
Warum sinken die Infektionszahlen im Landkreis Waldshut nicht? Diese Frage drängt sich auf, wenn man die langfristige Corona-Statistik am gesamten Hochrhein betrachtet. Flächendeckend können derzeit neue Tiefststände verzeichnet werden – nur eben im Landkreis Waldshut nicht.
Während die Kantone Basel (Stadt), Baselland und Schaffhausen ihre Infektionszahlen seit Jahresbeginn mehr als halbieren konnten, stagnieren die Werte in Waldshut. Mit einem Inzidenzwert von 124 liegt der Landkreis nun deutlich vor den Nachbarkantonen. (Schaffhausen: 74, Baselland: 95 und Stadt Basel: 88) Auch der Kreis Lörrach, lange Zeit ein Hotspot in Baden-Württemberg, liegt aktuell nur noch bei 83 – und seit fast zwei Wochen stabil unter der 100er-Grenze. Davon ist Waldshut bislang noch weit entfernt. Nur vier Landkreise im Land Baden-Württemberg haben derzeit einen höheren Inzidenzwert.
Am Hochrhein weist lediglich der Kanton Aargau mit einer Inzidenz von 133 aktuell noch ein stärkeres Infektionsgeschehen auf.
Die Tendenz zeigt hier aber deutlich nach unten: Noch an Weihnachten musste der Aargau Werte von über 400 vermelden. Innerhalb weniger Wochen sanken die Infektionszahlen um 75 Prozent. Es scheint nur eine Frage von Tagen, bis auch der Aargau unterhalb der Werte des Kreises Waldshut liegt.

Aber warum ist das so?
Ein Blick auf die Verteilung der Infektionsfälle innerhalb des Landkreises Waldshut zeigt, dass es einige wenige Infektionsherde sind, die zu den derzeit hohen Zahlen führen. So schlägt der Ausbruch im Kolleg St. Blasien mit 51 aktiven Fällen zu Buche. Weitere Hotspots sind Wehr (26), Bad Säckingen (31) und Wutöschingen (19 Fälle). In den vergangenen Wochen gelang es offensichtlich nicht, diese Infektionsherde unter Kontrolle zu bekommen.

Die Folge: Weiterhin infizieren sich pro Woche mehr als 200 Personen mit Covid-19. Zum Vergleich: Im deutlich bevölkerungsreicheren Landkreis Lörrach sind es pro Woche unter 200.
Mutationen machen Sorgen
Auch wenn die Infektionszahlen in der Grenzregion im Januar stark gesunken sind, Hoffnungen auf Lockerungen der Corona-Verordnungen sind aktuell aber verfrüht. Große Sorgen bereiten nämlich die Fälle, in denen Mutationen des Virus nachgewiesen wurden. Die Virusvarianten gelten als besonders ansteckend. Seit einigen Tagen weisen einige Kantone diese Zahlen in ihren Statistiken aus: So sind im Aargau mittlerweile 113 solcher Fälle nachgewiesen. In Schaffhausen acht. Im Kanton Baselland wurde eine Mutation in einer Grundschule in Niederdorf nachgewiesen – erst vor wenigen Tagen musste eine Schule in Oberwil vorläufig geschlossen werden.
Im Kreis Waldshut wurde bislang 14 Mal eine Mutation nachgewiesen, in Lörrach neun Mal (Stand: 29. Januar). Jedoch werden noch längst nicht alle genommenen Proben auf die Mutationen untersucht. Es bleibt aktuell also noch eine große Dunkelziffer – sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz. Spätestens wenn in einigen Tagen oder Wochen die Datengrundlage belastbarer wird, werden die Konsequenzen diskutiert: Kommt es zu den ersehnten Lockerungen oder doch noch zu Grenzschließungen, weil die Schweiz als Corona-Mutationsgebiet eingestuft wird?
Weniger Sterbefälle in der Schweiz
Ein Rückgang ist bei den Todesfällen feststellbar – allerdings nur in der Schweiz. In den Landkreisen Waldshut und Lörrach bleibt die Zahl der Corona-Toten auf hohem Niveau, wie diese Grafik zeigt:
Blick in die Krankenhäuser
Nach dem Rückgang der Infektionszahlen deutet sich nun – mit gewisser zeitlicher Verzögerung – eine leichte Entspannung in den Spitälern an. Auch hier ist der Kreis Waldshut allerdings die Ausnahme. Hier werden aktuell noch 26 Personen im Krankenhaus behandelt (im Vergleich zur Vorwoche: +5), davon vier intensivmedizinisch (+2). Im Kreis Lörrach sank die Zahl der stationären Corona-Patienten dagegen um neun auf 81, davon liegen zehn (-1) auf der Intensivstation.
Noch deutlicher ist der Rückgang der patienten in den Grenzkantonen: In Basel (Stadt) werden derzeit 52 Patienten stationäre behandelt, vor Weihnachten waren es noch drei Mal so viele. Im Kanton Baselland sind 21 Krankenhausbetten mit Corona-Patienten belegt, gegenüber Weihnachten ist dies ein Rückgang um rund 50. Im Kanton Aargau liegt die Zahl der Covid-19-Patienten bei unter 60 – zu Beginn des Jahres waren es noch 150.