Vor den Wahllokalen am Hochrhein liegt am Sonntagvormittag Konfetti auf der Straße. Die Fährte führt zu Hästrägern, die vor den Fasnachtsumzügen ihre Stimme abgeben wollen. Wir haben nachgefragt, wie die Bundestagswahl am närrischen Hochrhein verlaufen ist.
Mit dem Häs in‘s Wahllokal
Mit Federhut tritt Raimund Ringgeler in die Räume des Kindergartens, der an diesem Sonntag zum Wahllokal in Wutöschingen-Schwerzen wird. Er engagiert sich bei der Narrenzunft Gwaag Schwerzen, die auch die Fasnacht vor Ort organisiert. Ringgeler bedeute das närrische Treiben viel. „Die Priorität liegt bei mir trotzdem beim Wählen, das dauert ja nicht so lang“, sagt er mit breitem Lächeln.
Am Vormittag ziehen einige Hästräger nach. Als Leopard verkleidet, steht Maike Götze im Wahllokal. Auch sie hat ihre Kreuze auf dem Stimmzettel gemacht. Nach der Pflicht kommt das Vergnügen: Auf den Umzug geht sie nun mit ihrer Tochter Frieda Götze, die schon mal den Beutel für die Süßigkeiten in der Hand hält. Kostümiert ist sie als Sportlerin mit dicker Goldkette und Dollarzeichen.
Die Narren fahren eine clevere Wahlstrategie
Auch in Wehr-Öflingen ist am Wahlsonntag Fasnacht angesagt. Auf den Straßen werden am Vormittag die Stände und Hütten aufgebaut, um später die Besucher des VHN-Narrentreffens zu bewirten. In schwarzer Zunftjacke und mit grünen Accessoires positionieren die Hühnerlochfelsengeister Öflingen Bänke und Tische unter ihren Pavillon. Wir sprechen Zunftmitglied Selina Daus an. Sie hat ihre Stimme schon Tage zuvor per Briefwahl abgegeben und begründet: „Es wäre sonst heute zu stressig geworden, weil wir schon seit 8 Uhr am Richten und Aufbauen sind.“

Beschäftigt ist auch der Tierschutzverein Bad Säckingen. „Da wir hier auf dem großen Narrentreffen in Öflingen einen Stand betreiben, habe ich mich für die Briefwahl entschieden, weil ich Wählen sehr wichtig finde“, sagt Melanie Kuhn im Pandabär-Kostüm. Ihr Kollege Florian Lehnig mit Hai-Hut ergänzt: „Ich bin dafür heute noch extra früher aufgestanden, um gegen 8 Uhr noch in‘s Wahllokal zu gehen.

So empfinden Wahlhelfer den Tag in Öflingen und Schwerzen
Eines der beiden Wahllokahle in Öflingen ist das Verwaltungsgebäude der Brennet GmbH. Die vier Wahlhelfer wirken sichtlich entspannt. Der ganze Trubel vor der Tür scheint an ihnen vorbeizugehen. „Es ist eigentlich wie bei jeder anderen Wahl auch. Ruhig“, sagt Björn Griener an der Urne.

Besonders bei dieser Wahl sei nur, dass einige Menschen früher als sonst und im Häs auftauchten. „Wir haben den Eindruck, dass die Wählerinnen und Wähler den Vormittag in Anspruch nehmen, sodass sie mittags für die Fasnacht freihaben“, ergänzt Günther Thomann.
So ist es auch in Wutöschingen-Schwerzen verlaufen. Gewählt wird am meisten vormittags in den Räumen des Kindergartens. Wie die Hästräger wollen auch die Wahlhelferinnen Christine Manz, Louisa Dorfmeister und Wahlleiterin Rita Billich später auf den Umzug gehen, wenn ihre Schicht um 13 Uhr endet und ihre Kollegen übernehmen. Vorfreude macht sich in ihren Gesichtern breit.

Die Wahl muss neben der Fasnacht funktionieren – das birgt Hürden
Den ganzen Tag auf Hochtouren arbeitet der Wehrer Wahl- und Ordnungsamtsleiter Stefan Schmitz. Er wirft einen prüfenden Blick am Sonntagvormittag auf die Basler Straße in Öflingen. Wenige Meter vor dem Verwaltungsgebäude der Brennet wird der Verkehr wegen des späteren Narrenumzugs umgeleitet. „Das könnte Wähler abhalten, herzukommen“, überlegt Schmitz. Die Bundestagswahl und Fasnacht am selben Tag würden Hürden bringen, die bewältigt werden müssten.
Schon Tage zuvor mussten einige Vorbereitungen getroffen werden, damit die Wahl neben der Fasnacht funktionieren kann. Beide Wahllokale im Ortsteil Öflingen seien so gut wie möglich aus dem Umzugsgeschehen, erklärt Schmitz.
Während des Interviews mit dem SÜDKURIER bleibt der Wahl- und Ordnungsamtsleiter für Fragen und Lagen erreichbar. Sein Smartphone sei sein treuer Begleiter, falls etwa die Polizei anrufe. „Wir müssen einen ordnungsgemäßen und ruhigen Ablauf der Wahl garantieren“, sagt Schmitz. Er hält inne und bemerkt, dass es im Wahllokal ziemlich ruhig sei. Sollte störende und beeinflussende Musik durchdringen, werde diese unterbunden. Den Tag lang habe aber alles gut funktioniert, lautet Schmitz‘ Fazit am Montag
Blick nach Weilheim
Damit alles ebenfalls reibungslos funktioniert, hat auch Weilheim mit Blick auf das Schlüchttal-Narrentreffen der Stampfi Geischter am Sonntag im Ortsteil Nöggenschwiel frühzeitig für Planungssicherheit gesorgt. Wähler und Fasnächtler sollen sich gar nicht erst in die Quere kommen. Darum hat die Gemeinde das Wahllokal von Nöggenschwiel nach Bierbronnen verlegt, was laut der Gemeinde-Mitarbeiterin Margit Böhler allgemein akzeptiert wurde. Es bleibt aber eine Ausnahme.