Sie erzählten von Umwegen und längeren Wartezeiten an der Grenze. Von strengen Kontrollen und einer starken Präsenz von deutschen und schweizerischen Zöllnern. Drei Grenzgänger berichteten über ihre Erfahrungen und Erlebnisse. Das ist drei Wochen her. Vor zwei Wochen sind die Lockerungen in Kraft getreten. Bisher geschlossene Grenzübergänge sind wieder offen. Die Zöllner kontrollieren stichprobenartig. „Jetzt ist es fast wieder wie vor Corona„, erzählen die drei Männer, deren Erwerbstätigkeit nach wie vor als als „triftiger Grund“ für die Einreise gilt, heute.

Von Albbruck nach Klingnau

Rainer Jehle, der bei Möbelhersteller de Sede, unweit des Grenzübergangs Waldshut-Koblenz, beschäftigt ist, nimmt den Hörer ab. 16.30 Uhr, er ist pünktlich zu Hause in Albbruck.

Rainer Jehle pendelt von Albbruck nach Klingnau.
Rainer Jehle pendelt von Albbruck nach Klingnau. | Bild: Neubert, Michael

Scheint so, als gebe es keine Probleme mehr am Zoll. Er ist auf dem Sprung, fast sich kurz: „Null Einschränkungen. Ich halte kurz den Pass hin, das war es. Die Zöllner schauen kurz ins Auto, dann ist gut.“

Für Jehle heißt das, er schafft seinen Weg zur Arbeit nun wieder fast exakt in 20 Minuten. Nach der Grenzschließung saß er schon mal über eine Stunde im Auto. „Nur einmal hat es nach der Lockerung einen Lastwagenstau gegeben. Aber das war schon vor Corona so.“ Vor allem morgens sei alles schon so wie vorher, bevor die Grenzen geschlossen wurden. „Ich merke keinen Unterschied – in beiden Richtungen.“ Auch die Staus vor seiner Firma, die er vor drei Wochen noch beobachtete, seien verschwunden.

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Aufgefallen sei ihm in den vergangenen Tagen, dass sich der Verkehr am Ochsenbuckel in Waldshut nicht mehr staut wie früher: „Vor dem Lockdown hat es sich dort zwei bis drei Mal in der Woche gestaut.“ Auf jeden Fall fährt er ohne Probleme zur Arbeit und am Nachmittag entspannt wieder nach Hause.

Von Lauchringen nach Stein am Rhein

Thomas Kummer, Geschäftsführer beim Möbelhersteller Dietiker in Stein am Rhein bei Schaffhausen, klingt fast schon begeistert: „Am Zoll, den ich überquere, wird nur noch sporadisch kontrolliert. Auf der Schweizer Seite steht oft niemand mehr, die deutsche Zöllner machen Stichproben.“

Thomas Kummer pendelt von Lauchringen nach Stein am Rhein.
Thomas Kummer pendelt von Lauchringen nach Stein am Rhein. | Bild: privat

Der 63-jährige Lauchringer fährt über Erzingen zu seinem Arbeitsplatz. Der Grenzübergang ist nicht so stark frequentiert wie der in Waldshut. Trotzdem gab es Verzögerungen in der Zeit, als streng kontrolliert wurde. Zeit spart er nach den Lockerungen nicht wesentlich, wie er sagt. Schon zuvor sei, dank des erhöhten Personalaufkommens, am Grenzübergang alles zügig gelaufen.

„Aber man merkt, dass auf der Straße wieder mehr Verkehr fließt. Ich denke, dass viele wieder das Homeoffice verlassen haben“, sagt Kummer. Vor allem der Verkehr Richtung Deutschland habe zugenommen.

Kummer darf nun auch wieder Kunden besuchen. Die Händler hätten ihre Ladenlokale wieder geöffnet. Dennoch bemerke immer noch eine gewisse Zurückhaltung. Er berichtet von seiner Mittagspause: „Der Lokalbesitzer hat mir erzählt, dass noch nicht so arg viel los ist. Die Gartenwirtschaft ist sonst voll“, jetzt seien die Tische nur noch zu einem Drittel besetzt. Auch in der Stadt Stein am Rhein, wo sonst sehr viel los ist, könne man noch durchlaufen, ohne dass jemand entgegen komme.

Von Lauchringen nach Zürich

Wolfgang Gmelin aus Lauchringen, Koch in der Migros-Zentrale in Zürich, schlägt wieder seinen „normalen Fahrweg“ ein. Während der Grenzschließungen und verstärkten Kontrollen nahm er nach Feierabend den Umweg über Lottstetten in Kauf, in der Früh fuhr er über Waldshut.

Wolfgang Gmelin pendelt von Lauchringen nach Zürich.
Wolfgang Gmelin pendelt von Lauchringen nach Zürich. | Bild: Neubert, Michael

Alles umständlich und Zeit raubend. Der Heimweg dauerte eine Stunde. An einem Tag brauchte er drei Stunden, zehn Minuten.

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„Alles wieder gut“, sagt er kurz. Der Grenzübergang Rheinheim-Zurzach ist wieder offen. Kontrollen gibt es hier ebenfalls nur sporadisch. Gmelin: „Ich muss selten den Ausweis zeigen, man wird durchgewunken.“ Insgesamt sei auf der Strecke weniger los, wie er berichtet. Wenn es gut läuft, braucht er für die Fahrt nach Zürich morgens 40 Minuten. „Abends nicht immer.“ Aber er ist immer noch schneller als vor drei Wochen.

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