Die Öffnung der Grenze und der Wegfall der Grenzkontrollen ab kommender Woche wirft ihre Schatten voraus. Der deutsche Handel bereitet sich auf die Rückkehr der Einkaufstouristen vor, auch in anderen Bereichen, wie beispielsweise in der Gastronomie, werden die Kunden aus dem Nachbarland noch schmerzlich vermisst. Doch wie sieht es eigentlich auf der anderen Seite des Rheins aus? Wir haben mit Mathias F. Böhm, Geschäftsführer des Vereins Pro Innerstadt Basel, der dortigen Interessenvertretung des Einzelhandels und der Gastronomie, gesprochen. Er sagt: „Die Elsässer und Deutschen fehlen bei uns auch.“
Dass bereits Anfang der kommenden Woche Kunden aus Deutschland in großer Zahl in die Stadt kommen und viele Basler sich auf den Weg nach Deutschland machen werden, davon geht Böhm allerdings nicht aus: „Eventuell sind die Leute noch vorsichtig, wenn die Grenzen wieder aufgehen. Wahrscheinlich wird es nicht so sein wie davor.“
Mit „davor“ meint er die Zeit vor der Corona-Pandemie und die Zeit vor der Grenzschließung. „Basel profitiert ja davon, dass die Stadt eine Metropolfunktion am Hochrhein hat und diese fällt derzeit ein Stück weit weg“, bedauert Mathias F. Böhm. Denn in einer Stadt sei es wichtig, dass alle Bereiche gleichzeitig funktionieren und für den Handel in Basel gehören dazu Kunden aus dem In- und Ausland.
Doch wie hat sich die Situation in Basel in den vergangenen drei Monaten entwickelt? „In der ersten Phase nach dem Lockdown waren extrem wenig Leute unterwegs in der Stadt, da haben wir stark gelitten. Die Drogerien und der Lebensmittelhandel haben aber gut gearbeitet. Bei den Lebensmitteln gab es zuerst das große Abwarten und dann wurden sie überrannt“, beschreibt Böhm.
Dennoch war ein lokaler Trend zu bemerken, von dem Basel profitiert habe: Seit der Wiedereröffnung aller Läden und Gastrobetriebe habe sich die Situation positiv entwickelt, „überraschenderweise“, wie Böhm sagt. Der Geschäftsführer von Pro Innerstadt Basel führt dies darauf zurück, dass – anders als beispielsweise in Deutschland oder Österreich – in der Schweiz von Anfang an alles offen hatte und es beispielsweise keine Verkaufsflächen-Obergrenze für Geschäfte gab. „Die ersten Tage liefen aber auch bei uns eher schleppend an“, erklärt Böhm.
„Der Einkaufstourismus wird zurückkommen“
Mit dem schönen Wetter seien dann aber die Kunden zurückgekommen: „Viele Geschäfte sind auf Vorjahresniveau oder sogar drüber. Das könnte zum Teil an den Grenzschließungen liegen, aber auch der wiedererwachte Konsum, der Nachholbedarf spielt eine Rolle.“
Aber Böhm hebt hervor: „Es fehlen aber klar zwei komplette Monate. Man wird erst Ende Jahr richtig Bilanz ziehen können, aber die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass wir das kompensieren können.“ Die Restaurants in Basel würden „verhalten gut“ funktionieren. Aufgrund der Corona-Situation sind die Platzverhältnisse nach wie vor eingeschränkt. Die geschlossenen Grenzen seien lange Zeit nicht als Gegentrend wahrgenommen worden.
Ob Einkaufs- und Tagestourismus auch in Basel manchmal als störend empfunden wird, vor allem wenn die Schweizer Kunden den lokalen Händlern den Rücken kehren? Mathias Böhm sagt dazu: „Der Einkaufstourismus wird zurückkommen, aber wir haben gelernt, damit zu leben, haben uns damit abgefunden. Deshalb setzen wir in Basel auf Qualität und ein vielseitiges Angebot.“