4,2 Millionen Euro kostete die Sanierung der Brücke über die Bahngleise an der Schwenninger Straße. 1,5 Jahre Bauzeit bis November 2017 zehrten an den Nerven der Autofahrer. Danach hoffte man auf Ruhe. Vergeblich, wie sich jetzt zeigt.

Die Stadtverwaltung geht aktuell von nicht behobenen Schäden an dem Bauwerk neben dem Villinger Bahnhof aus. Dabei ist es nicht die einzige Brücke mit Mängeln. Auch der Bickensteg – 2011 saniert – weist die auf. Bahnt sich ein Fiasko an?

Die Stadträte müssen sich am 27. Mai mit einer Vorlage befassen, die es in sich hat. Zwei für Villingen wichtige Brücken müssen demnach überprüft werden. Im Fall der Schwenninger Brücke läuft es auf ein Rechtsverfahren hinaus. Das wird in der Vorlage der Stadtverwaltung deutlich.

Entscheidet das Gericht?

So kam es zu zwei Auffälligkeiten. Zum einen erstellte der ausführende Planer nach Ende der Sanierung selbst den Prüfbericht. Er habe, so die Stadtverwaltung in der Vorlage, die Zustandsnote 2,0 vergeben, „ohne die verbliebenen Betonausbrüche und Abdichtungsmängel zu berücksichtigen“. Dieses Vorgehen sei Gegenstand eines noch laufenden Mängelfeststellungsverfahrens. Zum anderen wäre eine Hauptprüfung 2023 fällig gewesen. Sie liege aber bis heute nicht vor.

Das Bauwerk über die Bahngleise zwischen der AOK-Krankenkasse und der Abfahrt zum Villinger Bahnhof ist stark frequentiert. Die Brücke wurde 1960 gebaut, 2010 musste eine Spur von einem Tag zum anderen gesperrt werden, weil Korrosionsschäden an tragenden Teilen festgestellt wurden. Noch bis Sommer 2016 sollte es bis zum Sanierungsbeginn dauern, weil die Luisenbrücke über die Bertholdstraße mit Vorrang erneuert werden musste.

Eineinhalb Jahre Sanierung bis 2017

Dann im Juni 2016 starteten in Tag- und wegen des Bahnverkehrs in Nachtschichten die Arbeiten, kritisch beäugt von Villingern und Schwenningern, denen die Teilsperrung ohnehin zu lange ging. Die stadteinwärts und stadtauswärts führenden Fahrbahnen wurden wechselseitig gesperrt. In vielen Fällen sah man die Bauarbeiter gar nicht, weil sie unter der Brücke oder im Inneren tätig waren.

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Probleme wenige Jahre später

Als die Sanierungsarbeiten beendet waren, atmeten Pendler und Verantwortliche auf. Kaum einer dachte daran, dass sich nur wenige Jahre später erneut Probleme stellen würden.

Zwei, die damals das Projekt politisch begleiteten, sind die Fraktionssprecher von Freien Wählern und SPD, Andreas Flöß und Nicola Schurr.

Flöß ist angesichts der Hiobsbotschaft einigermaßen konsterniert: „Das kann es nicht sein.“ Er weiß noch genau, dass die Autofahrer doch einige Entbehrungen auf sich genommen haben. Da hätten die Bürger doch das Anrecht darauf, dass jetzt für einige Jahre Ruhe sei. Warum dies nicht geschieht, müsse nun die Stadtverwaltung als Bauherrin erklären.

Ging wie viele davon aus, dass an der Brücke Schwenninger Straße einige Jahre Ruhe einkehrt: Freie Wähler-Sprecher Andreas Flöß.
Ging wie viele davon aus, dass an der Brücke Schwenninger Straße einige Jahre Ruhe einkehrt: Freie Wähler-Sprecher Andreas Flöß. | Bild: Freie Wähler VS

Neue Sanierung schwer zu vermitteln

Immerhin rechnet er es der Stadt hoch an, dass sie die Probleme sehr offen kommuniziere. Bei der Sitzung des Technischen Ausschusses werden sicherlich viele Fragen aufkommen, die die Stadtverwaltung beantworten müsse.

Befürchtet neue Belastungen für den Bürger: SPD-Sprecher Nicola Schurr.
Befürchtet neue Belastungen für den Bürger: SPD-Sprecher Nicola Schurr. | Bild: SPD

Auch Nicola Schurr kann sich an die lange Zeit der Verkehrsbehinderungen erinnern. Aus seiner Sicht sollte endlich einmal das Ausschreibungsverfahren geändert werden: Nicht immer sei der günstigste Anbieter auch der beste. Hier sollte den Stadträten mehr Entscheidungsbefugnis eingeräumt werden.

Auch er befürchtet, dass bei der Mängelbeseitigung die Schwenninger Brücke jetzt in Teilen erneut gesperrt werden müsse und dies den Bürgern nur schwer zu vermitteln sei.

Schwierigkeiten bei Bickensteg

Dabei gibt es noch eine zweite Problembrücke: den Bickensteg. Der wird inoffiziell Schneckenbrücke wegen der auffälligen Anbindung zum Bahnhof hin genannt. 2010 wurde der Bickensteg saniert, schon wenige Jahre später platzte die Oberfläche auf. Diese Schäden entstehen aber bauartbedingt. Dass sie aber so kurz nach der Grundsanierung für 1,3 Millionen Euro auftraten, überraschte das Bauamt.

Der Bickensteg – auch Schneckenbrücke genannt – führt vom Bahnhof über die Gleise zum Landratsamt. Er gehört zu jenen Brücken der Stadt, ...
Der Bickensteg – auch Schneckenbrücke genannt – führt vom Bahnhof über die Gleise zum Landratsamt. Er gehört zu jenen Brücken der Stadt, die ebenfalls untersucht werden müssen. | Bild: Markus Schmitz

Auch diese Fahrradfahrer- und Fußgängerbrücke muss überprüft werden. Für beide Untersuchungen soll der Technische Ausschuss den Weg frei machen.

23 Brücken mit „kritischer Gesamtzustandsnote“

Das ist aber nicht alles. In einem weiteren Punkt macht die Stadtverwaltung deutlich, dass weitere Brücken marode sind. 23 Bauwerke weisen „eine kritische Gesamtzustandsnote“ von schlechter oder gleich 3,0 auf. Die Note 3 bedeute, dass eine Instandsetzung erforderlich sei. Dazu zählt in Villingen beispielsweise die Fuß- und Radwegbrücke am Stöckerbergle, die auch über die Bahngleise führt.

Allein für Prüfungen und Unterhalt aller Brücken werden 600.000 Euro benötigt, es stehen im Haushalt aber nur 130.000 Euro zur Verfügung. Das Geld muss also an anderer Stelle eingespart werden, möglicherweise wird die Sanierung des Münsterplatzes noch einmal verschoben.