Es war eine kuriose Erfahrung, die eine SÜDKURIER-Leserin aus Öflingen mit ihrem Corona-Test hatte. Sie kam aus ihrer Dienstreise aus Italien zurück und wies typische Corona-Symptome auf. Eigentlich rechnete sie damit, dass sie sich eine Sommergrippe eingefangen hatte. Doch sie wollte sichergehen.
So rief sie bei ihrem Hausarzt an und erkundigte sich nach einem Corona-Test. Dort habe man ihr gesagt, sie müsse den Test selbst zahlen, da sie nicht aus einem Corona-Risikogebiet komme. Der Hausarzt wollte dafür 150 Euro verlangen.
Abschreckung, sich testen zu lassen
Dies wunderte die Öflingerin sehr, denn erst im Juni habe sie beim gleichen Hausarzt einen solchen Test gemacht, und dafür lediglich 30 Euro bezahlt. Die 150 Euro waren ihr zu viel. „Das ist gesponnen teuer, man kann sich ausrechnen, was eine fünfköpfige Familie dann zahlen muss“, so die Öflingerin.
Sie ist sich sicher: „Das schreckt dann viele ab, sich überhaupt testen zu lassen.“ Auch ihr sei der Test beim Hausarzt zu teuer gewesen, daher erkundigte sie sich beim Testzentrum Bad Säckingen. Dort sagte man ihr, dass alle Reiserückkehrer kostenfrei gestestet werden. Man gab man ihr einen Termin und testete sie – kostenlos. Der Test fiel übrigens negativ aus.

Seltsam ist das Vorgehen des Arztes schon. Deshalb fragten wir bei der Kassenärztlichen Vereinigung nach, wann Tests kosten und wann nicht und welche Rolle dabei Riskoländer und die Symptome spielen.
Wann bekommen Patienten den Corona-Test bezahlt?
Kostenfrei testen lassen können sich laut Eva Frien von der Kassenärztlichen Vereinigung Badn Wüttemberg (KV) aktuell folgende symptomlose Personengruppen:
- Reiserückkehrer (Einreisende) aus ausländischen Risikogebieten (innerhalb von 72 Stunden). Für diese Patientengruppe besteht eine Pflicht.
- Reiserückkehrer (Einreisende) aus Nicht-Risikogebieten innerhalb von 72 Stunden nach Einreise
- Reiserückkehrer (Einreisende) aus Risikogebieten und Nicht-Risikogebieten können einen Wiederholungstest innerhalb von fünf bis sieben Tagen vornehmen lassen, wenn der erste Test innerhalb von 72 Stunden nach der Einreise erfolgt ist.
- mit einer Aufforderung des Gesundheitsamtes
- mit einer Meldung „erhöhtes Risiko“ über die Corona-Warn-App
- Lehrkräfte und Beschäftigte in Schulen und Kindereinrichtungen
- vor einer Aufnahme in eine Pflege-/Behinderteneinrichtung
- Personen mit typischen COVID-19-Symptomen (nach telefonischer Terminvereinbarung, beim niedergelassenen Haus- oder Kinder- und Jugendarzt, die sie dann gegebenenfalls an eine Corona-Schwerpunktpraxis oder eine Abstrichstelle verweisen)

In dem Fall der SÜDKURIER-Leserin wäre also der Test kostenlos gewesen. Auch beim Hausarzt sei der Test in diesem Fall eine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung gewesen, erklärt Eva Frien von der KV.
Denn die Patientin wies typische Corona-Symptome auf und war zudem Reiserückkehrerin. Frien sagt: „Der Patientin steht frei, sich bei einer Abstrichstelle, in einer Corona-Schwerpunktpraxis oder beim Hausarzt testen zu lassen, wenn die oben genannten Voraussetzungen gegeben sind.“ Eine Karte mit ambulanten Corona-Versorgungs- und Testeinrichtungen in Baden-Württemberg findet man hier.
Wann muss ich den Test selbst bezahlen?
Bestehen andere Gründe für den Corona-Tests, zum Beispiel vor Reisen, Familienfeiern oder einfach zur eigenen Absicherung ohne erkennbare COVID-19-Symptome dann ist ein Test laut Eva Frien von der KV keine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung und damit sei dieser dann selbst zu organisieren und auch selbst zu bezahlen.
Wie rechnet der Hausarzt die Corona-Test ab?
„Bei kostenfreien Testungen rechnet der Hausarzt seine Leistungen (Untersuchung und Abstrich) über festgelegte Gebührenordnungspositionen über die KV mit der Kasse ab und fordert die Laboruntersuchung bei einem Laborarzt an“, erklärt Eva Frien von der Kassenärztlichen Vereinigung.
Ändern sich diese Regelungen bald?
Aktuell sind die Tests für Menschen, die aus Nicht-Risikogebieten kommen noch kostenfrei, ab Mitte September sollen aber auch sie für die Tests zahlen müssen. „So ist es geplant, doch in diesen Tagen ändert sich alles schnell“, gibt Eva Frien von der KV zu bedenken.