Die Perspektiven für das Loreto-Krankenhaus Stühlingen sind denkbar düster. Denn im Grunde haben sowohl Betreiber Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) als auch der Landkreis Waldshut die Einrichtung bereits abgeschrieben. Stoßrichtung ist demnach die Suche nach einem adäquaten Alternativangebot für die Gesundheitsversorgung.

Sanierungsstau von 25 Millionen Euro

Zu veraltet in Struktur und Technik, zu beschränkt in seiner medizinischen Leistungsfähigkeit, und trotz allem zu spärlich frequentiert, als dass sich die dringend notwendigen Investitionen irgendwann rechnen könnten. In ihrem Urteil kommen die Gutachter, die der Klinikträger GLKN mit einer Analyse seiner Häuser beauftragt hat, zu einem verheerenden Ergebnis.

Der Instandhaltungsbedarf für das Haus, in dem noch 44 Betten betrieben werden. wird unterm Strich auf fast 26 Millionen Euro beziffert. Für dieses Geld ließe sich demnach ein Neubau eines Krankenhauses mit bis zu 50 Betten realisieren.

Die wirtschaftliche Situation des Hauses sei „verhältnismäßig stabil“. Im Grunde, so legt das Gutachten nahe, hat das Bestreben nach guten Jahresbilanzen dem Haus das Genick gebrochen, denn über viele Jahre hinweg wurde auf notwendige Investitionen verzichtet.

Krankenhaus nicht mehr für heutige Anforderungen geeignet

„Die technische Versorgung des Standortes ist nicht mehr zeitgemäß.“ Das Krankenhaus verfüge nicht einmal mehr über eine funktionierende Heizung sondern müsse von Extern versorgt werde.

Hinzu kommen Faktoren, die sich grundsätzlich schwer beheben lassen: Aus personellen Gründen könnten Angebote teilweise nur eingeschränkt oder zeitlich begrenzt vorgehalten werden. Wesentliche Anforderungen an die stationäre Versorgung könnten nur über Kooperationen bewerkstelligt werden.

Intensivmedizin gebe es vor Ort nicht. Aufgrund der Bauweise, seien die beiden Bettenstationen wie auch Therapieräume auf zwei Etagen verteilt. Kurz: „Aktuelle und zukünftige Strukturanforderungen stellen den Standort vor große Probleme.“

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Weder Sanierung noch Neubau wirtschaftlich vertretbar

Allein: Weder der Investitionsaufwand für eine Sanierung und erst recht ein Neubau stünden in keinem Verhältnis zum wirtschaftlichen Nutzen, urteilen die Gutachter. Denn mit knapp 1900 Behandlungsfällen pro Jahr, davon nur knapp 150 bei denen auch operiert werden müsse, mache der Marktanteil selbst innerhalb des Klinikverbundes des Kreises Konstanz nur unbedeutende 5,4 Prozent aus, heißt es in der Zusammenfassung des Wirtschaftlichkeits- und Strukturgutachtens, mit dem sich der Kreistag in seiner nächsten Sitzung am Mittwoch, 11. Mai, befassen wird.

Inzwischen habe der Sanierungs- und Investitionsstau sogar Ausmaße erreicht, bei denen ein Weiterbetrieb des Hauses regelrecht „riskant“ sei, so die Einschätzung der Gutachter. Selbst ein mittelfristiger Betrieb sei „als schwierig zu bewerten“.

Schließung wird als vertretbar eingestuft

Kurz: Alternativen zu einer Schließung des Loreto-Krankenhauses sehen die Gutachter des GLKN im Grunde nicht. Sie schätzen die negativen Auswirkungen für die Bevölkerung auch als vertretbar ein.

Einzig die Erreichbarkeit eines anderen Krankenhauses innerhalb der gesetzlichen Frist von 30 Minuten sei schwer zu bewerkstelligen. Hierzu heißt in dem in den Kreistagsunterlagen zitierten Gutachten lakonisch: „Dies betrifft jedoch nur wenige, dünn besiedelte Postleitzahl-Gebiete außerhalb des Landkreises Konstanz.“

Kreis Waldshut: Genügend Kapazitäten im Klinikum Hochrhein

Auch Landrat Martin Kistler – wie im Übrigen auch die Vertreter der Kreistagsfraktionen – halten die Schließung des Krankenhauses für ein sehr naheliegendes Szenario – wenngleich alle Beteiligten betonen, dass die Entscheidungshoheit beim Klinikträger GLKN liege und noch weitere Verhandlungen geführt werden sollen.

Dass genügend stationäre Kapazitäten für die Kompensation des möglicherweise wegfallenden Krankenhauss Stühlingen vorhanden seien, dessen ist sich die Kreisverwaltung sicher. In den Kreistagsunterlagen heißt es dazu: „Durch die Erweiterung des Klinikums Hochrhein, insbesondere auch durch den 2021 in Betrieb genommenen Nordbau, kann die stationäre Versorgung in Waldshut sichergestellt werden.“

Das Problem mit den Hilfsfristen soll demnach wohl zweigleisig gelöst werden. Einerseits solle die Rettungswache mit Notarztstandort in Stühlingen erhalten bleiben. Es sei Aufgabe des Bereichsausschusses dafür zu sorgen, „dass die Raumschaft Stühlingen weiterhin ausreichend rettungsdienstlich und notärztlich versorgt wird“, so die Kreisverwaltung.

Abgesehen davon soll ein „tragfähiges Konzept für eine qualitativ hochwertige ambulante Versorgung“ entwickelt werden. Die Tendenz geht in Richtung eines Primärversorgungszentrums für dessen Konzeptionierung die Stadt Stühlingen in Kooperation mit dem Klinikum Hochrhein Fördermittel beantragen soll.

Ein Medizinisches Versorgungszentrum mit Allgemeinmediziner, Gynäkologie und Anästhesie ist am Krankenhaus bereits ansässig. Auch Ermächtigungen für chirurgische Eingriffe gibt es.

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