„Die Liebenswürdigkeit der Telefonseelsorger ist das erste, was mir besonders aufgefallen ist.“ Mit diesem Satz beschreibt Karl-Wilhelm Frommeyer die Mitarbeiter der Telefonseelsorge Lörrach-Waldshut. Und eine weitere Gemeinsamkeit zeichnet alle aus: Sie können sehr gut und respektvoll zuhören.
Knapp 5000 Anrufe pro Jahr
selbst arbeitet erst seit Kurzem, genauer gesagt seit September 2022, in der Öffentlichkeitsarbeit des Vereins. Rund 50 Ehrenamtliche gibt es dort. Von 15 bis 6 Uhr morgens sind die Frauen und Männer dort erreichbar. An 365 Tagen in mehreren Schichten. Tagsüber dauern diese drei Stunden, in der Nacht sind es sieben Stunden. Fast 14 Anrufe gibt es im Schnitt täglich. Das sind 98 in der Woche, 392 im Monat und über 4700 im Jahr. Und der Bedarf nach Zuhörern bleibt konstant hoch.
„Wenn ich Angst habe und nicht mehr schlafen kann, brauche ich eine Stimme, einen Menschen, der mit mir spricht. Ich weiß dann, ich werde die Nacht überleben.“ Sätze wie diesen hören die ehrenamtlichen Helfer der Telefonseelsorge immer wieder am Telefon. Und die Anrufer sind dankbar, dass es die Telefonseelsorge für sie gibt. Und damit das so bleibt, werden immer wieder neue Ehrenamtliche gesucht.
So läuft die Ausbildung
Ein Jahr dauert die Ausbildung in der Gruppe, mit Rollenspielen, begleiteten Telefonaten, Methodiken. Der Kurs umfasst 160 Stunden, die auf Samstage verteilt sind. Die Ausbildung ist kostenlos und wird von einem erfahrenen Team unterstützt. Wichtig ist laut Karl-Wilhelm Frommeyer vor allem, dass sich die Ehrenamtlichen nicht als Problemlöser verstehen, sondern als Zuhörer. „Die Ehrenamtlichen helfen dem Anrufer, seinen Weg zu finden, nicht den eigenen überzustülpen“, betont Frommeyer. Zudem müssen die ehrenamtlichen Helfer ein Mal im Monat an einer Supervision teilnehmen.
Anonymität ist das A und O bei der Telefonseelsorge. „Und das auf beiden Seiten. Sowohl der Anrufer braucht weder Name noch Alter oder Wohnort zu nennen, noch der Ehrenamtliche. Das dient auch dem Schutz der Mitarbeiter“, erklärt Karl-Wilhelm Frommeyer.
Vorwiegend Frauen im Ehrenamt
Rund dreiviertel aller Ehrenamtlichen sind derzeit Frauen. Frauen sind mit 60 Prozent auch diejenigen, die 2021 häufiger einen Zuhörer brauchten. Ebenfalls 60 Prozent der Anrufe kamen 2021 von allein lebenden Personen.
Die 50- bis 70-Jährigen waren mit 45 Prozent die stärkste Altersgruppe der Anrufenden. Die Gespräche dauerten im Durchschnitt 28 Minuten. Frommeyer: „Aber das variiert sehr. So dauern manche Gespräche nur 15 Minuten, andere 45.“
Das sind die Nöte der Anrufer
Die meisten Anrufe stammen aus dem Bereich körperliches und seelisches Befinden, sagt Frommeyer. Dazu gehören unter anderem Beschwerden, Erkrankungen, Behinderungen, Depressionen, Ängste, Stress, aber auch Sucht und häusliche Gewalt. Einsamkeit/Isolation machen ebenfalls einen hohen Teil der Anrufe aus.