Mit einer Wahlbeteiligung von 72,2 Prozent stand bei den Kreistagswahlen im Landkreis Waldshut die Gemeinde Bernau im Schwarzwald an der Spitze. Allerdings fehlte ein Name bei den Kandidaten: Rolf Schmidt, Altbürgermeister von Bernau. Nach 30 Jahren, sechs Perioden, stellte sich der 72-Jährige Fraktionssprecher der CDU nicht mehr zur Wahl.
331 Kandidaten hatten sich für die Erreichung von 48 Sitzen im Kreistag Waldshut aufstellen lassen. Sechs Parteien und Verbände waren angetreten. Ein Viertel der Amtsinhaber kandidierte nicht mehr. Rolf Schmidt hatte bei seiner Verabschiedung nach 16 Jahren aus dem Amt des Bürgermeisters 2018 noch schalkhaft gesagt: „Wenn du eine Medaille kriegst, bist du alt, es sei denn, du bist ein Sportler.“
Von ungefähr kam es nicht, dass sich Rolf Schmidt der Kommunalverwaltung verschrieb. Denn sein Vater, Albert Schmidt, war von 1966 bis 1986 Bürgermeister in Bernau und anfangs noch Kreisrat in Neustadt. „Er war FDP-Mitglied und hat mich im Alter von 17 Jahren an zu vielen Versammlungen und anderen Veranstaltungen mitgenommen. Das hat mich immer sehr interessiert und als in St. Blasien eine Junge Union ins Leben gerufen wurde, habe ich mich dort gemeldet und mit beteiligt.“
Schon der Vater war Kommunalpolitiker
Durch die Bürgermeister-Tätigkeit seines Vaters war die Gemeinde- und Kreispolitik zuhause immer Gesprächsthema. Als er 1986 seine erste Kandidatur zum Bürgermeisterwahl unternahm, wurde er von der Bernauer CDU unterstützt. „Die damalige Vorstandschaft hat mich 1989 gebeten, für den Kreistag WT zu kandidieren. Das habe ich getan und wurde in den Kreistag gewählt. Bei der Wiederwahl 1994 klappte es leider nicht, dafür aber von 1999 bis jetzt“, schildert Rolf Schmidt.
Nach 30 Jahren, also sechs Perioden lang, beendet er nun dieses Ehrenamt und wird im Juli 2024 verabschiedet. „Ich wollte Platz machen für jüngere, interessierte Personen. Es hat mir bei allen drei Landräten (Bernhard Wütz, Tilman Bollacher und Martin Kistler) immer Freude gemacht und ich habe in diesen drei Jahrzehnten enorm viel gelernt“, resümiert der Vollblutpolitiker.
Von 2018 bis heute war er als Fraktionsvorsitzende der CDU, zuvor fünf Jahre stellvertretender Vorsitzender. Im Ausschuss für Gesundheit, Pflege und Soziales sowie im Ausschuss für Verwaltung, Finanzen und Bildung verließ man sich auf seine Erfahrungen.

„Die aus meiner Sicht schwierigen Entscheidungen waren immer im Gesundheitsbereich zu treffen, insbesondere bei den Krankenhäusern Stühlingen und Bad Säckingen. Die Schließung des Bad Säckinger Krankenhauses und der damit verbundene und geplante Neubau eines Zentralkrankenhauses in Albbruck haben monatelang für heftige Diskussionen geführt“, schildert Rolf Schmidt. Ärgerlich sei für ihn, dass der Bau der A98, die Elektrifizierung der Hochrheinbahnstrecke und die Wiederöffnung der Albtalstraße nicht zügig vorangehen.
Die bedeutenden Themen im Landkreis waren in den 30 Jahren stets die Gesundheitsversorgung, Bildung und Infrastruktur. Aufgrund der nicht ausreichenden Kreisfinanzen und immer mehr Aufgabenverlagerungen von Bund und Land auf die Kommunen werde die Erstellung der Kreishaushalte immer schwieriger. Auch die Flüchtlingsproblematik war ein umstrittener Punkt. Sein Bestreben sei immer gewesen, bei der Festsetzung des Kreisumlage-Hebesatzes auch auf die Finanzausstattung der Gemeinden zu achten. „Ich hoffe und wünsche dem neugewählten Kreisgremium, dass der harmonische Umgang miteinander beibehalten werden kann.“
Liebe zum Ehrenamt beginnt beim Opa
Doch wie kam es zur Liebe für das Ehrenamt? Da bedarf es keiner langen Überlegung: „Mein Großvater und mein Vater waren jahrzehntelang aktive Mitglieder in mehreren Bernauer Vereinen. Mein Vater war vor Beginn seiner Bürgermeistertätigkeit Mitglied im Bernauer Gemeinderat.“
Er selbst und seine Ehefrau Brigitte sowie die beiden Söhne sind Mitglieder in verschiedenen Vereinen, teilweise auch im Vorstand. Rolf Schmidt selbst dirigierte 40 Jahre lang Musikvereine, bildete Jugendliche aus und übte viele Jahren auch Vorstandsämter in anderen Vereinen aus oder macht es immer noch. „Sich ehrenamtlich zu engagieren, wird in unserer Familie von einer Generation auf die andere übertragen. Das macht mich stolz, bereitet Freude und sorgt ständig für einen Austausch mit Gleichgesinnten“, sagt der 72-Jährige.
Und was macht er jetzt?
Für die Zeit ohne Kreistagssitzungen und die nötige Vorbereitung hat Rolf Schmidt schon Pläne: „Meine Ehefrau und ich freuen uns auf etwas mehr gemeinsame Zeit füreinander und auch mit unseren weiteren Familienmitgliedern. Es wird uns nicht langweilig, dafür sorgen schon unsere fünf Enkelinnen.“