Die Fahrt im Schulbus: Das ist seit Jahrzehnten ein oft wenig angenehmer Bestandteil des Schülerdaseins – vor allem für die, die auf den stark frequentierten Linien am Hochrhein zu den Schulzentren in Waldshut-Tiengen oder Bad Säckingen unterwegs sind. Dichtes Gedrängel, Geschubse und Busse, die so voll sind, dass niemand mehr zusteigen kann – in Zeiten von Corona, in denen die Abstandsregeln so wichtig sind, bekommen diese Zustände eine neue Dimension. Viele Eltern sind besorgt – wegen des Virus, aber auch ganz allgemein wegen der Sicherheit ihrer Kinder.

Doch daran soll sich nun etwas ändern: Das Land Baden-Württemberg hat Fördergelder zugesagt, damit dort, wo die Busse besonders voll sind, zusätzliche Fahrzeuge für den Schülertransport eingesetzt werden können. Dem dringenden Aufruf des Verkehrsministeriums, diese Gelder auch abzurufen, ist der Kreis Waldshut nachgekommen: Ab Mittwoch, 14. Oktober, sollen zusätzliche Busse fahren.

Wie viele Busse werden zusätzlich fahren?

Ab Mittwoch wird es 14 Entlastungsbusse geben, wofür sechs zusätzliche Fahrzeuge eingesetzt werden. Die Fahrten bewegen sich vorwiegend im Bereich der beiden großen Schulzentren Waldshut-Tiengen, Bad Säckingen und in Laufenburg. Diese Verstärkerbusse fahren parallel zu den derzeitigen Linienbussen und sollen alle regulären Haltestellen entlang der jeweiligen Linie anfahren.

Wann und wo fahren die Busse?

Übersicht über den Fahrplan der zusätzlich eingesetzten Busse.
Übersicht über den Fahrplan der zusätzlich eingesetzten Busse. | Bild: Landratsamt Waldshut

Zunächst war der Landkreis vom Einsatz von bis zu zehn Verstärkerbussen ausgegangen. Wie viele Menschen tatsächlich mit den Bussen fahren, ergaben nun Fahrgastzählungen der SBG (Südbaden Bus GmbH) in der dritten Schulwoche auf rund 550 Fahrten im Landkreis. Vergangene Woche seien diese dann im Hinblick auf die Landesförderung für Verstärkerbusse ausgewertet worden. Förderfähig sind die Linien, die zur 1. und nach der 6. Unterrichtsstunde besonders stark frequentiert sind. Dies sind laut Lothar Probst, dem Zuständigen des Landkreises für den öffentlichen Nahverkehr und Geschäftsführer des Waldshuter Tarifverbundes (WTV), die Linien in die Schulzentren Bad Säckingen und Waldshut-Tiengen.

Was wird vom Land gefördert?

Das Land fördert bis Jahresende sogenannte Verstärkerfahrten, die unter hygienischen Gesichtspunkten notwendig sind, auf Buslinien, wenn alle Sitzplätze und ein festgelegter Grenzwert von 40 Prozent der im Bus eingetragenen Stehplätze wiederkehrend überschritten ist. Bis Jahresende werden hierfür 80 Prozent der Kosten vom Land übernommen.

Wie viel kosten die zusätzlichen Fahrten?

Der Landkreis hatte die Kosten für den Einsatz von zehn zusätzlichen Busse im Zeitraum Oktober bis Dezember mit 250.000 Euro beziffert. Nun belaufen sich die Gesamtkosten bis zu den Weihnachtsferien auf rund 135.000 Euro, wie das Landratsamt am Montag informiert. Im Kreistagsausschuss für Technik, Umwelt und Verkehr wurde hierzu jüngst ein Beschluss gefasst und Mittel von bis zu 50.000 Euro – das entspricht den von der Landesförderung ausgenommenen 20 Prozent bei angenommenen 250.000 Euro Gesamtkosten – von Kreisseite grundsätzlich zur Verfügung gestellt.

Woher kommen die zusätzlichen Busse?

Die SBG wird überwiegend private Unternehmen einsetzen, erklärt Lothar Probst

Wie viele Schülerinnen und Schüler fahren mit Bussen?

Laut Auskunft des Landratsamts Waldshut sind im Kreis rund 12.000 Schülerinnen und Schüler mit Schulbussen unterwegs. Insgesamt wird werktags von rund 22.000 Fahrgästen ausgegangen.

Wie wird mit Beschwerden umgegangen?

„Wir bitten bei Beschwerden immer, dass sich die Fahrgäste umgehend mit konkreten Angaben (Linie, Haltestelle, Uhrzeit und Geschehen) an die Südbadenbus oder uns wenden. Dann können wir uns kümmern, die Ursache klären und soweit notwendig Maßnahmen ergreifen“, so der WTV-Geschäftsführer. „Nicht alle Wünsche können immer erfüllt werden, aber viele Problempunkte können gelöst oder abgemildert werden. Gerne steht der Landkreis mit den Partnern im Waldshuter Tarifverbund zur Verfügung, um bestmöglich zu vertretbaren Kosten einen guten Nahverkehr für die Bürgerinnen und Bürger bieten zu können“, erklärt Lothar Probst. So seien in den ersten drei Schulwochen nach und nach Verbesserungen erreicht worden. „Wir gehen davon aus, dass wir ab dem 14. Oktober mit einigen vom Land geförderten Verstärkerbussen für eine weitere Entspannung sorgen können.“

Werden die zusätzlichen Busse auch 2021 fahren?

Nein. Nach jetzigem Stand wird das zusätzliche Angebot mit Beginn der Weihnachtsferien (22. Dezember) nicht weiter bestehen. Denn wie das Landratsamt erklärt, sind die Entlastungsfahrten von der Landesförderung abhängig und rein Corona bedingt. Ob die Förderung durch das Land verlängert wird, ist derzeit nicht absehbar.

Was wird außerdem getan, um die Situation in den Schulbussen zu verbessern?

Auf Anfrage des SÜDKURIER führt Michael Swientek, Sprecher des Landratsamts Waldshut, drei Maßnahmen auf: „Wir haben eine Woche vor Schulbeginn alle Schulen gebeten den Unterricht von der 1. und 6. Stunde bestmöglich zu entzerren.“ Hier hätten die Schulen bestmöglich für etwas Entlastung gesorgt, „aber wir wünschen uns hier gerne weitere Entlastung, zumal diese kostenneutral ist.“ Weiterhin seien SBG und Landratsamt zum Schuljahresbeginn „allen Beschwerden nachgegangen und haben über eine gleichmäßigere Verteilung der Schülerinnen und Schüler auf die Busse – häufig fahren auch zwei oder drei Busse relativ zeitgleich auf einer Linie – und kleinere Anpassungsmaßnahmen eine Entspannung der Kapazitäten erreichen können.“ Zudem würden zur Entspannung in den Regionalbahnen auf der Hochrheinstrecke Verstärkerbusse zur ersten und sechsten Unterrichtsstunde (in/aus Richtung Bad Säckingen und Waldshut) mindestens bis zu den Herbstferien laufen.

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