Mit dem Wanderbus kommt der neue Wutachranger Djilon Sambou gegen 10¦Uhr auf dem Parkplatz bei der Schattenmühle an. In wasserdichte Kleidung eingehüllt, ist Sambou startklar für den Arbeitstag. Auch bei regnerischem Wetter steigt der Ranger in die Schlucht – denn sein Job ist es, Besucher umweltverträglich durch das Naturschutzgebiet zu lenken. Seit Mitte März vertritt Sambou für ein Jahr die Wutachrangerin Mareike Matt, die sich derzeit in Elternzeit befindet.

An seinem ersten Tag als Ranger ging es drunter und drüber, erzählt Djilon Sambou mit einem Lachen. Um sich einen Überblick von seinem neuen Arbeitsplatz zu verschaffen und die Gegend besser kennenzulernen, begab sich der 33-Jährige auf eine Wanderung durch die Schlucht. „Ich marschierte am Morgen einfach drauf los – ohne großen Plan und dachte, irgendwo werde ich schon herauskommen.“ Nach einigen Stunden landete Sambou in Stühlingen bei der Bushaltestelle Blumegg. Doch zu seinem Entsetzen dauerte es über eine Stunde, bis der nächste Bus die Haltestelle anfahren sollte. Kurzerhand stellte sich der 33-Jährige mit ausgestrecktem Daumen an den Straßenrand. „Das erste Auto, das vorbeifuhr, nahm mich mit“, erzählt er mit sichtlicher Erleichterung im Blick.

Ranger hat sich eingearbeitet

Mittlerweile hat sich der Ranger auf Zeit aber gut in das Gebiet eingearbeitet. Unterstützt wird Sambou vom ehemaligen Wutachranger Martin Schwenninger. Er half ihm bei der Einarbeitung und übernimmt derzeit noch einige Führungen, bis Sambou sich sicher genug fühlt, um die Besucher selbst durch die Schlucht zu leiten. „Auch Mareike kann ich jederzeit kontaktieren, wenn ich Fragen habe“, sagt der Ranger im Gespräch. Die Unterstützung weiß er zu schätzen, denn über die Verantwortung, die er in seinem Job trägt, ist sich der 33-Jährige bewusst.

Die wildromantische Wutachschlucht.
Die wildromantische Wutachschlucht. | Bild: Martin Schwenninger

„Die Vermittlung zwischen Mensch und Natur“ – so beschreibt Sambou seine Tätigkeit als Ranger in einem Satz. Das Naturschutzgebiet der Wutach erstreckt sich über drei Landkreise – Sambou ist als Koordinator für den Landkreis Waldshut und somit für 13¦Quadratkilometer der Schlucht zuständig. Doch ist er dabei nicht alleine: die Hochschwarzwald Tourismus GmbH (HTG), das Regierungspräsidium, diverse Schwarzwaldvereine, Förster, Jäger und Angler sind ebenfalls in der Schlucht tätig. „Es hat ein wenig Zeit gebraucht, bis ich wusste, wer für was zuständig ist.“

Von Freiburg in die Wutachschlucht

Djilon Sambou kommt aus Ochsenhausen, absolvierte nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung zum Forstwirt und arbeitete zehn Jahre lang als selbstständiger Baumpfleger und Forstwirt. Währenddessen studierte der Oberschwabe Waldwirtschaft und Umwelt an der Universität Freiburg. Ein Studienkollege, der mittlerweile als Ranger am Kandel tätig ist, machte Sambou auf die Stelle als Vertretungsranger in der Wutachschlucht aufmerksam. „Die Rangerstellen sind rar – ich habe mein Glück versucht und wurde tatsächlich eingestellt.“

Täglich pendelt der 33-Jährige von Freiburg mit Bahn und Bus in die Wutachschlucht. Meist beginnt sein Arbeitstag zwischen sieben und acht Uhr. Oft arbeitet er auch am Wochenende – denn da seien viele Besucher in der Schlucht unterwegs. „Seit ich die Stelle als Ranger habe, laufe ich täglich mindestens 15¦Kilometer.“ Die körperliche Aktivität und draußen in der Natur sein zu können, gefällt Sambou. Trotzdem schätzt er darüber hinaus harte körperliche Arbeit – deshalb meldete er eine Nebentätigkeit als Baumpfleger an. „Ab und zu gehe ich nebenbei Bäume schneiden, damit ich fit bleibe.“

Soziale Medien müssen sein

Als Djilon Sambou die Stelle übernahm, bekam er einen Laptop und ein Diensthandy. Auch den Instagram-Account von Rangerin Mareike Matt sollte er in seiner Zeit als Ranger übernehmen. Das fiel dem 33-Jährigen anfangs gar nicht leicht, wie er verrät. „Ich hatte vor der Einstellung als Ranger ein Tastenhandy – die Umstellung auf ein Smartphone und die Einarbeitung in Social Media hat ein wenig Zeit gebraucht“, erzählt Sambou und lacht.

Die Wutachschlucht beschreibt der Ranger als aktives, dynamisches Gebiet. Er schätzt es, dass man das Naturschutzgebiet so sein lässt, wie es ist. Vor allem die Fichten sind in der Schlucht sehr anfällig für einen Umsturz, da die Hänge steil und die Wurzeln im Boden nicht tief verankert sind. Nicht selten kommt es vor, dass Bäume auch mal umstürzen oder ganze Hänge wegrutschen, so wie zuletzt beim großen Hangrutsch im Jahr 2017. „Wenn alles mit sich gerissen wird – dieser wilde Charakter der Schlucht ist einfach unverkennbar. Teilweise liegen Baumstämme oder große Felsen im Wutachfluss – das strahlt für mich eine unglaubliche Kraft der Natur aus.“

Dass seine Anstellung als Ranger wieder ablaufen wird, macht Sambou nicht traurig. Djilon Sambou freut sich, Neues zu lernen, und hofft, nach dem Jahr als Ranger beim Landratsamt Waldshut bleiben zu können. „Oft hat man gute Chancen, als Trainee im Forstbereich übernommen zu werden.“