Nachdem in Fröhnd bereits das erste Windrad des Kreises Lörrach aufgestellt und im vergangenen Jahr der riesige Solarpark mit einer außergewöhnlichen Neigung von bis zu 30¦Grad eingeweiht wurde, geht der rührige Bürgermeister Michael Engesser schon wieder ein Problem an. Er experimentiert mit einer Technik, mit der er eventuell der zunehmenden Trockenheit begegnen kann.
Wasser wird aus Nebel gewonnen
Cloudfishing heißt die Technik, die bisher vor allem in Südamerika und Afrika, aber auch in Spanien eingesetzt wird. Im Schwarzwald wird sie bisher bis jetzt nicht angewendet. Engessers Ziel ist es, Wasser aus Nebel für die Versorgung mit Tränk- und Löschwasser zu gewinnen. Interessant ist das für ihn vor allem für hoch gelegene Orte mit unzureichender Wasserversorgung.
Als Standorte für seine fünf Testanlagen hat sich Engesser daher Positionen am Hofner Höchst, am Windrad, am Schneckenkopf und am Hochgescheid ausgesucht. „Wenn hier oben der Wald brennt, dauert es ewig, bis wir Wasser hochgefahren haben“, sagt Engesser. Daher sei es äußerst sinnvoll, oben am Berg Wasser zu sammeln.
So funktioniert Cloudfishing
Michael Engesser hat fünf Testanlagen entworfen und von den Mitarbeitern seines Werkhofs umsetzen lassen. Ein Metallrahmen wurde geschweißt und zwischen Bäumen aufgespannt. Innerhalb des Rahmens befindet sich ein Netz, ein Quadratmeter groß, in dem sich die Wassertropfen verfangen, die dann in eine Röhre fließen. Von hier aus führt ein Schlauch in einen Kanister, wo das Wasser gesammelt wird. Eine potenzielle Anlage hätte eine Fläche von etwa 24¦Quadratmetern.
Etwa einmal pro Woche geht Michael Engesser mit seinem Landrover auf Tour, überprüft seine Anlagen und misst die Wassermenge, die sich in den jeweiligen Kanistern gesammelt hat. Neun Liter sind es an diesem im ersten Kanister, der auf der Wetterseite liegt, im zweiten auf der wetterabgewandten Seite nur noch sechs und am Standort direkt unter dem Windrad lediglich vier Liter.
Engesser vermutet, dass er die Anlage hier näher am Boden aufspannen sollte, um eine optimale Ausbeute zu erhalten. Für ihn sind die Ergebnisse an diesem Standort besonders interessant. Denn wenn das Experiment funktioniere, könne man aus der Fläche, die man für das Windrad freihalten müsse, einen doppelten Nutzen ziehen: Strom- und die Wassergewinnung. Flechten an den Bäumen rund um die Windkraftanlage machen ihn optimistisch: Es könnte hier relativ feucht sein.
Man blickt gespannt auf die Ergebnisse in Fröhnd
Die Bildungs- und Agrarwissenschaftlerin Eleonora Zickenheiner hatte Engesser auf die Technik aufmerksam gemacht. Indem er selbst das Monitoring für seine fünf Anlagen übernimmt, spart Michael Engesser für seine Gemeinde Geld. Das Biosphärengebiet übernimmt die Hälfte der Kosten. „Den Rest stemmen wir selbst“, sagt Engesser, wobei sich der Anteil seiner Gemeinde um seine Eigenleistung reduziert.
Engesser hat mit seinen verschiedenen Maßnahmen inzwischen erreicht, dass seine Kommune im Wettbewerb um die leerste Gemeindekasse nicht mehr das Schlusslicht im Landkreis Lörrach ist. „Als ich vor fünf Jahren zum Bürgermeister von Fröhnd gewählt wurde, hat die Landrätin mich gefragt, ob ich wisse, worauf ich mich da einlasse“, schmunzelt Engesser. Inzwischen befindet sich die kleine Gemeinde Fröhnd mit seinen knapp 500¦Einwohnern längst auf dem Weg nach oben.
Auch andere Gemeinden seien, so Bürgermeister Michael Engesser, auf sein Experiment aufmerksam geworden und warteten nur darauf, die Fröhnder Testanlagen auszuleihen, wenn er einmal das Experiment beendet habe. Auch der Solarpark seiner Kommune werde inzwischen von zahlreichen Interessenten aus dem In- und Ausland besucht, vor allem wegen der steilen Ausrichtung seiner Anlage.