Ein Haustier kann vieles sein: Partner, Freund, Begleiter, Helfer oder ganz einfach ein fester Teil eines Menschenlebens. Aber es kostet auch Geld: Futter, Schlafplatz, Halsband, Leine, Tierarzt, Haftpflichtversicherung, Hundesteuer – da kommt schon was zusammen. Und was ist, wenn ein Halter das Geld nicht mehr aufbringen kann? Wenn Hartz IV, Arbeitslosengeld oder Rente nicht ausreichen, um dem Haustier die nötige Pflege zu verabreichen? Aussetzen, dem Tierheim abgeben? „Kommt nicht in Frage“, findet Roswitha Hausin aus Niederhof in der Gemeinde Murg. Deshalb hat sie im Landkreis Waldshut eine Tiertafel aufgebaut.

Unterstützung für Haustierbesitzer

Das Prinzip ist dasselbe wie es seit Ende 2019 die Tiertafel Südbaden von Uwe Braun und Nathalie Hinnenberger im Landkreis Lörrach praktiziert wird: Sie unterstützt sozialschwache Haustierbesitzer mit Futter und Sachspenden. Roswitha Hausin geht nach ihrer Überzeugung vor: „Auch wenn man arm ist, sollte man sich nicht vom Haustier trennen müssen“, sagt sie.

Sie leitet eine kleine Gruppe, der Sarah Ebinger und Heidi Matt angehören. Das Dreierteam ist im Landkreis Waldshut von Ost nach West, zwischen Bad Säckingen und Tiengen unterwegs, holt Futter, wo es entbehrt werden kann, und bringt Futter, wo es dringend gebraucht wird. „Die meisten Menschen lieben ihre Tiere über alles“, weiß Roswitha Hausin.

Manche von ihnen sind jedoch knapp bei Kasse, haben, durch welchen Umstand auch immer, kaum Geld, um ihren Alltag zu bestreiten. Wenn dann noch Futterkosten oder sonstige tierbezogene Ausgaben hinzukommen, kann die Zeit bis zum Ende des Monats sehr lang werden.

Blick in den Raum, in dem Roswitha Hausin Futter und Sachspenden für bedürftige Haustierhalter lagert.
Blick in den Raum, in dem Roswitha Hausin Futter und Sachspenden für bedürftige Haustierhalter lagert. | Bild: Hausib, privat

Damit es nicht soweit kommt, hat Roswitha Hausin die Tiertafel im Landkreis Waldshut aufgebaut. Das Projekt betreut sie im Ehrenamt, ihr Fokus liegt auf Transparenz, „damit klar ersichtlich ist, dass wir nicht in die eigene Tasche wirtschaften“. Sind Spenden von über 30 Euro im Spiel, entscheidet das Dreierteam, was damit geschieht.

Roswitha Hausin will mit der Tiertafel bedürftigen Menschen und deren Tieren ein wenig Lebensqualität zurückgeben. Was jedoch nur mit Spenden funktioniert. Mittlerweile hat die Tiertafel im Landkreis Waldshut einige Gönner an ihrer Seite. Hilfestellung leisten Tiernahrung Eckert in Dogern, Fressnapf in Laufenburg, das Gartencenter Dehner in Tiengen, Tiernahrung Rogg Lauchringen sowie die Tierarztpraxis Engel-Marquart in Laufenburg. Roswitha Hausin nimmt Futter in einwandfreiem Zustand entgegen und lagert es in einem Raum in Oberhof.

Nachweis ist nötig

Den bürokratischen Aufwand bezeichnet sie als überschaubar: Wer Hilfe in Anspruch nehmen möchte, muss ein Anmeldeformular und eine Vereinbarung einmalig ausfüllen. Erforderlich ist der Nachweis über die monatlichen Einnahmen, der Personalausweis und der Impfausweis des Haustieres. „Die Einsicht genügt uns“, sagt Roswitha Hausin. Und: „Die Leute müssen nachweisen, dass sie bedürftig sind.“ Im Gegenzug wird den Haltern ein Ausweis ausgestellt. Gleich nach der Anmeldung erhalten die Halter für ihr Tier Futter für mindestens eine Woche. „Das ist dann keine Komplettversorgung der Tiere“, stellt Roswitha Hausin klar.

Die Rückbank vom Auto ist gut gefüllt mit Futter: So sieht es aus, wenn Roswitha Hausin Futterspenden ausfährt.
Die Rückbank vom Auto ist gut gefüllt mit Futter: So sieht es aus, wenn Roswitha Hausin Futterspenden ausfährt. | Bild: privat, Hausin

Zwei Ausnahmen gibt es: Neu angeschaffte Tiere werden nicht unterstützt. Außerdem ist es nicht möglich, nach der Anmeldung weitere Tiere mit auf den Ausweis aufzunehmen. Die Tiertafel im Landkreis Waldshut hat einen festen „Kundenstamm“. 15 Personen beziehen regelmäßig Futter, aber es könnten noch mehr sein. Das Problem: „Die Leute trauen sich nicht, sich zu melden“, sagt Hausin. „Man kann viel bewegen“, fügt sie hinzu, „aber ich würde es gern sehen, wenn die Menschen, die in Not sind, zum Telefon greifen und anrufen.“

Das könnte Sie auch interessieren