In Busladungen sind sie damals aus dem In- und Ausland nach Grafenhausen gekommen: Heerscharen von Fans der Serie „Die Schwarzwaldklinik“, die während der Dreharbeiten vor dem Heimatmuseum Hüsli einen Blick auf die Hauptdarsteller erhaschen wollten.
„Das ganze Areal war bis an die Straße wegen der Schaulustigen abgesperrt“, erinnert sich der damalige Bürgermeister von Grafenhausen, Erich Kiefer, vor dem Hüsli im Gespräch mit dieser Zeitung. Denn sobald die Kamera lief, musste es mucksmäuschenstill sein. „Es gab sogar eine Ampelschaltung, weil der Verkehr unterbrochen wurde“, berichtet der 71-Jährige und zeigt in Richtung der benachbarten Rothauser Straße.

„Ich habe damals mitbekommen, dass in der Gegend Drehorte für eine neue Serie gesucht wurden“, erzählt Kiefer, wie es dazu kam, dass das Hüsli für die Fernsehserie zum Wohnhaus des von Klausjürgen Wussow gespielten Professor Brinkmann wurde.
Das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1911 im Stil eines Schwarzwälder Bauernhauses erhielt den Zuschlag, und ab 1984 hieß es für vier Jahre „Kamera ab! Ton läuft!“ in Grafenhausen. Als ab Herbst 1985 die Schwarzwaldklinik über die Fernsehbildschirme flimmerte, strömten bis zu 130.000 Menschen pro Jahr in die kleine Gemeinde. Die Zahl sank jedoch bis 2012 wieder auf den ursprünglichen Stand von jährlich rund 30.000 Besuchern.
Die Serie „war für den Fremdenverkehr Gold wert – für den gesamten Landkreis Waldshut, aber speziell für Grafenhausen“, sagt Erich Kiefer, der von 1978 bis 2010 der Gemeinde vorstand. Er erinnert sich schmunzelnd, dass einige angereiste Fans enttäuscht waren, als sie feststellten, dass sich der Drehort für die fiktive Schwarzwaldklinik im Glottertal – rund eine Stunde vom Hüsli entfernt – befand.
In den Drehpausen wurden die Absperrungen aufgehoben und die Fans kamen bis an den Zaun rund um das Hüsli heran. „Dort standen die Künstler und haben Autogramme gegeben“, erzählt Kiefer. „Der Wussow war sehr zugänglich“, fügt er hinzu. Gaby Dohm, die in der Serie dessen spätere Ehefrau Christa spielt, sei hingegen reserviert gegenüber den Fans gewesen.

Besonders im Gedächtnis geblieben ist dem früheren Rathauschef und Kreisrat ein Angelausflug mit Sascha Hehn, der die Rolle des Udo Brinkmann verkörperte. „Durch seine Rollen wirkte er auf mich immer mordsarrogant. Als ich ihn dann kennenlernte, war er mehr als sympathisch“, sagt Erich Kiefer.
„Sascha Hehn wollte am Titisee angeln. Da habe ich gesagt: Das können wir auch am Schlüchtsee“, fährt er fort. Um 5 Uhr morgens machten sich die beiden mit dem damaligen Bürgermeister von Höchenschwand, Werner Rautenberg, auf den Weg zu dem kleinen See bei Grafenhausen.
Während Kiefers Erfahrungen mit dem Angelsport gering gewesen seien – „ich musste mir eine Rute ausleihen“ – habe sich der Schauspieler wider Erwarten als Profi entpuppt. „Zum Frühstück gingen wir anschließend zur Tannenmühle, wo wir an einem der Forellenteiche ein Wettangeln veranstalteten. Das war eine Mordsgaudi“, blickt er lächelnd zurück.

Im Mai 1986 entschied der Gemeinderat von Grafenhausen, den Rundweg um den Schlüchtsee nach Klausjürgen Wussow zu benennen. Noch im gleichen Jahr nahm der Schauspieler an dem Eröffnungsfest teil, zu dem auch ein Tross Pressevertreter von Rundfunk, Fernsehen und Presse anreiste. „Das war Werbung für uns, die wir niemals hätten zahlen können“, sagt Kiefer.
Die geschnitzte Namenstafel am Wegesrand musste mehrmals ersetzt werden, weil Fans sie als Souvenir abschraubten und mit nach Hause nahmen. Kiefer über die Diebstähle: „Irgendwann haben wir keine Schilder mehr aufgehängt.“