Keine Frage. Landrätin Stefanie Bürkle ist eine versierte Versammlungsleiterin. Die Kreischefin weiß, wann sie dem Kreistag die Freiheit zur Diskussion gewähren und wann sie das Tempo erhöhen kann. Die jüngste Sitzung ließ mit 18 Tagesordnungspunkten durchaus eine Mammutsitzung erwarten, zumal einige kontroverse beziehungsweise wichtige Themen anstanden. Allein. Nach 2,5 Stunden war der öffentliche Teil beendet, denn ab Tagesordnungspunkt 8 wurde das Programm schier im Schweinsgalopp abgehandelt. Besonders schade ist, dass die Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik dem Zeitdiktat unterworfen wurde. Schier im Stakkato eines Rappers mussten die Polizeivertreter ihre Analysen und Bewertungen runterrattern. Dabei ist das Thema Sicherheit für viele Bürger enorm wichtig, wie zahlreiche Befragungen und Politikanalysen zeigen. Apropos Bürgerinteressen.
Wenn der geplante Eigenanteil für den Schulbus von Grundschülern und SBBZ-Schülern für so große soziale Verwerfungen sorgt, dann war die öffentliche Resonanz mit einem Dutzend Sitzungsbesuchern mehr als überschaubar. Es bleibt abzuwarten, wie die Elternreaktion ist, wenn ab 1. Januar 2026 monatlich 30,70 oder gar 61,40 Euro vom Konto abgebucht werden. Etwas zynisch mutet übrigens die Aussage von Verwaltung und Kreisräten an, dass sozial Schwache, die das Busgeld überfordert, ja beim Sozialamt finanzielle Hilfe beantragen könnten.
Selbstlob des CDU-Fraktionschefs
Zumindest originell mutet das Selbstlob von CDU-Fraktionschef Kugler an. Der Landkreis stehe finanziell besser da, als vermutet und deshalb sei es richtig gewesen, die Kreisumlage nicht wie von der bösen SPD gefordert, noch weiter zu erhöhen. Dass das etwas positivere Ergebnis so genannten Einmaleffekten, sprich höheren Landeszuschüssen, zu verdanken ist, spielt dabei keine Rolle. Drei Wortmeldungen später mahnt Kugler mit Hinweis auf eben diese Einmaleffekte an, sich davon nicht vom Sparkurs abbringen zu lassen. Tja. Jede Medaille hat politisch mindestens zwei Seiten. Klar ist, dass die Tagesordnung der jüngsten Kreistagssitzung zu umfangreich war und die logische Konsequenz kann nur sein, dass das Gremium öfters als einmal pro Quartal tagt. Es ist nicht vermittelbar, dass man in Wahlkampfzeiten das Kommunalparlament als unerlässlich für die Demokratie anpreist, das eine Mammutbehörde mit einem Etat von 230 Millionen Euro im Auge haben muss, um es dann lediglich alle drei Monate zu konsultieren. Klar. Wie im Land- und Bundestag wird die eigentliche Arbeit in den Ausschüssen erledigt. Aber haben die Bürger deshalb 48 Frauen und Männer als ihre politischen Vertreter gewählt, damit sich diese während der fünfjährigen Amtszeit 20 Mal ins Auge blicken? Noch eine Anmerkung. Angesichts des Zugunglücks im Nachbarlandkreis Biberach wäre bei der Kreistagssitzung ein kurzes Gedenken an die Opfer durchaus angebracht gewesen.