Jeder, der auf Schweizer Autobahnen und Autostraßen unterwegs ist, kennt sie. Die kleinen Aufkleber hinter der Windschutzscheibe mit dem Autobahnzeichen und der Jahreszahl drauf. Wer auf den Nationalstraßen im Nachbarland fährt, braucht diese Jahresvignette.
Bestimmungen hemmen die Reiselust
Die Corona-Pandemie und damit verbundenen Bestimmungen im Grenzverkehr hemmen die Reiselust. Es ist zu vermuten, dass weniger Autofahrer auf Schweizer Straßen unterwegs sind. Heißt das auch, dass weniger Vignetten verkauft werden? Wir haben bei der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) und bei zwei grenznahen Verkaufsstellen in Deutschland nachgefragt.
Schwacher Verkaufsstart würde nicht überraschen
Zahlen kann die Pressestelle der Schweizer Behörde noch nicht liefern. Sie schreibt auf Nachfrage jedoch: „Wir gehen davon aus, dass die Verkaufszahlen im Jahr 2020 deutlich unter den Zahlen von 2019 liegen.“ Ob der Verkauf in den beiden ersten Monaten 2021 schleppend angelaufen ist, kann die Behörde ebenso nicht präzise beantworten. „Aufgrund der im Zusammenhang mit Covid-19 stark eingeschränkten Reisetätigkeit würde ein eher schwacher Verkaufsstart nicht überraschen“, schreibt die EZV weiter.
Bettina Gatzke, Tankstellenpächterin in Gottmadingen, bestätigt, dass die Zahlen Ende Dezember und im Januar rückläufig gewesen seien. Aber die Einbußen seien moderat. „Es hat sich wieder erholt, der Februar ist o.k.“, sagt sie. Unter normalen Umständen verkaufe sie rund 200 Vignetten im Monat.
Firmenkunden bestücken ihre Flotten
Ein Pächter einer Tankstelle im Kreis Waldshut, der seinen Namen nicht genannt haben möchte, berichtet Ähnliches. 2020 sei die Zahl fast gleich gewesen wie in den Vorjahren. Im vergangenen Dezember sowie im Januar und Februar sei es ruhiger gewesen. Drastische Einbußen habe es aber nicht gegeben.
Firmenkunden würden ihre Fahrzeugflotte wie gewohnt mit Vignetten ausstatten. Menschen, die sonst regelmäßig in die Schweiz fahren, seien dagegen noch zurückhaltend und würden mit dem Kauf noch warten.
„Riesenumsätze“ würden beide Tankstellen mit dem Vignettenverkauf ohnehin nicht generieren. Sie betrachten es eher als eine Serviceleistung.
Die Pressestelle des OMV-Konzerns mit Sitz in Wien bittet um Verständnis, dass sie keine Detailzahlen von einzelnen Produkten kommunizieren. Nur so viel: „Bedingt durch Reiseeinschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie sind Verkaufszahlen entsprechend rückgängig.“ OMV-Tankstellen gibt es in Bad Säckingen, Waldshut und Lauchringen.
Die Vignette ist für die Schweiz eine wichtige Einnahmequelle. Laut EZV betrugen die Reinerträge aus dem Vignettenverkauf in den vergangenen Jahren jeweils rund 350 Millionen Schweizer Franken. Sie sind von 2015 (336 Millionen), über 2016 (338 Millionen), 2017 (347 Millionen) und 2018 (349 Millionen) bis 2019 (356 Millionen Franken) stetig gestiegen.
Für den Bau und Unterhalt der Nationalstraßen
Die Einnahmen werden in den Bau und Unterhalt der Nationalstraßen investiert. Nicht umsonst nimmt die Schweiz laut einer von Statista veröffentlichten Erhebung von 2019 zur Qualität der Straßen in den einzelnen Ländern mit Singapur und den Niederlanden einen Spitzenplatz ein.