Max Mutzke: „Ich kann es nur jedem ans Herz legen: Lasst euch impfen!“

Max Mutzke tritt am Mittwoch, 6. Juli, beim Stimmen-Festival in Lörrach auf. Es ist sein erstes Konzert in der Region seit April 2019.
Max Mutzke tritt am Mittwoch, 6. Juli, beim Stimmen-Festival in Lörrach auf. Es ist sein erstes Konzert in der Region seit April 2019. | Bild: Fabian Sommer/dpa

Der Waldshut-Tiengener Sänger Max Mutzke, der in der Nähe von Todtmoos lebt, ist mittlerweile vollständig geimpft. Für den vierfachen Vater sei dies eine Selbstverständlichkeit, wie er gegenüber dem SÜDKURIER im Januar dieses Jahres in einem Interview betonte: „Man lässt seine Kinder doch auch gegen Zeckenbisse impfen. Warum soll ich mich dann nicht gegen die gefährlichste Krankheit impfen lassen, die wir momentan haben?“ Der Sänger weiter: „Ich kann es nur jedem ans Herz legen: Lasst euch impfen und gebt der Gesellschaft eine Chance. Und den Musikern, Künstlern, Gastronomiebetrieben, Hotels und Schwimmbädern die Möglichkeit, dass die Menschen sich wieder versammeln dürfen. Das geht nur, wenn wir geimpft sind.“

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Bernhard Wütz: „Es ist nicht verantwortbar, sich nicht impfen zu lassen.“

Alt-Landrat Bernhard Wütz
Alt-Landrat Bernhard Wütz | Bild: Oldenburg, Kai

Der frühere Waldshuter Landrat Bernhard Wütz spricht sich ganz klar fürs Impfen aus. Er habe bereits zwei Impfdosen erhalten, verrät er im Gespräch. „Es ist nicht verantwortbar, sich nicht impfen zu lassen“, findet der 80-Jährige und nennt einen für ihn ganz persönlichen Grund, warum er das Impfen im Kampf gegen Corona für so wichtig erachtet: „Weil das Risiko meiner Enkel sich von Leuten anzustecken, die nicht geimpft sind, hoch ist und mit niemand zuverlässig sagen kann, welche Folgen die zu erwartende Ansteckung bei Kindern in großer Zahl haben kann“, so der Großvater von sechs Enkeln im Alter zwischen sieben und 13 Jahren.

Auch die Gefahr der Ansteckung mit einer Virusvariante, gegen welche die derzeitigen Impfstoffe nicht schützen, ist nicht zu unterschätzen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat einer Impfpflicht mehrmals eine Absage erteilt. „Das halte ich für einen Fehler“, sagt Wütz dazu. Der Jurist, der von 1980 bis 2006 Landrat in Waldshut war, hätte nach eigener Aussage eine generelle Impfpflicht bei Corona nicht von vornherein ausgeschlossen. „Die gibt es ja auch für Masern“, fügt er erklärend hinzu.

Elisabeth Vogt: „Ich habe mich impfen lassen, weil ich durch meine Impfung einen schweren Krankheitsverlauf minimieren kann.“

Elisabeth Vogt, Stadtmarketing Bad Säckingen
Elisabeth Vogt, Stadtmarketing Bad Säckingen | Bild: Kanele, Susanne

„Ich habe mich impfen lassen, weil ich durch meine Impfung einen schweren Krankheitsverlauf minimieren kann“, erklärt die Vorsitzende des Stadtmarketingvereins Pro Bad Säckingen, Elisabeth Vogt. Doch abgesehen von diesen persönlichen Motiven, die für sie ausschlaggebend waren, sei sie überzeugt, dass „eine großflächige Impfung die Pandemie bekämpfen kann“. Dies habe sich in der Vergangenheit bereits bei vielen anderen Krankheiten wie Tetanus oder Pocken bewiesen.

Dass sich dennoch in der Gesellschaft eine breite Opposition gegen Impfungen formiert hat, gebe ihr allerdings zu denken: „Es kursieren viele Gerüchte über die Folgen und Hintergründe der Impfung, auf die sich diese Opposition stützt. Aber gerade die Impfmaßnahmen der letzten Jahrzehnte zeigen, dass dadurch viele Krankheiten eingedämmt und Leben gerettet werden.“

Sie sei sich sicher, dass in unserem Land kein Impfstoff zugelassen worden wäre, der nicht sicher sei, konstatiert Vogt. Und außerdem: „Die Menschen nehmen täglich so viele Medikamente ein, ohne allzu sehr auf die Nebenwirkungen zu achten, bei der Impfung wird nun alles auf die Goldwaage gelegt.“ Das sei nicht nachvollziehbar. Und außerdem würden die Folgewirkungen, die nachweislich bei einer Corona-Erkrankung auftreten könnten, vollkommen außer Acht gelassen.

Sie gehe davon aus, dass zumindest ein Teil der Skeptiker sich noch impfen lasse, um den angekündigten Erschwernissen für Ungeimpfte zu entgehen. Aber sicherlich werde es einen erheblichen Teil von Menschen geben, die bei ihrer Ablehnung bleiben. Nach Elisabeth Vogts Einschätzung gebe es gar keine gangbare Alternative zur Impfkampagne. Ansonsten bliebe nur die Möglichkeit, Kontakte strikt zu reduzieren und in Kauf nehmen, dass Kranke nicht ausreichend behandelt werden können, weil die Kapazitäten an den Kliniken nicht ausreichen. „Das möchte ich persönlich nicht erleben“, betont die Pro-Bad-Säckingen-Vorsitzende.

Rolf Joist: „Würden sich alle Erwachsenen impfen lassen, könnten wir uns die Diskussion über Mundschutz im Unterricht oder den Kauf von Luftfiltern komplett sparen.“

Tropenarzt Rolf Joist
Tropenarzt Rolf Joist | Bild: Stadtverband Grüne Bad Säckingen

Bei der Diskussion über das Thema Corona-Impfung kann Rolf Joist nur den Kopf schütteln. Der promovierte Mediziner aus Rippolingen hält die Debatte für ein Luxusproblem, das sich so nur eine reiche Industrienation leisten kann. Denn Rolf Joist kennt als Tropenarzt andere Zustände – Zustände, bei den tausende Menschen starben, nur weil sie keinen Zugang zu Impfstoff hatten.

Vielen Menschen aus der Region kennen den Mediziner, der selbst natürlich gegen Corona geimpft ist, noch als niedergelassenen Arzt in Rickenbach. Doch lange vor seiner Zeit im Südbadischen war der Kölner als Arzt in Afrika unterwegs. Von 1977 bis 1980 war er für die WHO in Burkina Faso, das damals noch Obervolta hieß. Rolf Joist und sein Team haben damals gewissermaßen die Grundlagen gelegt für das seinerzeit beginnende Impfprogramm der Weltgesundheitsorganisation in dem Land.

Infektionskrankheiten gehören zu den häufigsten Todesursachen auf der Welt: Der Mediziner Rolf Joist Ende der 70er Jahre im Rahmen des ...
Infektionskrankheiten gehören zu den häufigsten Todesursachen auf der Welt: Der Mediziner Rolf Joist Ende der 70er Jahre im Rahmen des WHO-Impfprogrammes in Burkina Faso. | Bild: Archiv Rolf Joist

Bei den Erfahrungen, die Joist in Afrika gemacht hat, fehlt ihm hierzulande jegliches Verständnis für Impfgegner. „Impfen ist besser als sterben“, sagt Joist und er weiß wovon er spricht angesichts von tausenden Toten, die Infektionskrankheiten in Burkina Faso jährlich forderten. „Die Menschen in Burkina empfanden die Impfung als Segen und zeigten grenzenlose Dankbarkeit“, berichtet er, nämlich deshalb, weil der Tod dort täglich an die Tür klopfen konnte. Ein Thema, das hier lieber verdrängt werde, indem man die Tödlichkeit des Coronvirus leichtfertig abtue.

Dabei gehörten Infektionskrankheiten, zu denen auch Covid19 zählt, weltweit zu den häufigsten Todesursachen, sagt Joist. Wie wirksam Impfen sei, zeigt für ihn gerade das Beispiel Burkina Faso. Er verfolgt noch heute das seit nunmehr über 40 Jahre laufende WHO-Impfprogramm in dem Land. Jüngste Erhebung haben laut Joist gezeigt, wie effektiv das Programm im Kampf gegen Masern, Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Rotaviren, Lungenentzündung oder Meningokokken-Meningitis sei. In den letzten Jahrzehnten hätten Impfungen dazu beigetragen, die tödlichsten Krankheiten für Kinder in Burkina Faso auszurotten oder zu reduzieren.

Infektionskrankheiten gehören zu den häufigsten Todesursachen auf der Welt: Der Mediziner Rolf Joist Ende der 70er Jahre im Rahmen des ...
Infektionskrankheiten gehören zu den häufigsten Todesursachen auf der Welt: Der Mediziner Rolf Joist Ende der 70er Jahre im Rahmen des WHO-Impfprogrammes in Burkina Faso | Bild: Archiv Rolf Joist

Nur flächendeckendes Impfen, also eine hohe Impfquote, könne letztlich solche Infektionskrankheiten in Schach halten. Diese Gleichung gelte für das Coronavirus ebenso. Bei einer entsprechend hohen Impfquote, wäre das Thema vom Tisch, sagt Joist. Als Beispiel nennt er die Schulproblematik: „Würden sich alle Erwachsenen impfen lassen, könnten wir uns die Diskussion über Mundschutz im Unterricht oder den Kauf von Luftfiltern komplett sparen.“ Denn Kinder, das zeigten laut Joist die Erhebungen, steckten sich nicht in der Schule mit Covid an, sondern daheim bei infizierten Erwachsenen. Joist: „Wäre die Entscheidung gegen die Impfung nur eine Gefährdung der eigenen Gesundheit, dann wäre tatsächlich nur jeder für sich selbst verantwortlich – aber das ist eben nicht so.“ Im Gegenteil sei jeder Ungeimpfte eine Gefährdung für andere. „Ich sehe darin auch einen Angriff auf unsere Gesellschaft,“ sagt er.