Peter Koch

Enkeltrick, falscher Polizeibeamter und Schockanruf – Das sind die Bezeichnungen für drei verschiedene Betrugsmaschen, bei denen Straftäter Mitbürger durch geschickte Gesprächsführung um Wertgegenstände und Bargeld bringen. Seit Jahrzehnten sind die Maschen bekannt und dennoch verzeichnen die Täter immer wieder Erfolge und bringen sich rechtswidrig in den Besitz größerer Geldsummen.

Geldübergabe an der Haustür

So wurde im Oktober 2020 ein Seniorenpaar aus Lörrach um einen fünfstelligen Betrag gebracht. Dies gelang dem Täter dadurch, dass er das Ehepaar bei einem Telefonat davon überzeugte, dass er ein naher Verwandter und in finanzielle Notlage geraten sei. Der Täter war dabei so überzeugend, dass das Ehepaar die Geldsumme an der Haustüre an einen fremden Mann übergab.

Bankangestellte verhindert das Schlimmste

Im März 2020 kam es zu vermehrten Anrufen bei älteren Menschen, bei denen sich die Betrüger als Verwandte ausgaben und versuchten an Geld zu kommen. In diesen Fällen gingen die Täter durchweg leer aus, in einem Fall allerdings nur, weil eine aufmerksame Bankmitarbeiterin die 91 jährige Kundin beim Abheben der Geldsumme warnte.

Neue Masche: Angehöriger im Krankenhaus braucht Geld

In einem aktuellen Fall hatte eine Tätergruppe etliche Menschen in der Region telefonisch kontaktiert und behauptet, dass sie vom Elisabethenkrankenhaus in Lörrach seien. Den Angerufenen wurde erzählt, dass sich ein Angehöriger im Krankenhaus befinde, der in Lebensgefahr schwebe und ein teures Medikament benötige.

Eine andere Geschichte lautete so, dass sich ein Kind aus dem Bekanntenkreis auf der Intensivstation befinde, dass durch eine teure Operation gerettet werden könne.

Aufforderung die Wohnung zu verlassen

In einigen Fällen wurden Menschen aufgefordert sofort im Krankenhaus zu erscheinen, um sich impfen zu lassen. Während in den zwei ersten Fällen die Täter versuchten Bargeld zu bekommen, zielten sie wohl in diesem Fall darauf ab, dass die Geschädigten die Wohnung verließen, um dann ungestört einbrechen zu können.

Nach Auskunft des Sekretariats der Pflegedienstleitung des St. Elisabethen Krankenhauses gingen in diesem Zusammenhang, um den 20. Mai diesen Jahres, plötzlich etliche Anrufe von verstörten Menschen im Krankenhaus ein, die von den Anrufen erzählten und sich nach Angehörigen erkundigten. Das Krankenhaus sah sich aufgrund der Vielzahl von Anrufen dazu gezwungen dies öffentlich zu machen und die Menschen zu warnen. Auch der SÜDKURIER berichtete über die Fälle.

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Etliche solcher Fälle sind aus der Region bekannt, die meisten Anrufe führen nicht zum Erfolg. Jedoch weisen die Täter einen hohen Einfallsreichtum auf und sind geübt in der Gesprächsführung. Nach wiederholt erfolglosen Versuchen kommen sie in Einzelfällen doch zum Ziel.

So ermittelt die Polizei

Alle Fälle dieser Art in der Region und auch die Begehungsweise als „falscher Polizeibeamter“ oder „Schockanruf“ werden von der Ermittlungsgruppe „Anruf“ beim Polizeipräsidium Freiburg bearbeitet. Die Ermittlungsgruppe wurde im Jahr 2016 gegründet, um kriminalpolizeilich spezialisiert zu ermitteln. Dies wurde notwendig, da die Täter gewerbsmäßig vorgingen und sich bandenmäßig organisierten.

Ziel der Ermittlungsgruppe sei es, so wurde über die Pressestelle des Polizeipräsidiums Freiburg mitgeteilt, durch die Festnahme der „Abholer“, die die Wertgegenstände in Empfang nehmen, die Tätergruppen aufzudecken.

Täter wählen Opfer oft sorgfältig aus

Ziel der Anrufe würden in der Regel betagte Personen, die aufgrund möglicher Alterserscheinungen wie Verwirrtheit oder Demenz vertrauensseliger und gutgläubiger seien. Diese Generation sei noch stärker von gegenseitiger Hilfe innerhalb der Familie geprägt, was den Enkeltrick begünstige. Zudem verfüge diese Personengruppe über ein hohes Vertrauen zum Staat und seinen Institutionen und ist daher anfälliger für die Begehungsweise mit dem falschen Polizeibeamten.

Nach Auskunft der Ermittlungsgruppe nutzen die Täter zur Auswahl ihrer Opfer oft die Telefonbücher, dort hielten sie nach Vornamen Ausschau, die auf ältere Personen hinweisen könnten. Zusammen mit Online-Recherchen über den Straßenzug, nahe liegende Banken, Geschäfte oder ähnliches würden die Täter ein Profil über das Opfer erstellen. In einer geschickten Gesprächsführung am Telefon ließen sich dann weitere Dinge erfahren, die die Täter dann nutzten, um das Gespräch für den Geschädigten glaubhaft erscheinen zu lassen.

Die Ermittlungsgruppe weist darauf hin, dass es beim Polizeipräsidium Freiburg ein Referat Prävention gibt. Dort können sich Interessierte über das Phänomen Anrufstraftaten aufklären lassen und Hilfe erhalten.

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