Schon die Tafeln am Eingang zum Haus von Volker Jungmann weisen eindeutig darauf hin, dass das Herz des Hausherrn für Baden schlägt. Ihn darauf zu reduzieren, wäre aber ein fataler Fehler.
Er blickt über den Tellerrand hinaus
Der Sozialdemokrat blickt über den Tellerrand hinaus. Vier Jahrzehnte in der Kommunalpolitik, davon 20 als Mitglied des Kreistags, haben ihn geprägt: „Die Zeit im Kreistag hat meinen Horizont erweitert“, sagt er beim entspannten Gespräch mit dieser Zeitung in seinem Wohnzimmer.
Ursprünglich wollte er weitermachen
Er gesteht, dass er in diesem Gremium weitergemacht hätte. Doch dann erinnerte er sich an seine Vorgängerin als Fraktionssprecherin der Sozialdemokraten, Karin Rehbock-Zureich, die 2019 nicht mehr kandidierte: „An ihr habe ich mir ein Beispiel genommen und mit 72 Jahren reicht es eigentlich.“
Er blickt dankbar auf die Zeit zurück
Heute blickt er dankbar auf diese Zeit zurück: „Es war eine äußerst interessante, den Horizont erweiternde Tätigkeit.“ Über Parteigrenzen hinweg habe man zum Wohle der Bevölkerung Entscheidungen getroffen. Gerade in den beiden letzten Legislaturperioden sei die Zusammenarbeit „hervorragend und vertrauensvoll“ gewesen.
In der Zeit sind Freundschaften entstanden
In den zwei Jahrzehnten seien Freundschaften entstanden. Da wurde im privaten Kreis mit Ratskollegen kontrovers diskutiert. „Es waren schöne Erfahrungen, dass es im Kreistag Menschen gibt, mit denen man auf der gleichen Wellenlänge liegt.“ Zu den besonderen Momenten zählen für ihn Treffen mit hochrangigen Politikern oder der Austausch mit Kollegen aus der Schweiz. Solche Gespräche hätten sein Blickfeld erweitert.
Und plötzlich saß die AfD im Kreisparlament
Als Schock bezeichnet der Sozialdemokrat den Tag, als plötzlich zwei Vertreter der AfD im Kreistag saßen. Nicht nur er befürchtete unruhige Zeiten in diesem Parlament. „In den meisten Fällen vertraten sie aber keine AfD-Meinung“, stellt Jungmann rückblickend fast erleichtert fest.
Das waren die großen Themen in den 20 Jahren
Großes Thema war die medizinische Versorgung. Für das neue Zentralkrankenhaus sieht er nur bei einer Spezialisierung auf ein Fachgebiet eine Zukunftschance. „Wir müssen gerade hier an der Grenze zur Schweiz schauen, dass uns nicht noch mehr Ränder wegbrechen.“
In Sachen Infrastruktur hält er für wichtig, dass der Ausbau der A98 weitergeht. Ortsumfahrungen wie in Bad Säckingen oder „die Klemme in Hauenstein“ seien hierfür mitentscheidend.
Immer wieder wurden grenzüberschreitende Probleme und die Belastung der Menschen durch Fluglärm diskutiert. Bei letzterem sieht er durchaus Fortschritte – immerhin lebt er in Hohentengen, ein Ort, in dem wohl die meisten Flugbewegungen im Landkreis zu verzeichnen sind.
Das lag ihm persönlich besonders am Herzen
Persönlich lagen ihm neben der Gesundheitsvorsorge, die Betreuung alter Menschen am Herzen. „Bei der Kurzzeitpflege sind wir nicht viel weitergekommen. Und wir müssen etwas für die Interessen alter Menschen tun.“ Jugendsozialarbeit war und ist für ihn eine Aufgabe, die gefördert werden muss, „aber nicht nach dem Gießkannenprinzip.“
Sein Rat an seinen Nachfolger im Kreistag
Seinem Nachfolger Andreas Schumann würde er den Rat geben, die Arbeit im Kreistag zu beobachten, wichtige Dinge in der Fraktion erörtern, Anfragen zu stellen und sie dann zur Abstimmung zu bringen. „Der Landkreis tickt in vielen Dingen anders als die Kommunen, das gilt es zu bedenken.“
Für diese Themen will er sich weiterhin einsetzen
Über solche Dinge muss er sich nun keine Gedanken mehr machen. Mit seiner Frau kümmert er sich um den Enkel. Als Vorsitzender des SKM (Sozialdienst katholischer Männer) im Kreis möchte er sich weiterhin für soziale Gerechtigkeit engagieren. Auch als Vorsitzender des DRK Ortsvereins Klettgau will er sich einbringen. Herzensangelegenheit ist ihm die Senioreneinrichtung „Apfelbaum“ in Klettgau, wo er als Vorsitzender des Heimbeirats an der Schnittstelle für Bewohner und Betreuungspersonal sitzt.
Ob er sich auch künftig politisch engagieren wird? Jungmann, Mitglied des SPD-Kreisvorstands, antwortet zurückhaltend: „Darüber gilt es nachzudenken. Es gibt Tendenzen in dieser Partei, die mir nicht gefallen…“