Betrachtet man die Debatte um das Krankenhaus Stühlingen, überrascht vor allem die Geschwindigkeit, mit der die Ereignisse ihren Lauf nahmen. Keine drei Monate sind zwischen Veröffentlichung des vom Gesundheitsverbund des Landkreises Konstanz (GLKN) in Auftrag gegebenen Gutachtens und der Bekanntgabe der Schließung ins Land gezogen. Bereits in sechs Wochen soll diese vollzogen werden.
Entscheidung wird übers Knie gebrochen
Entscheidungsprozesse, bei denen es um weit weniger schwer wiegende Belange geht, nehmen häufig Jahre in Anspruch, denn es gibt Fristen, Einspruchsmöglichkeiten und vieles mehr. All diese Möglichkeiten sind im Fall eines Krankenhauses offenkundig nicht notwendig.
Hier verlässt man sich einzig auf ein Gutachten, das einer Einrichtung schlechte wirtschaftliche Aussichten bescheinigt und eine Schließung für vertretbar hält, denn diese beträfe ja nur einen „dünn besiedelten Postleitzahlen-Bereich außerhalb des Landkreises Konstanz“.
Ist überhaupt in den vergangenen Wochen überhaupt Zeit geblieben, das Für und Wider einer Schließung gegeneinander abzuwägen oder gar die Möglichkeit einer zukunftsfähigen Umstrukturierung des Hauses ins Auge zu fassen? Man darf es bezweifeln.
Bei genauerer Betrachtung des Verlaufs der Debatte drängt sich vielmehr der Schluss auf, keiner der Entscheidungsträger überhaupt jemals ein Interesse daran gehabt hätte, eine andere Option als eine Schließung zu erwägen.
Es mangelt an Bereitschaft, Alternativen überhaupt ins Auge zu fassen
Nun versucht der Konstanzer Landrat Zeno Danner, den Schwarzen Peter elegant an seinen Waldshuter Amtskollegen Martin Kistler weiterzureichen, indem er lediglich von einer „Betriebsübergabe“ spricht. Dabei ist ja längst bekannt, dass der Landkreis Waldshut keinerlei Interesse an einer „Betriebsübernahme“ hat.
Denn – wie bereits im Fall des Krankenhauses Bad Säckingen – fehlt es an der Bereitschaft, bestehende Strukturen zumindest so lange zu erhalten, bis das Zentralkrankenhaus in Albbruck dereinst in Betrieb geht.
Hier hat man sich schon vor Jahren darauf verlegt, die Schuld bei den schlechten Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen zu suchen, gegen die sich kein Ankämpfen lohne.
Ebenso unerschütterlich ist die Überzeugung, das Krankenhaus in Waldshut sei in der Lage, jeglichen Wegfall anderer Einrichtungen zu kompensieren. Auch die Erfahrungen einer Pandemie haben daran nichts geändert – obwohl zeitweise Kapazitäten bei anderen Einrichtungen requiriert werden mussten, um genügend Intensiv-Behandlungsplätze vorzuhalten, oder aufgrund von Personalknappheit temporär Stationen stillgelegt werden mussten.

Da sei dann aber die Frage erlaubt, warum es überhaupt noch einen Neubau an einem neuen Standort braucht, wenn doch eigentlich alles schon so gut läuft.
Wird bei der Nachfolgelösung auch so sehr auf die Tube gedrückt?
Für die Menschen in Stühlingen und Umland dürften derweil noch ganz andere Fragen im Vordergrund stehen: Wie geht es jetzt vor Ort weiter? Welches Zukunftsmodell soll denn nun das Krankenhaus ablösen?
Und was wird eigentlich aus den Mitarbeitern, denen zwar alle eine gute und engagierte Arbeit bescheinigen, denen man nun aber binnen sechs Wochen den Arbeitsplatz nimmt? Wir sind gespannt auf die Antworten.
Und noch gespannter sind wir, ob genau so schnell eine tragfähige Nachfolgelösung geschaffen wird, wie mit der Schließung des Krankenhauses unwiderrufliche Fakten geschaffen werden.