Blühende Wiesen, noch nicht zu heiße Temperaturen, wenig Regen – früher galt der Mai als Hochzeitsmonat Nummer eins. Doch ein Blick in die Zahlen zeigt: „Der Wonnemonat Mai hat in den letzten Jahrzehnten an Attraktivität eingebüßt“, erklärt Werner Brachat-Schwarz vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg. Während 1982 noch rund 14 Prozent aller Trauungen im Landkreis Waldshut im Mai stattgefunden haben, waren es laut den aktuellsten Zahlen von 2022 nur noch 9,5 Prozent.

Diese Monate liegen beim Heiraten jetzt im Trend

Die neuen Top-Hochzeitsmonate sind der Juli (13,1 Prozent) und der September (12,8 Prozent). War er vor 40 Jahren noch Schlusslicht (vier Prozent), wird auch der Dezember (9,7 Prozent) immer beliebter. „Für diesen Trend dürften nicht zuletzt steuerliche Gründe eine Rolle spielen“, erklärt Brachat-Schwarz. „Ehepaare können nämlich bei einer Zusammenveranlagung von Steuervorteilen für das gesamte Jahr profitieren, unabhängig davon, in welchem Monat die Eheschließung stattgefunden hat.“

So unromantisch diese nüchterne Erklärung klingen mag – zwischen Hochrhein und Südschwarzwald wird wieder rege geheiratet. Zwischen 1994 und 2018 sei die Zahl der Eheschließungen laut Statistik tendenziell gesunken, danach stiegen die Zahlen, mit Corona-Dämpfer 2021, wieder an. 2022 haben sich im Landkreis Waldshut 853 Paare das Ja-Wort gegeben, während im selben Jahr 301 Ehen offiziell geschieden wurden.

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Etwas mehr als jede fünfte Trauung (21 und 22 Prozent) wurde 2012 wie 2022 im Kreis in einer katholischen Kirche zelebriert – 2022 läuteten 180-mal die Glocken. Während der Anteil bei der katholischen Kirche der Region im Zehn-Jahres-Vergleich recht stabil blieb, wollten 2022 nur noch 32 Paare (3,74 Prozent) in einem evangelischen Gotteshaus heiraten – 2013 waren es noch elf Prozent aller Trauungen im Kreis Waldshut.

Geheiratet wird später

Laut Statistischem Landesamt Baden-Württemberg heiraten die Menschen heutzutage auch im Landkreis Waldshut wesentlich später als noch vor 40 Jahren. Während Männer 1982 durchschnittlich mit 28,8 Jahren ihrer Partnerin das Ja-Wort gegeben haben, waren Frauen damals sogar im Schnitt erst 25,5 Jahre alt.

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2002 war der Bräutigam durchschnittlich 35,1 Jahre alt, die Braut 31,7 Jahre alt. Im Jahr 2022 heirateten Männer dann erst mit 38,4¦Jahren, während Frauen im Schnitt 35,7 Jahre alt waren.

Auch Freunde können Paare trauen

Wer in Mamas Garten, am Lieblingsplatz am Rhein oder auf dem Fußballplatz heiraten möchte, kann das heutzutage in Form von freien Trauungen tun. Professionelle Trauredner oder gute Freunde können dabei eine Rede auf das Brautpaar halten und die Liebenden durch den Ringtausch und den besiegelnden Kuss geleiten.

Aber um offiziell vor dem Gesetz verheiratet zu sein, kommt man in Deutschland nicht um das Standesamt herum. Von tristen Büros mit Aktenschränken sind die meisten Standesämter der Region mittlerweile weit entfernt.

Romantische Kulissen in der Region

Viele Kommunen warten sogar mit romantischen Kulissen auf: In Bad Säckingen kann man zum Beispiel nicht nur im Trauzimmer des Standesamts heiraten, sondern auch in der Orangerie, im Diebsturm oder in der Konzertmuschel im Schlosspark sowie direkt im Schloss Schönau.

Romantik pur: Das Trompeterschloss im Bad Säckinger Schlosspark.
Romantik pur: Das Trompeterschloss im Bad Säckinger Schlosspark. | Bild: Michel Sieber

In Stühlingen erweitert das Schloss Hohenlupfen das Angebot standesamtlicher Trauungen. Die Gemeinde Küssaberg ermöglicht liebenden Paaren die Eheschließung auch zwischen den Ruinen der Küssaburg.

Auch im Stühlinger Schloss Hohenlupfen können sich Paare trauen lassen.
Auch im Stühlinger Schloss Hohenlupfen können sich Paare trauen lassen. | Bild: Michel Sieber

Und auch in Waldshut-Tiengen müssen sich die jahrhundertealte Stadtscheuer in Waldshut und der pompöse Trausaal im Tiengener Rathaus nicht verstecken.

Die Hochzeitslocation von Nadine und Tom Sterzenbach-Simonet: der Innenhof der Waldshuter Stadtscheuer.
Die Hochzeitslocation von Nadine und Tom Sterzenbach-Simonet: der Innenhof der Waldshuter Stadtscheuer. | Bild: Michel Sieber

Termine für beliebte Locations sind schnell ausgebucht

In der Regel sechs Monate im Voraus können Trauungstermine gebucht werden – das gilt auch für beliebte Orte, wie das Schloss Beuggen bei Rheinfelden oder den Rittersaal im Wasserschloss Inzlingen (beide Kreis Lörrach): „In der Regel vergehen nur wenige Tage, bis alle Termine reserviert sind“, sagt Tobias Bachthaler vom Inzlinger Standesamt, „viele der Traupaare kommen von auswärts – auch aus der Schweiz.“

Auch auf Schloss Beuggen heiraten viele Paare aus der Schweiz und der näheren Region: 2023 haben in Rheinfelden 142 Eheschließungen stattgefunden, davon hatten sich 19 Paare für eine Trauung auf Schloss Beuggen entschieden.

Extravagant heiraten im Schwarzwald

Aber nicht alle beliebten Trau-Orte sind bereits Monate vorher ausgebucht. Im urigen Heimatmuseum Hüsli in Grafenhausen, das einst als Drehort für die Schwarzwaldklinik diente, ist zum Beispiel auch in diesem Jahr noch Platz.

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Vielleicht liegt das aber auch daran, dass die Schwarzwald-Gemeinde weitere extravagante Möglichkeiten zur Eheschließung anbietet: „Bei uns kann man zum Beispiel auch am Schlüchtsee, im Skulpturenpark oder bei den Zapfen der Brauerei Rothaus heiraten“, sagt Tanja Albert vom Bürgerbüro auf Nachfrage. 2023 wurde 18-mal in Grafenhausen geheiratet, davon fand nur eine Eheschließung im Hüsli statt.