Noch einmal ins Fußballstadion, noch einmal die Füße ins Meer strecken – einfach noch ein einzigen Tag Normalität leben – ganz ohne Schmerzen. Die Wünsche von sterbenskranken Menschen fallen sehr unterschiedlich aus. Das Palliativnetz Lörrach möchte gemeinsam mit weiteren Partnern nun einen Wünschebus anschaffen, um ihnen diese „letzten“ Wünsche zu erfüllen.
Wünscherfüllen wird zur Herzensangelegenheit
Während die Erwartungen von todkranken Menschen nicht mehr allzu hoch ausfallen würden, sei es bei Wünschen ganz anders, so Palliativarzt Mario Steffens. Durch seine Arbeit als Geschäftsführer des Palliativnetz Lörrach, welches die todkranken Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet, seien ihm immer wieder „letzte“ Wünsche zugetragen worden. Eine seiner Patientinnen mit Wirbelsäulenmetastasen war nicht mehr transportabel. Doch was hätte sie dafür gegeben noch einmal ans Grab ihrer Eltern zu kommen, erzählt der Facharzt für Allgemein- und Palliativmedizin. Auch habe er von einem Menschen erfahren, der noch am Tag seines Todes heiraten durfte.

Und so wurde es für Mario Steffens zu einer Herzensangelegenheit, eine Möglichkeit zu schaffen, die letzten Wünsche seiner todkranken Patienten, die nicht mehr im Auto transportiert werden könnnen, zu erfüllen. Seit Monaten kümmert er sich nun um die Anschaffung eines Wünschebus.
Ein Tag Normalität zum Abschiednehmen
„So ein Tag Normalität zu erleben, so als gäbe es keine Krankheit, ist für die Menschen viel wichtiger als die Symptomkontrolle“, so Steffens. Und: „Es ist auch ein Teil des Abschiedsnehmens“, sagt der Arzt mit Praxis in Weil-Friedlingen.
30 000 Euro Spenden sind bereits eingegangen
Solche Wünsche-Fahrzeuge gibt es laut Steffens in Süddeutschland nicht. Dabei erfüllen sie jedoch eine immens wichtige Aufgabe: Sie bringen die sterbenskranken Menschen an Sehnsuchts-Orte, an denen sie noch einmal sein möchten. Das Projekt lebt allein von Spenden. Und die Bereitschaft hier zu helfen ist in der Gesellschaft riesengroß: Nach seinem ersten Aufruf auf Facebook über sein Vorhaben hat Steffens nach zehn Tagen bereits 30 000 Euro zweckgebundene Spenden für den Wünschebus eingesammelt. „Das hat mich riesig gefreut“, so der Arzt. Doch es werden weiterhin Spenden gesammelt, denn das Projekt Wünschebus wird komplett im Ehrenamt durchgeführt und so müsse neben dem Fahrzeug auch die Strukturen geschaffen werden.
Erste Gespräche hat Steffens mit dem DRK Lörrach geführt, welches zeitgleich ein ähnliches Projekt starten wollte. Und so arbeiten das Palliativnetz Lörrach und das DRK Lörrach nun gemeinsam daran, das Projekt zu realisieren. Die Anschaffung des Fahrzeugs wird nun in die Wege geleitet und soll noch in diesem Sommer erfolgen.
Weitere Partner seien willkommen, denn ein Netzwerk in der Region müsse aufgebaut werden. „Wir haben nun den Anstoß gegeben und es gibt viele Einrichtungen im Landkreis, die für dieses Projekt wie geshaffen sind, diese müssen wir zusammenbringen“, so Steffens.
Welche Wünsche sind erfüllbar?
Auch müsse immer geprüft werden, welche Wünsche erfüllbar seien: Füße in den Rhein zu strecken oder ein Blick aufs Meer, das sei machbar, so Steffens. Aber noch einmal ins Fußballstadion? Für solch ein Vorhaben brauche es Netzwerke von Menschen, die dies möglich machen können, so Steffens.
Wie sieht so ein Wünschebus eigentlich aus?
Ganz wichtig ist Steffens, dass man dem Wünschebus nicht ansieht, wofür er da ist. Der Krankentransportwagen soll von außen foliert und dezent gestaltet werden. Innen gibt es eine Schwebetrage, laut Steffens die schonendste Transportmöglichkeit für die Patienten. Von dem Angebot sollen nicht nur Menschen aus dem Landkreis Lörrach profitieren, sondern aus ganz Südbaden.