Die Liebesgeschichte von Harry H. Pavel aus Lottstetten und Josephine Portier Herrera begann vor drei Jahren. Kennengelernt haben sich die beiden, wie es heute immer üblicher wird – über das Internet. Harry Pavel hat seit Jahren bei Facebook ein Profil. Und eines Tages ploppte eine Nachricht in seinem Messenger auf.
Harry Pavel denkt erst an einen Fake
„Das Bild von der Dame war sehr schön, zu hübsch für mich. Ich dachte sofort an einen Fake. Ganz nett schrieb ich zurück, ich hätte genügend Freunde, bräuchte also keine neuen mehr“, erzählt der Jestetter. Dann sei es eine Zeit lang ruhig geworden, bis plötzlich wieder eine Freundschaftsanfrage kam. „Ich dachte, na gut, schauste mal, wer da dahinter steckt. In ihrem Profil sah ich dann einen guten Bekannten, der da als ihr Freund aufgeführt war.“ Kurzerhand rief er ihn an. „Er sagte mir, dass er die Dame sehr gut kenne, da sie bei seiner Hochzeit auf den Philippinen Trauzeugin war.“
Dann wurde Harry Pavel neugierig. Neugierig auf die Frau hinter dem Facebook-Profil. „Ich begann im Messenger eine sehr freundschaftliche Beziehung zu ihr“, sagt er. Er erfuhr, dass der Mann von Josephine Portier Herrera vor einem guten Jahr gestorben war und die heute 59-Jährige auf der französischen Insel La Réunion lebt.
Irgendwann wurden die Gespräche immer vertrauter und „wir schienen uns prächtig zu verstehen. Sie lud mich dann zu ihrem Geburtstagsfest Ende Juni 2021 ein und war dann sehr enttäuscht, dass ich nicht kommen konnte. Im November 2021 konnte ich relativ kurzfristig einen Flug buchen, der mich über Paris und Mauritius dann nach La Réunion brachte“, erinnert sich der heute knapp 73-Jährige.
Das erste Treffen
„Als wir uns dann am Flughafen trafen, fielen die Tränen vor lauter Freude über uns her, als wir uns in den Armen lagen.“ Sie verbrachten knapp drei Wochen Zeit miteinander und lernten sich immer besser kennen. Dann wusste Harry Pavel: „Das ist die Frau meines Lebens.“
Mit 70 und im Rollstuhl findet er die große Liebe
Damals war er schon 70 Jahren alt und saß im Rollstuhl, aufgrund eines Skiunfalls im Jahr 1987. Aber er war sportlich immer sehr aktiv und war sogar Mitglied der deutschen Nationalmannschaft im Rollstuhlcurling.
„Über die Weihnachts- und Neujahrszeit wurde mir immer mehr bewusst, dass ich den Rest meines Lebens mit ihr verbringen will. Gesagt, getan, Ende Februar 2022 flog ich erneut zu ihr und war mit ihr zusammen in ihrem Haus in La Réunion. Wir hatten so viel Spaß und eine schöne Zeit, dass ich sie kurzerhand zu mir nach Hause einlud. Wie schön ist es doch, mit einem Menschen zusammen zu sein, der so viel Lebensfreude ausstrahlt – am Morgen unter der Dusche singt, und mir das Gefühl von Liebe gibt“, schwärmt Pavel.
Und sogar Harry Pavels Mutter mochte Josephine Portier Herrera sehr gerne. „Sie machte ihr die Haare, die Füße und die Fingernägel. Sie war sterbenskrank, schien aber darauf zu warten, dass wir bald heiraten.“ Um sich um seiner Mutter zu kümmern, habe es dann seinen Sport und andere Verpflichtungen an den Nagel gehängt, obwohl Josephine Portier Herrera immer mit Leib und Seele bei den Veranstaltungen dabei war. „Meine Sportkameraden sagten, sie hätte mich total zum Positiven verändert. Aber kein Wunder mit dem Charme, den sie versprüht und dem gegenseitigen Respekt, den wir uns zugestehenden.“
Heute – drei Jahre nach ihrem Kennenlernen – reist das Paar viel, nachdem Harry Pavels Mutter im vergangenen verstorben ist. „Derzeit leben wir teilweise in Lottstetten. Meine Freundin hat noch ihr Haus in La Réunion und wenn möglich, werden wir zwischen Lottstetten, St. Joseph und Thagoona/Queensland hin und her pendeln. Denn wir haben keine Verpflichtungen mehr.“ Aktuell ist das Paar wieder für drei Monate in Australien und „dort genießen wir einfach nur uns“.
