Direkt an der Bushaltestelle des psychiatrischen Behandlungszentrums Waldshut-Tiengen führt ein schmaler Schacht in die Tiefe. Damit dort während des Alltags niemand hineinfällt, liegt ein schwerer Metalldeckel über dem Zugang.
Theo Merz, Leiter des Tiefbauamts, und Thomas Stoll, Betriebsleiter der Kläranlage Waldshut, öffnen den mysteriösen Schacht, um das Geheimnis darunter zu lüften und einen exklusiven Einblick zu geben.
Bevor es aber die Metalltreppe in die Tiefe hinuntergeht, muss Stoll dort die Gaskonzentration messen. „Es können sich Gase ansammeln. Die sehen Sie nicht, riechen sie nicht und spüren sie nicht. Da fallen Sie einfach irgendwann um“, erklärt Merz.
An diesem Tag ist alles in Ordnung, es kann losgehen. Entgegen der Erwartung, auf dem Weg nach unten unangenehme Gerüche ertragen zu müssen, riecht es überraschend frisch.
Im unterirdischen Raum steht ein weißer Kasten mit elektronischen Schaltgeräten und Knöpfen. Er ist das Herzstück des sogenannten Steuerungsraums. Aber was steuert der Schaltschrank genau?
„Neben uns befindet sich ein Regenüberlaufbecken“, lüftet der Kläranlagen-Betriebsleiter das Geheimnis. Es speichert Abwasser zwischen, das sonst vor allem an regnerischen Tagen die Kläranlage Waldshut überfluten würde.
Von Waldkirch, Schmitzingen und Waldshut aus, vorbei am Regenüberlaufbecken, in Richtung Kläranlage dürfen maximal 70 Liter pro Sekunde fließen. Heute sind es knapp 50 – also noch genug Luft nach oben. Weiteres Abwasser fließ laut Informationsübersicht auf der Internetseite der Stadt aus Gaiß und Eschbach in Richtung Kläranlage.
Das sogenannte Rüb ist laut Thomas Stoll etwa 80 Meter lang, sieben Meter breit und sechs Meter hoch und liegt unter dem Parkplatz des Klinikums Hochrhein. Ist das Becken voll, muss überschüssiges Wasser in den Rhein abfließen. „Das kommt aber nicht häufig vor“, weiß Stoll.
Trotzdem: selbst hier, unter der Erde, sind die Folgen des Klimawandels zu spüren. „Das Wetter hat sich in den vergangenen Jahren stark geändert und Starkregen häuft sich“, äußert Kläranlagen-Betriebsleiter seine Beobachtung. „Da ist die Kapazität schon manchmal am Anschlag.“
„Der Steuerungsraum bekommt Informationen von der Kläranlage und regelt dann den Zulauf entsprechend.“ Um zu sehen, wo das geschieht, geht es ein weitere Treppe in die Tiefe.
Die verarbeiteten Informationen aus der Kläranlage werden hier unten in die Tat umgesetzt. Fließt zu viel Wasser, wird automatisch eine Metallplatte in das zentrale Abwasserrohr geschoben und begrenzt so die Durchflussmenge.

Einmal im Jahr wird das Rüb gewartet und gereinigt: „Meist im Sommer während einer Trockenperiode, wenn wenig Zulauf ankommt und es kaum gebraucht wird.“