Der Preis vor allem für Bauholz ist innerhalb weniger Monate von 350 Euro pro Kubikmeter auf bis zu 800 Euro gestiegen. Dieser Mehrwert komme aber nicht beim Waldbesitzer an. D
as sagt der Obermeister der Zimmerer-Innung Waldshut-Bad Säckingen, Christian Denz aus Oberwihl. Für Laien ist das nicht leicht zu verstehen, haben beim Spaziergang durch Wälder am Hochrhein die dort lagernden Holzstämme nicht abgenommen.
„Rundholz ist nicht knapp, Preistreiber ist gesägtes Holz“, sagt der Zimmermann. Andreas Wiesler, einer von zwei geschäftsführenden Gesellschaftern bei Holzbau Bruno Kaiser in Bernau (Schwarzwald), spricht davon, dass die Verdoppelung der Holzpreise das Unternehmen im Februar voll getroffen habe. Die große Nachfrage auf dem Weltmarkt, eine dadurch resultierende Verknappung und die Folgen der Pandemie drehen an der Preisspirale für Baustoffe.
Die Preisentwicklung
Vor einem Jahr bekam Christian Denz bestelltes Bauholz noch innerhalb einer Woche angeliefert. Im Spätherbst änderte sich das. Nach Jahren stabiler Preise ging der Preis seit November steil nach oben. „Wir sind auf Bauholz angewiesen“, stellt er seine Situation als Besitzer einer Zimmerei im Schwarzwald dar. Als Profiteure dieser enormen Preisentwicklung sieht er die großen Sägewerke, keineswegs die kleineren Betriebe in der Region, von denen er sein Holz bezieht.

Wiesler erklärt dazu, dass in den großen Sägewerken momentan pro Woche ein siebenstelliger Betrag umgesetzt werde, wenn in die USA geliefert werde.
„Da macht es sich bezahlt, dass wir denen die Treue gehalten haben“, sagt Denz. Auch Andreas Wiesler ist in diesen Zeiten froh, dass Holzbau Kaiser auf die Betriebe in der Region bauen kann. „Sie beliefern ihre Stammkunden noch!“ Deswegen rechnet er vor den Handwerkerferien im Sommer nicht mit Engpässen. Wiesler schildert, dass mit den meisten Lieferanten langfristige Verträge bestehen. Diese wurden dann im Februar von den Zulieferern aufgekündigt. „Der Preis für Brett-Schichtholz hat sich von 500 bis 600 Euro pro Kubikmeter inzwischen verdoppelt!“ Die Firma aus dem Schwarzwald bietet vom Ein- bis zum Mehrfamilienhaus alle Varianten an, der hauptsächliche verwendete Baustoff ist Holz.
Engpässe bei bestimmtem Material
Engpässe gibt es momentan beim getrockneten und gesägten Holz. „Und im Rotterdamer Hafen liegen kubikmeterweise Lamellen aus Holz zur Verschiffung in die USA bereit“, erwähnt der Geschäftsführer. „Eigentlich müsste das Ziel sein, Holz nicht über das Meer zu schippern, sondern regional zu verwenden. Das wäre auch gut für die Co²-Bilanz“, betont Wiesler.
Christian Denz erzählt von einer teils dramatischen Materialverknappung und Lieferengpässen. „OSB-Platten sind momentan nicht mehr auf dem Markt zu bekommen“, sagt der Zimmermann. Diese Platten bestehen aus groben Hobelspänen und werden auf dem Bau sowohl beim Innenausbau als auch im Außenbereich benötigt. Die Verknappung und enorme Preissteigerung hat auch für seinen Betrieb langfristige Konsequenzen: „Wir müssen umdenken, die Organisation der Materialbeschaffung und Bestellung neu organisieren. Es geht beim Einkauf um langfristiges Denken.“ Denz denkt daran, zukünftig „über den Bedarf hinaus“ Material zu ordern.
Begehrter Rohstoff
Derzeit lagern noch unzählige Polder in den Wäldern, die bezahlt, aber noch nicht abgeholt wurden, sagt Wiesler. Die Sägewerke hatten also genug zu tun, aber es gebe nur wenige, die das Holz so zu Ende bearbeiten und veredeln, wie es für den Hausbau bei Kaiser benötigt werden würde. Vor allem Vorprodukte seien schwer zu bekommen.
Der Obermeister der Zimmerer-Innung am Hochrhein sieht ebenfalls nicht allein die große Nachfrage aus China und den USA als Grund für diese nicht vorhersehbare Entwicklung am Holzmarkt, er macht den Forst mitverantwortlich. „Der reagierte panisch auf Sturm- und Käferschäden und hat Holz zu billig verkauft, die großen Sägewerke haben deshalb zugeschlagen“, sagt Christian Denz. Nun ließen Kommunen bewusst das im Wald gelagerte Holz liegen. Wiesler beklagt: „Wer den Wald bewirtschaftet, bekommt keinen Cent mehr dafür. Dafür reiben sich auf dem Weg zwischen Waldbesitzer und Endverbraucher ein paar Leute die Hände.“
Christian Denz räumt mit der Ansicht auf, dass vom Borkenkäfer befallenes Holz unbrauchbar sei: „Dieses Fichtenholz ist keineswegs schlecht! Man muss es nur gut lagern, dann hält es auch zwei Jahre.“ Kritik kommt vom Zimmermann aus Oberwihl an der neuen Strategie, bei der Aufforstung der durch Sturm und Käferbefall stark geschädigten Wälder, die Fichte durch Laubbäume zu ersetzen. „Es muss angepflanzt werden, was wir am Bau brauchen! Wir müssen deshalb Fichten pflanzen, mit Laubholz kann man keine Häuser bauen.“
Endverbraucher zahlt Zeche
Was die derzeitigen hohen Holzpreise angehe, macht der Zimmermann deutlich, dass am Ende die Zeche der Endverbraucher bezahlen werden. Die Preisentwicklungen bei Baustoffen haben auf den Hausbau deutliche Auswirkungen. Den Preisdruck spürt auch der Anbieter von schlüsselfertigen Häusern aus dem natürlichen Baustoff Holz: „Wir müssen nun auf unsere Kunden zugehen, weil die Preissteigerungen auch Dämmstoffe, Stahl und andere Baustoffe betreffen. Es geht Richtung zehn Prozent, die eine Wohneinheit teurer wird“, erklärt Andres Wiesler. Würde die Teuerung nicht an den Kunden weitergegeben, würde das Unternehmen das nicht lange überstehen, macht der Geschäftsführer deutlich.
Von Bauherrenseite werden die Aussagen bestätigt, dass sich ursprünglich kalkulierte Bausummen für ein Holzständerhaus in dieser von Wiesler genannten Größenordnung verteuert haben. Und: Die Materialknappheit verzögere auch den Ablauf der Arbeiten.
Wiesler und Denz hoffen nun auf das sogenannte „Klopapier-Phänomen“. Zu Beginn der Corona-Pandemie war dieser Hygiene-Artikel schnell ausverkauft, nun sei er wieder im Überfluss zu haben. Schon im Herbst könnte sich nach dieser Annahme eine Entspannung auf dem Holzmarkt einstellen.