Die regionalen Stromversorger im Landkreis Waldshut passen ihre Verbrauchstarife für Strom in der Grundversorgung sehr unterschiedlich an. So senken die Stadtwerke Waldshut-Tiengen (STW) und Bad Säckingen (SWS) ihre Verbrauchspreise zum 1. Januar 2024 deutlich. Naturenergie Hochrhein (ehemals Energiedienst), weitaus größter Grundversorger im Landkreis Waldshut, lässt sie vorerst unverändert. Energieversorgung Klettgau-Rheintal (EVKR) senkt den Verbrauchspreis moderat, das Elektrizitätswerk des Kantons Schaffhausen (EKS) erhöht ihn zum Jahreswechsel.
In der Krise sind die Strompreise extrem angestiegen
Vor einem Jahr kannten die Strompreise nur eine Richtung: Sie stiegen steil nach oben. Die Energieversorger gaben ihre unter anderem aufgrund des Ukraine-Kriegs rasant gestiegenen Beschaffungspreise an die Kunden weiter. Inzwischen hat sich die Lage beruhigt, der Börsenpreis für Strom lag dieses Jahr zum Teil sogar unter dem Niveau des Jahres 2021.
Die jetzt gesenkten Verbrauchspreise liegen meist noch über dem Niveau von 2022
Drei Grundversorger senken nun zum Jahreswechsel ihre Verbrauchstarife. Diese liegen allerdings in zwei Fällen auch danach immer noch deutlich über jenen des Jahres 2022. Nur die Stadtwerke Waldshut-Tiengen unterschreiten ihr eigenes Tarifniveau von 2022 knapp – liegen damit aber dennoch weiter über jenen der anderen Grundversorger.
In der Strom-Grundversorgung befinden sich alle Stromkunden, die keinen Sondervertrag mit ihrem regionalen oder einem anderen Versorger abgeschlossen haben. Weil vergangenes Jahr die Sondertarife für Neukunden sehr hoch waren, entschlossen sich damals ungewöhnlich viele für die Grundversorgung. Nach Angaben von Naturenergie sind es im Augenblick etwa die Hälfte ihrer Kunden im Landkreis.
Wichtig zu wissen: Alle Grundversorger bieten auch günstigere Sonderverträge an
Als Grundversorger fungieren jeweils jene Anbieter, die an einem Ort die meisten Kunden beliefern. Dort haben sie die Pflicht zur Versorgung auch jener Haushalte, die keinen besonderen Stromvertrag abgeschlossen haben, oder deren bisheriger Versorger seine Verpflichtungen nicht mehr erfüllen kann. Alle Grundversorger bieten auch Sonderverträge mit fester Laufzeit an, deren Tarife unter jenen der Grundversorgung liegen. In der Regel können Kunden in ganz Deutschland Sonderverträge mit regionalen oder anderen Anbietern abschließen.
Was kosten 3000 Kilowattstunden Strom in der Grundversorgung?
Wie bei Sonderverträgen auch, setzt sich der Preis für Strom in der Grundversorgung aus zwei Komponenten zusammen: In der Regel zum weitaus größeren Teil aus dem Verbrauchspreis sowie aus dem fixen Grundpreis, der sich aus den Kosten für den Stromzähler, dessen Wartung sowie für die Bereitstellung und Verrechnung des Stroms zusammensetzt. Bei den Grundversorgern im Landkreis bewegt sich der Verbrauchspreis zwischen 47,661 (STW) und 39,493 Cent (EVKR) pro Kilowattstunde, als Grundpreis werden zwischen 210 (STW) und 65,45 Euro (EKS) im Jahr berechnet.
Naturenergie versorgt im Landkreis rund 20.000 Haushalte in der Grundversorgung
Mit Ausnahme von Teilen Bad Säckingens, Waldshut-Tiengens und Stühlingens sowie einiger Gemeinden im Osten des Landkreises obliegt in allen Gemeinden des Landkreises die Grundversorgung der Naturenergie. Im Landkreis Waldshut seien dies ungefähr 20.000 Haushaltskunden, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit.

Naturenergie belässt seine Preise zum 1. Januar 2024 unverändert, schließt aber Veränderungen im Laufe des Jahres nicht aus: „Im Laufe des Jahres 2024 erwarten wir einen Anstieg der Netznutzungsentgelte. Die Energiewende fordert erhebliche Investitionen gerade im Netz, das massiv um- und ausgebaut werden muss. Gegebenenfalls werden wir nach der Erhöhung der Netznutzungsentgelte eine Preisanpassung prüfen.“
Der gestiegene Grundpreis wird mit höheren Entgelten für die Netznutzung begründet
Im Wesentlichen mit gestiegenen Entgelten für die Netznutzung begründen jene Versorger, die den Grundpreis erhöhen, diesen Schritt. Die Senkung der Verbrauchspreise wiederum sei aufgrund günstigerer Beschaffungskosten möglich geworden. Das EKS begründet die Erhöhung des Verbrauchspreises mit steigenden Investitionen in die Infrastruktur.
Alle Grundversorger bis auf einen liefern Strom aus erneuerbaren Quellen
Die SWS beliefern eigenen Angaben zufolge derzeit 4300 Haushaltskunden in Bad Säckingen selbst sowie Wallbach mit Strom in der Grundversorgung. Die STW, die EVKR und das EKS wollen aus Wettbewerbsgründen nicht sagen, wie viele Kunden bei ihnen derzeit in der Grundversorgung sind. Die EVKR ist Grundversorger in den Gemeinden Klettgau, Hohentengen, Jestetten und Lottstetten, das EKS in der Kernstadt Stühlingen und in der Gemeinde Dettighofen, die STW sind es in Waldshut und Tiengen ohne die anderen Stadtteile. Alle Grundversorger bis auf die EVKR beliefern ihre Haushaltskunden in Grundversorgung komplett mit aus erneuerbaren Quellen gewonnener Energie – die EVKR in ihrem Strommix zu 60 Prozent.