Man will gebrauchte Textilien korrekt entsorgen, steht vor einem Altkleidercontainer in Villingen. Aber der ist randvoll. Er quillt über. Manche legen in so einer Situation ihre Sachen einfach daneben. Doch ist das erlaubt?
Ärgerlich ist es allemal. Da hat man seine Sachen ausgemistet und will die Textilien zum nächsten Container bringen. Doch da passt nichts mehr hinein. Dafür liegen schon viele Textilien und Schuhe davor, teilweise verdreckt und feucht.
Immerhin: So schlimm wie es zu Beginn des Jahres war, ist es nicht mehr, berichtet das Landratsamt. Da fassten die Container kaum die Kleider und Schuhe, die Bürgerinnen und Bürger nicht mehr benötigten. Gegenüber dem Februar habe sich die Situation wesentlich verbessert, teilt Heike Frank, Sprecherin des Landratsamts, mit.

Und dennoch: Es gibt immer wieder Containerplätze, da sieht es aus wie bei Hempels unter dem Sofa, so in der Warenburgstraße Ende April. Vor allem, wenn die Sachen neben dem Container gestapelt werden.
Einfach Altkleider neben den vollen Containern abzulegen ist allerdings verboten und gilt als „illegale Abfallablagerung“, erklärt Heike Frank. Es werde in solchen Fällen regelmäßig versucht, Verursacher zu ermitteln, die dann mit entsprechenden Bußgeldern zu rechnen haben.
Im Fall von Überfüllungen – also zu den vollen Sammelcontainern abgelegte Alttextilien – sei allerdings das für die Sammlung zuständige Unternehmen verantwortlich.
Alternative Recyclingmöglichkeiten
Was also tun, wenn der Container überquillt? Man kann die Sachen in Villingen-Schwenningen in die Kleiderläden bringen. Einen betreibt das Rote Kreuz in der Bickenstraße.
Wissenwertes zur Altkleiderentsorgung
Rot-Kreuzladen nimmt Kleider
„Wir bekommen massenhaft Kleidung“, berichtet Gisa Varbelow, nur die Qualität lasse zu wünschen übrig. Es mache sich bemerkbar, dass immer mehr Mode über Tiefpreis-Onlineshops wie Temu und Shein verkauft werde. Die sei „billig und schnell verschlissen“, insofern wundere es sie nicht, dass die Container überquellen.
Ware wird geprüft
Der Kleiderladen versuche, die meisten Textilien anzunehmen, es sei denn, sie seien komplett verdreckt oder kaputt. Am liebsten ist es Gisa Varbelow, wenn die Stücke nicht in ganzen Säcken, sondern in kleineren Tranchen abgegeben werden, sodass sie noch einen Blick darauf werfen kann.
Der Villinger Rot-Kreuz-Kleiderladen, in dem Gisa Varbelow, Jutta Wichelhaus und Lena Wegner an diesem Dienstag eingeteilt sind, ist gut gefüllt. Gerade kommt eine Frau vorbei, die drei Sachen abgibt, gewaschen, gebügelt, eine Hose von Brax ist dabei.

Retro ist wieder in
Das sei vorbildlich, freut sich Varbelow. Manche Leute geben Sachen nur ab, einige nutzen die Zeit aber und schauen sich noch im Angebot um. Wieder andere sind nur wegen der günstigen Textilien da oder weil sie umweltbewusst leben. Das sei nachhaltig, freuen sich die Rot-Kreuz-Helferinnen. Immer öfter kommen Jugendliche vorbei, die sich nach älteren Sachen umschauen, Retro nennt sich der Stil.
Viel Kleidung bei B9
Ortswechsel. In der Bahnhofsstraße befindet sich der Second-Hand-Laden B9, der von einem Verein zur Förderung der Jugend- und Sozialarbeit im Evangelischen Kirchenbezirk Villingen getragen wird. Abgegeben werden können Kleider, Hausrat, Bücher oder Geschenkartikel, aber keine Möbel.
„Kleidung macht bei uns aber den Löwenanteil aus“, berichtet Geschäftsführerin Anita Neidhardt-März. Auch sie beobachtet, dass der Anteil angelieferter Waren, auch von Kleidung, stark steigt. Das liege aus ihrer Sicht allerdings nicht an der neuen EU-Richtlinie für Altkleidung, sondern am Wegfall der Rumänienhilfe. „Jetzt wissen die Leute nicht mehr, wohin damit.“
Viele Stammkunden
Bei B9 werden Textilien mit Löchern oder Flecken zurückgewiesen, sagt die Geschäftsführerin, aber meist „reagieren die Leute verständnisvoll.“ Der Second-Hand-Laden hat viele Stammkunden, sodass das Angebot oft wechselt.
Spätestens nach drei Wochen wird nicht verkaufte Kleidung abgehängt. In einer 50-Cent-Wühlkiste gibt es noch einen letzten Versuch, bevor die Sachen im Kleidersack verschwinden – das B9 ist auch eine vom Landratsamt genehmigte Kleidersammelstelle. Dann wird der professionelle Textilverwerter angerufen, in diesem Fall ist es Texaid, der die Ware nach Apolda zum Sortieren bringt.
Im Kreislauf halten
Doch bevor es so weit ist, versuchen die Ehrenamtlichen alles, um „die Dinge im Kreislauf zu halten“. Gerade bei Kleidern nutzen sie selbst das Second-Hand-Angebot, „ich war seit zwei Jahren nicht mehr shoppen“, meint Neidhardt-März lachend. Die meisten Kunden, die das B9 besuchen, hätten einen „kleinen Geldbeutel“. Aber es gebe auch immer mehr Menschen, die den Nachhaltigkeitsgedanken mit Leben füllten.

An Ideen fehlt es den Mitarbeitenden jedenfalls nicht. In einer Upcycling-Werkstatt wird gerade Wäsche verarbeitet. Ein Teil eines Zierkopfkissens wird abgetrennt und als Einsatz für ein Top oder eine Bluse verwendet.
Abgabe bei Recyclingzentren
Grundsätzlich sei der Anfall von Alttextilien weiterhin sehr hoch. Allein bei den Containern des Landkreises liege der 20 Prozent höher als im langjährigen Durchschnitt, betont die Sprecherin des Landratsamts. Obwohl die Container öfter geleert werden, könne es daher gelegentlich zu Überfüllungen kommen.
In solch einem Fall haben Bürger die Möglichkeit, ihre Altkleider auf ein Recyclingzentrum oder einen Wertstoffhof zu bringen. Dort seien volle Container nicht auszuschließen, hätten allerdings weniger negative Folgen.
Etwa 80 Prozent der Altkleidercontainer werden übrigens nicht vom Landkreis, sondern überwiegend von gemeinnützigen Einrichtungen betrieben, auch der in der Villinger Warenburgstraße.