Für Schaulustige ist das leere Wehrabecken derzeit ein ganz besonderer Anziehungspunkt: Mehrere hundert Menschen pilgerten am vergangenen Wochenende in Richtung Staudamm, einige begaben sich leichtsinnigerweise in Lebensgefahr und überstiegen Absperrungen. Das Schluchseewerk warnt vor solchen fahrlässigen Aktionen, denn neben der Absturzgefahr droht auch Lebensgefahr, wenn ein Mensch im meterdicken nassen Sediment versinkt.
Mit Erlaubnis des Schluchseewerks – und der entsprechenden Ausrüstung – haben wir die Baustelle besucht und durften einen ersten Blick ins leere Becken werfen. Mit einer Drohne haben wir den südlichen Teil des Beckens überflogen und einige spannende Aufnahmen mitgebracht.
Erstmals seit 45 Jahren ist im Wehrer Stausee das Wasser abgelassen – beziehungsweise ins Oberbecken auf den Hornberg gepumpt. Das Faszinierende: Erst im leeren Becken zeigt sich die tatsächliche Größe des Speichersees. Wie Spielzeugautos sehen die Bagger und Lastwagen auf der Sohle des Beckens aus. Sie bewegen sich ausschließlich auf präparierten Pisten, damit sie nicht in den Sedimenten versinken.
Bis zu 4,1 Millionen Kubikmeter Wasser fasst die Wehratlasperre. Hier der Vergleich zwischen gefülltem und leerem Becken;
Die Baggerarbeiten im Becken waren nicht geplant. Eigentlich sollten die Sedimente vor dem Abpumpen des Wassers abgesaugt werden. Doch das erwies sich als unmöglich. Lediglich das alte Flussbett der Wehra wurde von dem Material befreit. Allerdings suchte sich die Wehra ihren eigenen Weg und durchquerte in Schlangenlinien, sogenannten Mäandern, das Becken. Auf diesem Weg transportierte der Fluss allerdings auch einige Sedimente in den Unterlauf, was zeitweise zu einer Wassertrübung führte. Dies sollte unbedingt vermieden werden. Das Schluchseewerk hat deshalb begonnen, das alte Wehrabett von den Sedimenten zu befreien und den Bachlauf zu begradigen. „Das frühere Flussufer ist sogar noch befestigt“, erklärt Tobias Gebler, stellvertretender Schluchseewerk-Projektleiter. Somit sei selbst bei Starkregen nicht mehr mit Sedimentaustragungen zu rechnen.
Sogar eine frühere Brücke über die Wehra war vollständig mit Sedimenten bedeckt. Sie wurde wieder freigelegt, und wird wieder vom Fluss unterquert.
Im nördlichen Teil des Beckens ist die Wehra bereits begradigt:
Hier ein Blick auf den südlichsten Teil des Beckens:
Was im Moment recht trostlos aussieht, wird in den nächsten Wochen grün, wenn sich die Natur das Becken zurückerobert. „Bei der Sanierung des Schwarzabeckens in Häusern haben wir gesehen, dass es einige Wochen dauert, dann ist das Becken fast vollständig grün“, erklärt Schluchseewerk-Pressesprecher Peter Steinbeck.
Wenn die Wehra im Becken begradigt und die Sedimente gegen das Wegspülen gesichert sind, beginnt das Schluchseewerk mit den eigentlichen Sanierungsarbeiten. Unter anderem werden alle Ein- und Auslaufbauwerke instandgesetzt.

Auch das Auslaufbauwerk zur Kaverne steht vor einer Sanierung.

Im Herbst soll das Becken wieder befüllt sein. Dann müssen alle Arbeiten abschlossen sein.
Auch der Staudamm erhält bei der Sanierung eine neue Deckschicht.
Die Landung der Drohne auf dem Staudamm: