Tina Prause

Voraussichtlich zum 1. Juni werden drei neue Erzieherinnen und ein Erzieher in den Kindertageseinrichtungen in Küssaberg beginnen. Entsprechende Vorverträge wurden bereits unterschrieben. Das Besondere an dieser Information ist, dass die vier Personen aktuell noch in Spanien wohnen und gerade ihren Umzug nach Deutschland planen.

Ähnlich wie im Bereich der Pflegeberufe, herrscht auch bei Erzieherinnen und Erziehern ein Mangel. Das Stellenangebot ist deutlich größer als es Personal gibt, auch in der Gemeinde Küssaberg. Um diesem entgegenzuwirken, hat sich die Verwaltung im vergangenen Jahr entschieden, neue Wege zu gehen. Mit Erfolg, wie es scheint.

Immer zwei Erzieherinnen sind in den Kindertageseinrichtungen in Küssaberg für eine Gruppe zuständig. So wäre auch das Thema Sprache ...
Immer zwei Erzieherinnen sind in den Kindertageseinrichtungen in Küssaberg für eine Gruppe zuständig. So wäre auch das Thema Sprache optimal abgedeckt. | Bild: Tina Prause

Das Berufsbild hat sich verändert

Es ist wohl auch dem kontinuierlich steigenden Anspruch an das Berufsbild geschuldet, dass die seit Jahren gleichbleibende Zahl von Auszubildenden nicht mehr ausreicht, um den Bedarf in Kitas und Krippen abzudecken. Waren vor gut 20 Jahren in Küssaberg noch 20 Erzieherinnen ausreichend, musste diese Zahl bis heute verdoppelt werden.

Gründe hierfür sind bei den sich stark veränderten Ansprüchen an den Beruf zu suchen. Ging es früher hauptsächlich um die Betreuung, stehen mittlerweile verlängerte Öffnungszeiten bis hin zur Ganztagesbetreuung, regelmäßige Entwicklungsgespräche und Dokumentationen, der wachsende Bedarf an Krippengruppen oder Frühförderungsprogramme an der Tagesordnung.

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Aufgaben, die mit dem bisher funktionierenden Personalschlüssel nicht zu bewältigen sind. Zwar blickt man in Küssaberg auf ein gutes Fundament an langjährigen Erzieherinnen sowie einiger Neuzugänge, dennoch reicht hier und in vielen anderen Gemeinden oder Kommunen das aktuelle Team nicht aus, um zudem Urlaubs-, Krankheits- oder Familienzeiten ausgleichen zu können.

Eine Chance für beide Seiten

Im vergangenen Jahr waren es 194 Erzieherinnen und Erzieher sowie 116 Sozialpädagogische Assistentinnen und Kinderpflegerinnen, die über die Initiative der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung in Bonn, einer Abteilung der Bundesagentur für Arbeit, erfolgreich nach Deutschland vermittelt wurden.

Die Idee hinter dem Programm ist leicht zu verstehen. In Spanien herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit, auch im Bereich der Kinderbetreuenden Berufe. Entsprechend ausgebildete Arbeitssuchende können sich für eine Anstellung in Deutschland bewerben.

Es folgen klassische Bewerbungs- und Kennenlerngespräche, die aufgrund der Entfernung per Internet stattfinden. Kommt es zu einem Vorvertrag, werden die Spanischen Frauen und Männer mit einem interkulturellen Seminar vorbereitet und müssen zudem einen Sprachkurs mit dem Level B1 erfolgreich absolvieren.

Es folgt eine Woche des Kennenlernens. Man ist vor Ort, unterstützt in der Einrichtung, lernt die Abläufe, neue Kollegen etwas kennen, sowie die Region. Dann steht die finale Entscheidung an, ob es zu einem Umzug nach Deutschland kommt.

Die Kommunen unterstützen bei den notwendigen Schritten zur offiziellen Berufsanerkennung in Deutschland der im Ausland getätigten Ausbildung. Ein wesentlicher Teil ist hier das weitere Erlernen der deutschen Sprache.

Das sagt die Logopädin

Gerade der Aspekt Sprache sollte nicht außer Acht gelassen werden, rät Martina Stingel, Inhaberin der Praxis für Logopädie und Stimmbildung in Küssaberg. Sie erklärt, dass die spanische Betonungsstruktur und die Bildung der Laute b und w, wie auch das gerollte r den Unterschied zur deutschen Sprache prägen, die sich auch auf den Erwerb des Satzbaus auswirken könnte, wenn die Kinder ausschließlich dieses Sprachvorbild hätten.

Martina Stingel, Lopopädin
Martina Stingel, Lopopädin | Bild: Martina Stingel

„Ich bin allerdings überzeugt davon, wenn gute Sprachvorbilder als Bezugspersonen vorhanden sind, können diese Unterschiede eine Bereicherung sein“, sagt sie abschließend. Sie ist sich sicher: „Es wird den Kindern großen Spaß machen, auch mal der Erzieherin sagen zu können, wie das richtig heißt.“

Kolumbianerin arbeitet an der Wutach-Schule

Genau diese Meinung bestätigt Eliana Preis. Die gebürtige Kolumbianerin ist vor vier Jahren aus privaten Gründen nach Deutschland gezogen. Während dieser Zeit hat sie unter anderem im Kinderbistro der Evangelischen Kirchengemeinde Kadelburg und im Kindergarten Dangstetten gearbeitet. Heute ist sie Betreuungskraft in der Wutach-Schule in Tiengen. Ihre Deutsch-Kenntnisse sind sehr gut, auch wenn ihr hier und da mal ein Wort noch unbekannt ist oder sie es falsch ausspricht.

Eliana Preis während ihrer Arbeit an der Wutach-Schule. Sie schätzt die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen, sowie dien ...
Eliana Preis während ihrer Arbeit an der Wutach-Schule. Sie schätzt die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen, sowie dien Kindern sehr. | Bild: Eliana Preis

„Die Kinder helfen mir“, sagt sie. Sie legen Wert darauf, mit Eliana Preis die richtige Aussprache zu üben. Ein Wort, das ihr mal nicht bekannt ist, bekommt sie erklärt. Auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen sei toll. „Ich bin sehr glücklich“, fasst Eliana Preis zusammen.

Kindergarten freut sich auf Unterstützung aus Spanien

Dementsprechend voller Vorfreude ist aktuell die Stimmung in Küssabergs Kindertageseinrichtungen. „Wir freuen uns sehr und sehen es als echte Chance“, fasst Dagmar Gerspacher vom Team des Kindergartens Sonnenkäfer in Dangstetten den Grundtenor zusammen. Die nächsten Wochen sollen noch genutzt werden, um die Hospitalisierungstage der hoffentlich neuen Kolleginnen und des Kollegen optimal vorzubereiten. Schließlich sollen sich alle sofort willkommen fühlen.

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