben“, begrüßte Bürgermeister Martin Benz Markus Fritschi, Mitglied der Geschäftsleitung, und Herfried Madritsch, Projektleiter Geowissenschaften bei der Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle).

Von der Nagra wurde das Standortgebiet Nördlich Lägern 2015 zurückgestellt, da aufgrund der Geologie ein Endlager in größerer Tiefe gebaut werden müsse, was sicherheitstechnische Nachteile gegenüber den Regionen Zürich Nordost und Jura Ost bedeute. Dem widersprachen Experten des Ensi (Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat), so dass weitere Untersuchungen folgten.
Durch die 3D-Seismik wurde die Datenlage zur Tektonik umfassend erweitert. Im Wesentlichen sah Herfried Madritsch die Nagra-Einschätzungen bestätigt.
Im Süden von Nördlich Lägern gibt es wenige Störungen
Die noch provisorischen Interpretationsergebnisse zeigen: Im zentralen Gebiet Zürich Nordost sind nur wenige, gut abgrenzbare tektonische Störungen vorzufinden. Der Opalinuston im zentralen Gebiet in Jura Ost sei wenig gestört, neue Hinweise auf Störungen ergaben sich am Westrand des Gebietes. In Nördlich Lägern sei der Norden des Standortgebietes vergleichsweise stark tektonisch beansprucht, der südliche Teil, mit tief liegendem Opalinuston, wenig gestört. Die Daten sollen durch Tiefenbohrungen noch verfeinert werden.
Im Bereich Nördlich Lägern verschiebe sich daher der Schwerpunkt weiterer Untersuchungen nach Süden und damit voraussichtlich auch die geplanten Tiefenbohrungen. „Wir sind weiter der Ansicht, man solle nicht unnötig in größere Tiefen gehen“, so Madritsch. Zusammenfassend habe sich gezeigt: Die drei Standortgebiete sind unterschiedlich, lassen aber alle die Platzierung eines geologischen Tiefenlagers zu.
Ergebnisse müssen neu diskutiert werden
Ob sich damit auch die Lage der Oberflächenanlagen ändere, wollte Richard Wagner (CDU) wissen. Sie seien im Groben festgelegt, man werde die Oberflächeninfrastruktur nochmals grundsätzlich anschauen, so Fritschi. Das Tiefenlager könne von den in der Regionalkonferenz festgelegten Punkten Weiach und Stadel/Haberstal, zugänglich sein, die Verpackungsanlage des Atommülls auch andernorts erfolgen, etwa bei einem Zwischenlager oder Atomkraftwerk. Hier werde man Vorschläge erarbeiten und neu diskutieren, was technisch am sinnvollsten sei und in die Partizipation (Regionalkonferenz) einbringen.
Martin Benz machte nochmals deutlich, dass man mit dem Zustandekommen der Auswahl der Oberflächenstandorte nicht einverstanden sei, da die Grenznähe ausschlaggebend gewesen sei. „Unserer Belange sind nicht berücksichtigt worden. 700 Meter von Wohngebieten entfernt, das ist ein No-go.“