Die SÜDKURIER-Reporterinnen und Reporter am Hochrhein und im Südschwarzwald recherchieren jeden Tag interessante Themen und treffen die unterschiedlichsten Gesprächspartner. Für die Autoren ist das eigentlich Alltag. Doch immer wieder gibt es auch ganz besondere Themen, die auch den Profis lange in Erinnerung bleiben. Es sind Geschichten wie diese, die unsere Leserinnen und Leser besonders schätzen und die uns Journalisten immer wieder aufs Neue in unserem Einsatz bestätigen.

Ärzte arbeiten wie Handwerker

von Nico Talenta

Bild 1: Exklusive Einblicke, eine echte OP und Begegnungen mit besonderen Menschen: Reporter verraten, welches Thema ihnen besonders wichtig war – und warum
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Wer kann behaupten, dass er schon mal während einer laufenden Operation in einem OP-Saal war, wenn er nicht gerade selbst als Patient auf dem Tisch lag? Ich für meinen Teil kann seit diesem Jahr hinter diese Frage einen Haken setzen. Peter Bahr hat mich am 23. Mai einen Tag lang unter seine Fittiche genommen und mir Einblick in seine Arbeit als Assistenzarzt im Klinikum Hochrhein gewährt. Definitiv ein Höhepunkt meiner Karriere als Journalist, denn auch für unser Berufsbild ist das kein alltäglicher Einblick.

Reporter Nico Talenta (links) und Assistenzarzt Peter Bahr.
Reporter Nico Talenta (links) und Assistenzarzt Peter Bahr. | Bild: Nico Talenta

Und ich muss sagen, es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, den Chef-, Ober- und Assistenzärzten beim Bohren und Hämmern zuzuschauen, während der eigene Bauch einem signalisiert: „Hey, es ist Zeit für Mittagessen!“ Und das, obwohl die Operation am offenen Knie alle meine Sinnesorgane gleichzeitig reizte. Riechen, hören und sehen können Laien wie ich in einer OP wirklich viel Neues und Unbekanntes. Wobei, einem die Geräusche des Bohrers oder der Säge dann doch wieder sehr vertraut vorkommen. Wer schon mal auf einer Baustelle war, assoziiert Ärzte bei ihrer Arbeit dann schnell mit Handwerkern auf einer Baustelle. Doch nicht alles am Ärzteberuf ist so spannend wie die Arbeit im OP-Saal. Hinzukommen organisatorische Aufgaben und Arbeit mit sensiblen Daten. Dass das alles Zeit kostet, steht außer Frage. Auf die Frage nach Hobbys gestand sich Peter Bahr ein: „Das ist eine traurige Sache.“

Zeitungswald: Ein Projekt mit Weitblick

von Markus Baier

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30.000 Bäume in drei Jahren: Wenn man die numerische Dimension des SÜDKURIER-Zeitungswaldes betrachtet, könnte einem beinahe schwindlig werden, so ambitioniert kommt es daher. Dass erst in einigen Jahrzehnten klar sein wird, ob sich das Ganze wirklich gelohnt hat, macht es zu einem echten Abenteuer.

Eine tolle Gemeinschaftsaktion: Beim Zeitungswald arbeiten SÜDKURIER und Forst BW zusammen mit vielen Unterstützern an einem ...
Eine tolle Gemeinschaftsaktion: Beim Zeitungswald arbeiten SÜDKURIER und Forst BW zusammen mit vielen Unterstützern an einem Zukunftsprojekt. | Bild: Ambrosius, Andreas

Dabei ist der Sinn des Ganzen unbestreitbar: Klimawandel und Schädlinge setzen dem Baumbestand des Waldes in der Region massiv zu. Die Folgen sind hektargroße Brachflächen. Hier gegenzusteuern ist das Ziel des Projekts Zeitungswald von SÜDKURIER Medienhaus und der Forst BW. Es geht um nichts Geringeres als die Pflanzung des Waldes der Zukunft auf Basis des Wissensstandes von heute – und das mit Unterstützung der Leser unserer Zeitung.

Und nach knapp einem Jahr kann man einfach nur sagen: Der Zeitungswald ist eine Erfolgsgeschichte und eine beachtliche Gemeinschaftsleistung, die in dieser Form nicht zu erwarten war. Zwölf Monate nach dem Start haben die Leser genug Geld gestiftet, um den Kauf von über 20.000 Bäumen zu finanzieren. Bei ersten Pflanzungen wurden tausende Bäume gepflanzt. Die riesige Brachfläche am Rande von Ühlingen-Birkendorf, auf der der Zeitungswald entsteht, ist inzwischen kaum wiederzuerkennen.

Und die Zuversicht der Projektbeteiligten ist entsprechend groß. Als Berichterstatter ein solches Vorhaben zu begleiten, ist ein sehr besonderes Erlebnis. Dabei besteht kein Zweifel: Die Notwendigkeit, jetzt zu handeln, ist groß. Dass erst zukünftige Generationen davon profitieren werden, zeugt vom Weitblick der Maßnahme und macht die Bereitschaft zur Unterstützung noch sehr viel wertvoller.

Einsatz für die Menschen

von Alexander Jaser

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Das Schicksal junger Menschen mit Autismus hat mich während des abgelaufenen Jahres in einer Reihe von Artikeln sehr berührt. Am 1. Juli erfuhr die Elterninitiative Autismus Hochrhein ohne Vorwarnung von der Insolvenz des Zentrums für Autismus-Kompetenz Südbaden (ZAKS) – der Therapieeinrichtung für Kinder mit Autismus in der Region.

Nicht nur bunte Spielräume, auch ein Musikzimmer, ein Bewegungsraum und Arbeitszimmer stehen für die Kinder im Autismus-Therapiezentrum ...
Nicht nur bunte Spielräume, auch ein Musikzimmer, ein Bewegungsraum und Arbeitszimmer stehen für die Kinder im Autismus-Therapiezentrum Südbaden zur Verfügung. | Bild: Alexander Jaser

Was deren Ende für die Betroffenen und ihre Familien bedeuten würde, schilderte mir Mary-Lou Gaglio in einem Gespräch mit drastischen Worten – viele Fortschritte der Kinder und Jugendlichen wären ohne Therapien gefährdet – für manche sei dann zum Beispiel der Besuch eines Kindergartens oder einer Schule nicht möglich. Ich kam so erstmals in Kontakt mit Menschen, die unter den Folgen von Autismus leiden und war tief berührt von der Last, welche die Familien der Betroffenen tragen müssen, um ihren Kindern ein gutes Leben zu ermöglichen.

Rasch trat die Politik auf den Plan – über den Bürgermeister von Bad Säckingen, Landrat Martin Kistler bis hin zu den Bundestagsabgeordneten – sie gaben sich im Therapiezentrum in Bad Säckingen die Klinke in die Hand. Und es war Landrat Martin Kistler, der von Anfang an klarstellte: „Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung – und es wird eine Lösung geben.“ Und tatsächlich: Nach intensiven Verhandlungen der staatlichen Stellen im Regierungsbezirk Freiburg mit den Therapieanbietern der Region wurde eine passgenaue Lösung gefunden – die Pro Juve Caritas Jugendhilfe Hochrhein übernahm zum 1. September nahtlos die Therapieangebote des ZAKS – ein beeindruckendes Beispiel für ein gelungenes Krisenmanagement von staatlichen Stellen und Wohlfahrtsverbänden!

Fortschritte im Gesundheitscampus

von Justus Obermeyer

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Der Bad Säckinger Gesundheitscampus erlebte in den vergangenen Jahren viele Höhen und Tiefen. Das Jahr 2024 brachte für das Projekt endlich einen entscheidenden Meilenstein: Die ersten Mieter konnten einziehen und damit die Mediziner endlich ihre Patienten in den modernen Praxen empfangen.

Blick in den Operationssaal vor dem ersten Eingriff: Campus-Geschäftsführerin Bettina Huber und Bauherrenvertreter Holger Amann im ...
Blick in den Operationssaal vor dem ersten Eingriff: Campus-Geschäftsführerin Bettina Huber und Bauherrenvertreter Holger Amann im nagelneuen OP. | Bild: Obermeyer, Justus

Nein, es ist längst noch nicht alles fertig, das war auch bei der offiziellen Eröffnung im Juni zu sehen. Die offenkundigen Baustellen erlaubten den Bürgerinnen und Bürgern aber auch einen Blick hinter die Kulissen. Wer regelmäßig dem früheren Spitalgebäude einen Besuch abstattet, sieht die steten Fortschritte und spürt, dass hier eine für die Bevölkerung wichtige Einrichtung entsteht.

Apropos Blick hinter die Kulissen: Im September konnte ich die beiden Operationssäle ansehen, kurz bevor sie an die Mediziner übergeben wurden. Heute käme ich nur noch als Patient unter Narkose hinein. 13.000 Meter Kabel wurden hier verlegt. Die Technik entspricht höchsten Anforderungen. Von der Sauerstoff-Versorgung über die Osmose-Anlage für das Wasser bis zur hochsensiblen Lüftungsanlage ist alles doppelt abgesichert. Und natürlich ist auch die Stromversorgung bei einem Blackout durch Akkumulatoren gewährleistet.

Für die Zukunft des Gesundheitscampus – und damit für den gesamten Gesundheitsstandort Bad Säckingen – bieten die beiden OP einen echten Mehrwert. Ob es nun im Campus ansässige Ärzte sind oder externe Mediziner sind, die sich hier einmieten werden.

Aktiv CO2 reduzieren

von Markus Vonberg

Markus Vonberg
Markus Vonberg | Bild: Tesche, Sabine

Eine der größten und wichtigsten Aufgaben weltweit – viele sagen, die mit Abstand wichtigste auf lange Zeit überhaupt – ist die Senkung des Ausstoßes an Treibhausgasen. Das von Kraftwerken, Heizungen oder Fahrzeugen in die Atmosphäre entlassene Kohlendioxid (CO2), aber auch weitere durch menschliche Tätigkeit emittierte Gase, heizen den globalen Klimawandel im wahrsten Sinne des Wortes an. 2023 wurden weltweit 39 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen. Was kann da ein Einzelner dagegen tun, fragt man sich fast resigniert.

Michael Tritschler vor seinem Wasserstoffspeicher. Hier kann er 3600 Kilowattstunden aus Solarstrom gewonnene Energie speichern, aus der ...
Michael Tritschler vor seinem Wasserstoffspeicher. Hier kann er 3600 Kilowattstunden aus Solarstrom gewonnene Energie speichern, aus der er bei Bedarf Wärme gewinnt. Links im Bild der alte Flüssiggasspeicher, mit dem Tritschler sein Haus früher heizte. | Bild: Vonberg, Markus

Nicht resigniert hat Michael Tritschler. Der bald 75-jährige Ingenieur aus dem Rickenbacher Ortsteil Hottingen hat sich vorgenommen, sein Mehrfamilienhaus ohne Umweltbelastung zu heizen. Vier Jahre lang tüftelte er an einer Lösung. Seit März dieses Jahres ist seine Anlage in Betrieb. Sie verwandelt aus Sonnenkraft gewonnenen überschüssigen Strom in Wasserstoff, der gespeichert und bei Bedarf wieder zurück in Strom verwandelt werden kann. Drei Haushalte in Hottingen heizen jetzt ohne umweltschädliche Emissionen.

Nach dem gleichen Prinzip wie in seinem über 100 Jahre alten ehemaligen Bauernhof könnte bei allen mit großen PV-Anlagen ausgestatteten Gebäuden wie Schulen, Turn- oder Industriehallen überflüssiger Strom vor Ort als Wasserstoff gespeichert und im Bedarfsfall in Elektrizität zurückverwandelt werden, sagt Tritschler. Er sieht seine Solar-Wasserstoff-Anlage als Modell für Kommunen oder Unternehmen. Und ist für mich mein Mutmacher des Jahres.

Starke kleine Kämpferin Fabienne

von Monika Olheide

Monika Olheide
Monika Olheide | Bild: Tesche, Sabine

Fabienne war erst wenige Monate alt, als für ihre Eltern im Februar 2024 eine Welt zusammenbrach: Ihr kleines Mädchen war sterbenskrank. Leukämie lautete die Diagnose, eine Stammzellspende war die einzige Hoffnung. Doch einen genetisch passenden Spender gab es nicht. Fabiennes Mutter Julia und ihr Vater Felix sprachen über die belastende Situation der jungen Familie, die kräftezehrenden Klinikaufenthalte und die unerträgliche Ungewissheit. Sie appellierten an alle potenziellen Stammzellspender, sich registrieren zu lassen.

Das Schicksal der Familie aus Wehr blieb nicht unbeachtet. Zahlreiche Aktionen stellten Freunde und Bekannte auf die Beine, um Fabienne und ihre Eltern zu unterstützen. 17.000 Euro kamen allein beim Sponsorenlauf der Lauffreunde Wehratal zusammen. Vielerorts ergriffen Menschen die Initiative und unterstützten die Helfer.

Das Lächeln der kleinen Fabienne aus Wehr ist zauberhaft. Was man nicht auf den ersten Blick sah: Das Baby hat Leukämie und brauchte ...
Das Lächeln der kleinen Fabienne aus Wehr ist zauberhaft. Was man nicht auf den ersten Blick sah: Das Baby hat Leukämie und brauchte eine Stammzellspende. Doch zunächst war noch kein geeigneter Spender gefunden. | Bild: privat/Familie

Ein ganz starkes Zeichen für den Zusammenhalt und die Menschlichkeit in unserer Region. Immer wieder setzen sich Menschen füreinander ein, helfen, wo die Not am größten ist. Das macht Mut.

Die beste Nachricht gab es dann aber im Juli 2024: Für Fabienne ist ein geeigneter Stammzellspender gefunden worden, die lebensrettende Therapie kann beginnen. Die Eltern des kleinen Mädchens konnten endlich wieder Hoffnung schöpfen und wieder in die Zukunft blicken. Darum mein Appell an alle, die noch zögern sollten: Bitte lassen Sie sich als Stammzellspender registrieren – für Kinder wie Fabienne und alle anderen Leukämie-Patienten. Denn jeder könnte ein Lebensretter sein.

Eine emotionale Polizeimeldung

Von Michael Neubert

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Viele Polizeimeldungen erreichen uns das ganze Jahr über. Unfälle, Einbrüche, Diebstähle, Schlägereien und, und, und. Doch keine war so rührend wie die Geschichte eines Siebenjährigen und seiner vierjährigen Schwester. Die beiden büxten im Februar aus – während der Vater in der Wohnung in Schaffhausen beim Kochen war. Sie wollten nach Deutschland, wo ihre Mutter lebte.

Um 17.30 Uhr an einem Mittwoch meldete der Vater die vermissten Kinder. Die Polizei lancierte eine groß angelegte Suchaktion. Schaffhauser Polizei, Kantonspolizei Zürich und weitere Polizeibehörden wurden informiert. Bis schließlich um 22.15 Uhr die frohe Botschaft kam: Die Kantonspolizei Basel-Stadt spürte die Kinder in Allschwil auf. Wohlbehalten kehrten sie in den Schoß der Eltern zurück.

Es ist eine kurze Geschichte, aber eine wie aus einem Märchen. Sie erinnert ein bisschen an Hänsel und Gretel. Nur: Die beiden Kinder verirrten sich nicht im Wald, sie wurden auch nicht von einer bösen Hexe festgehalten.

Unglaublich! Die beiden reisten ganz allein über 100 Kilometer von Schaffhausen nach Basel. Wie sie das schafften? Die Sehnsucht nach der Mama muss riesig gewesen sein. Nicht nur ihren Eltern jagten sie einen Schrecken ein, auch der Polizei. Man weiß schließlich nie, wie so etwas endet. Aber: Ende gut, alles gut. Mich berührte diese Geschichte. Ich stellte mir vor, wie die Kleinen ihren Eltern in die Arme liefen.

Auf der Suche nach Arztterminen

von Elisa Gorontzy

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Oft berichtete unsere Zeitung von Menschen, die keinen Platz bei einem Hausarzt bekommen konnten. Um die Suche als Neupatient in Bad Säckingen nachzuempfinden, rief ich über eine Augustwoche hinweg sechs Praxen mit insgesamt zehn Hausärzten an. Im Zeitraum der Recherche konnten nur zwei Praxen erreicht werden. Ich stellte mich vor, ohne dabei die Verbindung zum SÜDKURIER zu nennen. Ganz wohl dabei war mir nicht. Doch ich wollte unverfälscht wissen, ob ich aktuell als Neupatientin aufgenommen werden würde: Einmal Ja, einmal Nein und vier Mal war kein Durchkommen.

Nummern eingeben, anrufen und abwarten, ob Praxen in Bad Säckingen abheben – so gestaltet sich die Recherche nach einem Hausarzt.
Nummern eingeben, anrufen und abwarten, ob Praxen in Bad Säckingen abheben – so gestaltet sich die Recherche nach einem Hausarzt. | Bild: Steffi Weickert

Das Fazit: Trotz Aussicht auf einen Termin gestaltete sich sie Suche nach einem Hausarzt schwierig und zeitraubend. Zu lange steckte ich in Warteschleifen und zu oft begegnete ich dem Anrufbeantworter der Praxen. Das passiere nicht ohne Grund, erklärten mir die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) und ein Mediziner. Eine Ursache sei der Ärztemangel für die Menge an Einwohnern Bad Säckingens gewesen.

Kleine Praxen mit nur einem Hausarzt stünden unter Druck – nicht nur wegen der zeitlichen wie personellen Ressourcen, sondern auch wirtschaftlich und darum käme es zu Aufnahmestopps, sagte Mediziner Alexander Kaiser vom Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Bad Säckingen. „Wir sind hier in dieser komfortablen Situation, weil mehrere Ärzte gleichzeitig einige Neupatienten auffangen können“, erklärte er und gab einen positiven Ausblick auf neue Fachkräfte und mehr Versorgungsplätze in der Kurstadt.

Weit weg von zu Hause – Respekt vor Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten

von Hans Christof Wagner

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Sie kommen nach Deutschland, um hierzulande den Fachkräftemangel zu beheben. Sie sind hier und arbeiten in der Pflege – weil es an Deutschen fehlt, die das noch wollen. Auch am Klinikum Hochrhein ist das so. Das hat mit dem nordafrikanischen Tunesien eine Kooperation. Dort bereits ausgebildete Frauen und Männer kommen zu uns als Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten. Eine, die ich bei meiner Recherche zu dem Thema am Klinikum Hochrhein in Waldshut habe kennenlernen dürfen, ist Wafa Mili aus der Hauptstadt Tunis. Mich hat beeindruckt, wie man so ein Wagnis eingehen kann: Zu Hause alles aufgeben, hingehen, wo alles anders ist – das Wetter, das Essen, die Leute und deren Mentalität.

Am Klinikum Hochrhein in Waldshut wächst die Zahl der ausländischen Mitarbeitenden, Wafa Mili aus Tunesien gehört dazu.
Am Klinikum Hochrhein in Waldshut wächst die Zahl der ausländischen Mitarbeitenden, Wafa Mili aus Tunesien gehört dazu. | Bild: Wagner, Hans

Sie selbst sagte, in ihrem Arbeitsalltag in Waldshut sei alles gut – anerkannt im Team und bei den Patienten. Aber deutlich wurde schon: Es war ein langer Weg, bis alles hier gepasst hat: Deutschkurse, Wohnung, Anerkennung als Fachkraft. Dass ihre Familie auch kommen konnte, dafür haben sie und die Klinikleitung lange kämpfen müssen. Eine passende Wohnung zu finden, war ebenfalls herausfordernd.

Ich denke an meine Schwägerin aus den Philippinen, die Schwester meiner Frau. Sie ist auch Krankenschwester, hat die Ausbildung zu Hause absolviert. 2025 soll auch sie nach Deutschland zum Arbeiten in einer Klinik kommen. Ich denke: Hoffentlich wird es ihr hier gefallen. Hoffentlich wird sie nicht diskriminiert. Hoffentlich wird ihr kein Rassismus begegnen.

Orte und Menschen nahbar machen

Von Steffi Weickert

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Wenn ich zurückblicke auf meine vergangenen Monate als Lokalreporterin, fallen mir viele Geschichten ein, an die ich mich erinnere. Zum einen möchte ich da im Allgemeinen das Engagement vieler Bürger erwähnen. Da meine Kollegen und ich in dem Beruf mit vielen Menschen ins Gespräch kommen, die ihre Geschichten erzählen, erfahren wir immer viel Neues, Spannendes und Lesenswertes.

Der St. Chrischona Swisscom Sendeturm ist nicht mehr öffentlich zugänglich.
Der St. Chrischona Swisscom Sendeturm ist nicht mehr öffentlich zugänglich. | Bild: Steffi Weickert

So wurde mir erstmals richtig bewusst, dass am Hochrhein wirklich viele Menschen leben, die sich ehrenamtlich für ihre Vereine engagieren. Ebenso konnte ich durch Besuche im Gemeinderat hautnah miterleben, wie Politik vor Ort läuft. Dass es Menschen gibt, die sich in stundenlangen Sitzungen für die Belange ihrer Stadt einsetzen und um das Bestmögliche für ihre Einwohner ringen, ist bemerkenswert. Als Reporterin kommt man manchmal an Orte, wo andere Menschen nicht hinkommen. Das ist in vielen Fällen ein Privileg, was ich zu schätzen weiß.

Dieses Privileg wurde mir zuteil, als ich beispielsweise einen Ort besuchen konnte, der für die Allgemeinheit nicht mehr zugänglich ist. Exklusiv durfte ich den Schweizer Sendeturm St. Chrischona im Dreiländereck besuchen und Einblicke erlangen. In schwindelerregender Höhe die Fakten zu erfragen und diese den Lesern sowohl für die Zeitung als auch online zu präsentieren, war eine Herausforderung für mich. Gern stelle ich mich dieser wieder. Auch nächstes Jahr wünsche ich mir Begegnungen mit Menschen, um weiter einprägsame Geschichten zu erzählen.

Verstörende Stellungnahmen

von Gerald Edinger

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Dass die Ansiedlung von Einzelhandel im Gewerbegebiet Wutöschingen-Horheim den Nachbarn aus Lauchringen und Waldshut-Tiengen ein Dorn im Auge ist, das ist nach den gerichtsfesten Urteilen in Bezug auf die Pläne von Modepark Röther mehr als deutlich geworden. Mit gutem Willen und unter Nichtbeachtung eines sich dramatisch verändernden Einkaufsverhaltens der Menschen lassen sich die erfolgreichen Widersprüche gegen das Projekt noch erklären.

Die brachliegende Baustelle des Modeparks Röther im Gewebegebiet Horheim. (Aufnahme vom 25. April 2024)
Die brachliegende Baustelle des Modeparks Röther im Gewebegebiet Horheim. (Aufnahme vom 25. April 2024) | Bild: Nico Talenta

Was sich die beiden Verwaltungen allerdings bei ihren doch recht verstörenden Stellungnahmen zu den Erweiterungsplänen des Gewerbegebiets gedacht haben, ist als „anmaßend“ zu bezeichnen. Diesmal haben sich Verwaltung und Gemeinderat in Wutöschingen streng an die gesetzlichen Vorgaben gehalten. Demnach darf sich Einzelhandel ansiedeln, wenn er die Größe von 800 Quadratmetern nicht überschreitet. Das wollten die Rathauschefs in Lauchringen und Waldshut-Tiengen aber mit ihren seitenlangen Einwänden unbedingt verhindern. Absonderlich wird die Angelegenheit durch den Umstand, dass auch das Regierungspräsidium Freiburg und der Regionalverband Hochrhein-Bodensee ins gleiche Horn stießen. Dahinter steht die Angst, dass sich im Wutöschinger Gewerbegebiet, in unmittelbarer Nähe zur Bundestraße 314, Einzelhandel ansiedeln könnte. Klar, dass Gemeinderäte und Verwaltung schützend ihre Hand über ihre „Suppenteller“ halten. Es geht für sie um mehr als nur „Recht zu haben“. Ihre Entscheidung, die Ansiedlung von Einzelhandel eben nicht auszuschließen, zeugt von Weitblick. Wer weiß denn schon zu sagen, ob alle Unternehmen in zehn Jahren ihren Standort noch hier haben. Deshalb ist der Ausschluss von Einzelhandel selbstverständlich keine Option.

Orgelausbau in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt

von Sandra Bonitz

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Waren Sie schon einmal im Inneren einer Orgel? Nein? Ich bis Anfang November dieses Jahres auch nicht. Doch weil zu diesem Zeitpunkt die Orgel in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Tiengen ausgebaut wurde, war ich vor Ort, um zu berichten. Dabei kann ich zugeben, dass ich mir davor der Komplexität einer Orgel nicht so sehr bewusst war. Zum Beispiel, dass es rund 2000 Pfeifen braucht, um das Instrument in seiner vollen Klangbreite ertönen und brausen zu lassen.

Christoph Jedele, Orgelbauer und Konstrukteur, arbeitet im Hauptwerk der alten Orgel in der Tiengener Pfarrkirche.
Christoph Jedele, Orgelbauer und Konstrukteur, arbeitet im Hauptwerk der alten Orgel in der Tiengener Pfarrkirche. | Bild: Sandra Bonitz

Das hat mich schon beeindruckt. Und noch mehr, als ich alle Pfeifen, die zum Zeitpunkt meiner Begehung bereits ausgebaut waren und in der Heilig-Kreuz-Kapelle lagerten, gesehen habe. Denn die kleine Kapelle war so voll davon, dass alle Sitzbänke belegt waren und sich die Pfeifen schon in den Ecken stapelten. Dass all diese in das Gehäuse, in das ich vorher geklettert war, hineinpassten, war kaum zu glauben und doch wahr. Dennoch waren es zu viele Pfeifen im Hauptwerk der Orgel (dort befanden sich 30 Register, obwohl das Gehäuse nur für 14 vorgesehen war), sodass dieses nicht mehr richtig zugänglich war und dem Verfall der Zeit zum Opfer fiel. Die neue Orgel, die Ende 2026 eingebaut werden soll, wird dann wieder besser zugänglich und pflegbar sein.

Liebeserklärung an die Region

Von Melanie Völk

Melanie Völk
Melanie Völk | Bild: SK

Wir leben in einer wirklich tollen Region. Und dass das Leben zwischen Wehr und Jestetten, am Rhein und auf dem Wald, so lebens- und liebenswert ist, dafür tragen täglich unzählige Menschen bei. Mit ihrem ehrenamtlichen Engagement im sozialen Bereich, für Junge und Alte, für die Natur oder in der Kirche ermöglichen sie eine funktionierende Gesellschaft. Im Sommer haben wir für unsere Sommerserie zwei bis drei solcher Menschen aus jedem Ort des Landkreises vorgestellt.

Sie machen durch ihren unermüdlichen Einsatz das Leben für die Menschen in Hohentengen besser (von links): Monika Spitznagel, René ...
Sie machen durch ihren unermüdlichen Einsatz das Leben für die Menschen in Hohentengen besser (von links): Monika Spitznagel, René Manthey und Renate Reinhart. | Bild: Völk, Melanie

 In Hohentengen ist der Einsatz von Monika Spitznagel, Renate Reinhart und René Manthey für die Menschen vor Ort so groß, dass ich wirklich Mühe hatte, mich auf die geforderten 170 Zeilen zu beschränken. Im Gegenteil, ich musste mir sogar Hilfe beim Kürzen holen, weil ich mir wirklich schwer tat, etwas wegzulassen. Ich denke, den 31 anderen Autoren ging es ähnlich. Jede einzelne Geschichte hat mich wirklich berührt, weil sie gezeigt haben, wie wertvoll ehrenamtliches Engagement für unsere Region ist.

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Für alle Protagonisten ist es gerade zu selbstverständlich, sich einzubringen und ihre Zeit für andere Menschen zu geben. Das habe ich auch noch einmal Ende des Jahres erlebt, als Roland Kromer aus Untermettingen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. Hier hat mich nicht nur beeindruckt, was er alles für die Gesellschaft geleistet hat, sondern auch wie dankbar ihm die Menschen in allen acht Ortsteilen von Ühlingen-Birkendorf sind.

Eine 86-Jährige sitzt in ihrer Wohnung fest

von Gregor Müller

Gregor Müller
Gregor Müller | Bild: SK

Es klingt abstrus: Eine 86-jährige Seniorin kommt nicht mehr aus den eigenen vier Wänden im vierten Stock eines Wohnhauses. Der Grund: Der Aufzug funktioniert nicht – und das seit Monaten. Bei einem medizinischen Notfall muss die Feuerwehr die betagte Dame sogar per Drehleiter vom Balkon hieven. Und auch andere Bewohner sind von dem Problem betroffen, denn in dem Haus leben noch rund 30 andere Parteien.

Was wie aus einem schlechten Film klingt, passierte genau so in einem mehrstöckigen Wohnhaus in der Pommernstraße in Tiengen. Als der Sohn der 86-Jährigen mir die Situation am Telefon schildert, weiß ich: Das wird keine alltägliche Berichterstattung.

Beim Treffen vor Ort mit der Familie wird mir klar: Da liegen bei allen Beteiligten die Nerven blank. Die betroffene Seniorin ist chronisch krank und braucht regelmäßig medizinische Versorgung. Doch an einen Arztbesuch ist wegen des defekten Lifts nicht zu denken. Der Sohn sowie ein Bekannter erledigen Einkäufe für die Dame.

Nur, weil der Lift nicht funktioniert: Inge Duelli (86) muss mit einer Feuerwehrleiter für einen Krankentransport aus ihrer Wohnung im ...
Nur, weil der Lift nicht funktioniert: Inge Duelli (86) muss mit einer Feuerwehrleiter für einen Krankentransport aus ihrer Wohnung im 4. OG eines Hochhauses in Tiengen gehievt werden. | Bild: Peter Duelli

Und rückblickend: Wer war eigentlich an der Misere schuld? Nun – das kann ich als Außenstehender nicht beurteilen. Jeder sah die Verantwortung beim anderen: Die Hauseigentümer beim Hausverwalter, dieser bei der Liftbau-Firma – und die betroffene Familie ein bisschen bei allen.

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