Das Erzbistum Freiburg will die 224 Seelsorgeeinheiten zwischen Odenwald und Bodensee bis 2026 in 36 Großpfarreien zusammenfasen. Mit der Koordination des Projekts im Bereich Waldshut-Ost mit seinen 44.000 Katholiken wurden die beiden Pfarrer Veit Rutkowski und Frank Malzacher (Seelsorgeeinheit Klettgau-Wutöschingen) sowie Gemeindereferentin Helga Bing (Jestetten) beauftragt.

Keine leichte Aufgabe, erstreckt sich das Gebiet der künftigen Großpfarrei von Dogern im Westen bis Jestetten im Osten und von Hohentengen am südlichen Ende bis Bonndorf im nördlichen Landkreis.

So sieht der Zuschnitt der Gebiete aus:

Bild 1: Die Kirche Maria Himmelfahrt Tiengen soll Hauptkirche der neuen Großpfarrei Waldshut-Ost werden
Bild: Ute Schönlein, Cornelia Müller

Im Gespräch mit dem SÜDKURIER erläuterten die beiden Pfarrer und Heinz Giesen, stellvertretender Stiftungsratsvorsitzender der Seelsorgeeinheit Klettgau-Wutöschingen, das Großprojekt.

Rutkowski und Frank Malzacher stehen hinter dieser Neuordnung: „Es gibt einen Mangel in der Fläche. Wir brauchen einen Neuanfang. Deshalb müssen die Kräfte gebündelt und neue Strukturen geschaffen werden.“

Die beiden Leiter der Seelsorgeeinheit Pfarrer Veit Rutkowski (links) und Frank Malzacher (rechts) stellen mit dem stellvertretenden ...
Die beiden Leiter der Seelsorgeeinheit Pfarrer Veit Rutkowski (links) und Frank Malzacher (rechts) stellen mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des Stiftungsrats, Heinz Giesen, das Konzept für eine Großkirche im Bereich Waldshut-Ost vor. | Bild: Edinger, Gerald

Zwei Frauen mit Führungsaufgaben

Bei einer Tagung der Pfarrgemeinderäte aus den acht Kirchengemeinden, die künftig die Pfarrei Waldshut-Ost bilden, wurden in Lauchringen erste Eckpunkte festgemacht. „Das vorhandene Misstrauen konnte hier abgebaut werden und es gab gute Diskussionen“, berichtet Veit Rutkowski. Konkrete Entscheidungen wurden getroffen und über Vorschläge an die Erzdiözese abgestimmt.

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Eine verkleinerte Vollversammlung aus 24 Vertretern (drei aus jeder Kirchengemeinde) wird künftig die Entscheidungen treffen. Zu Vorsitzenden wurden Claudia Reim aus Wutöschingen und Ulrika Schirmaier aus Lauchringen gewählt, Pfarrer Frank Malzacher ist aufgrund seines Amtes in dieser Position. Generell findet Pfarrer Rutkowski es an der Zeit, „engagierte Frauen“ in der katholischen Kirche einzubinden. Davon erhofft er sich einen Aufschwung.

Ehrenamtliche übernehmen mehr Verantwortung

Heinz Giesen vom Stiftungsrat betont: „Letztlich waren die beiden Pfarrer die treibenden Kräfte in der Projektgruppe für diese Reform.“ Er sieht durch die Neuausrichtung „mit revolutionären Zügen“ das Ehrenamt durchaus gestärkt, warnt aber vor einer Überforderung: „Das Ehrenamt wird insgesamt deutlich stärker in die Leitung und Mitverantwortung einbezogen. Das wird eine große Anstrengung, für die wir unsere besten Leute nicht verbrennen dürfen. Wir können nicht acht Haushalte überblicken und darüber entscheiden, dazu brauchen wir professionelle Unterstützung aus der Verwaltung.“

Es müsse eine Person sein, die komplexe Zusammenhänge plausibel darstellen könne, ergänzt Veit Rutkowski. Giesen sieht bis 2026 eine Übergangsphase in der sich zeigen müsse, wie sich das Verhältnis von Stiftungsräten und Pfarrgemeinderäten zur neuen Leitung entwickeln werde.

Großpfarrei Waldshut-Ost: Aufteilungen und Aufgaben

Verwaltung in Stühlingen, Hauptkirche in Tiengen

Bei der Sitzung im Unterlauchringer Gemeindehaus wurden Vorschläge erarbeitet, die nun dem Erzbistum zur Entscheidung vorgelegt werden: Das Verwaltungszentrum soll demnach in Stühlingen sein, dort ist bereits die Verrechnungsstelle für katholische Kirchengemeinden in der Region angesiedelt. Auch auf einen Namen der künftigen Großkirche einigten sich die Versammlungsteilnehmer, sie soll „römisch-katholische Kirchengemeinde an der Wutach“ heißen.

Als künftiger Sitz der Hauptkirche wurde Mariä Himmelfahrt in Tiengen auserwählt. Wer die Großpfarrei einmal leiten wird, bleibt offen, ebenso die Besetzung der Stellvertretung, wie Veit Rutkowski erklärt. Die Bewerbungsfrist für die Kandidaten läuft noch.

Wie viele der jetzt in den Seelsorgeeinheiten tätigen Pfarrer in der Großpfarrei bleiben können, werde letztlich von Erzbischof Stephan Burger Ende 2023 entschieden. Rutkowski und Malzacher würden gerne im Klettgau und Wutachtal bleiben, stellen sich aber auch neuen Herausforderungen, falls das Erzbistum anders entscheidet. Wie lebendig die einzelnen Pfarreien künftig werden, das hänge vom Engagement der Gemeindeteam ab, sagen Rutkowski und Malzacher.

Und im Westen?

Welche Pläne es für den Westen des Landkreises Waldshut gibt, erfahren Sie hier.