Die AfD hat bei der Kreistagswahl fünf Sitze dazugewonnen, die CDU drei, die Freien Wähler zwei. Verluste mussten hingegen die Grünen, die SPD und die FDP hinnehmen, die jeweils einen Sitz verlieren. Wie bewerten die Fraktionsvorsitzenden das Abschneiden ihrer Partei?
CDU: „21 Sitze sind erfreulich“
Rolf Schmidt, Fraktionsvorsitzender der CDU, ist zufrieden mit dem Abschneiden seiner Partei. „Ich bin von 18¦Sitzen ausgegangen. Dass es jetzt 21 sind, ist natürlich erfreulich“, sagt der frühere Bernauer Bürgermeister, der nach 30 Jahren im Kreistag nicht noch einmal angetreten ist. Mit ihm scheiden sechs bisherige Räte aus der Fraktion aus.
Schmid bezeichnet die neue CDU-Fraktion als „gute Mischung“. „Erfreulicherweise sind auch zwei Frauen dabei, auch wenn ich mir mehr gewünscht hätte.“ Seiner Meinung nach hat die CDU im Kreis gut abgeschnitten, auch bei den anderen Wahlen. „Ich wünsche allen viel Erfolg und werde die Arbeit weiter verfolgen, so Schmidt.
Freie Wähler: „Starker bürgerlicher Schwerpunkt im Kreistag“
„Sehr zufrieden“ zeigt sich der Fraktionssprecher der Freien Wähler, Wehrs Bürgermeister Michael Thater, mit dem Ergebnis. Durch den Mandatszuwachs bei CDU und Freien Wählern sieht er „einen starken bürgerlichen Schwerpunkt im Kreistag“. Obwohl seine Fraktion einige tragende Säulen, wie die früheren Bürgermeister Ira Sattler und Carsten Quednow verloren habe, konnten die Freien Wähler um 2,5 Prozentpunkte zulegen.
„Ich freue mich, dass auch der OB von Waldshut-Tiengen wieder im Kreistag ist – und diesmal auch auf der richtigen Liste“, so Thater. Ein Wermutstropfen sei das Ergebnis der AfD, „das aber alles andere als überraschend kommt“.
Die Grünen: „Das tut richtig weh!“
Mit nur noch sieben statt bisher acht Sitzen werden die Grünen im Kreistag vertreten sein. Ein Verlust, der für Fraktionsvorsitzende Ruth Cremer-Ricken mit der politischen Großwetterlage erklärbar ist. Nach dem großen Sprung 2019 auf über 16 Prozent sind es kreisweit nun nur noch 11,7 Prozent Grünen-Stimmen.
In der neuen Grünen-Fraktion werden einige altgediente Kräfte fehlen: So scheiterte Iris Wallascheck (Herrischried). „Dass Antonia Kiefer (Waldshut-Tiengen) nicht mehr dabei sind, das tut richtig weh.“ Diese habe es im Wahlkampf zwischen dem neuen OB und der Baubürgermeistern sehr schwierig gehabt. Dennoch freut sich Cremer-Ricken auf die Arbeit „in einer tollen Fraktion“.
AfD: „Haben Ergebnisverbesserung erwartet“
„Eine deutliche Ergebnisverbesserung war zu erwarten“, konstatiert der wiedergewählte AfD-Kreisrat Bernhard Boll. Dass es so gut ausgefallen sei, habe mit der Unzufriedenheit über die Ampelpolitik zu tun, zeigt er sich überzeugt. Dass sein bisheriger Kreisratskollege Johannes Dobler nicht wiedergewählt wurde, bedauere er: „Wir haben gut zusammengearbeitet.“ Aber er betont, dass die Kontinuität der Kreispolitik auch mit einer deutlich größeren AfD im Gremium „weiterhin gewahrt bleiben“ werde. „Wir sind für die Zusammenarbeit mit allen anderen Fraktionen offen. Für uns zählt, was wir trotz knapper Finanzmittel für die Bürger tun können“, so Boll.
SPD: „Ein trauriges Ergebnis
Volker Jungmann, Fraktionsvorsitzender der SPD im Waldshuter Kreistag, spricht nach den Wahlen von einem „traurigen Ergebnis“ für die SPD. Seine Partei verliert ein Mandat im neuen Kreistag: „Wir haben bei der Wahl im Jahr 2019 bereits einen Sitz verloren. Und jetzt noch einen.“
Der frühere Klettgauer Bürgermeister verzichtet auf eine erneute Kandidatur: „Ich gehöre der Partei seit über 40 Jahren und habe alle Höhen und Tiefen miterlebt. Auch dem Kreistag habe ich lang genug angehört. Es war eine schöne Zeit.“ Jetzt sei es Zeit für frischen Wind. Er freut sich darüber, dass mit Andreas Schumann ein jüngerer SPDler in den Waldshuter Kreistag einziehen wird.
FDP: „Trotz des Rückgangs zufrieden“
„Trotz des Rückgangs bei der Stimmenzahl bin ich insgesamt zufrieden“, kommentiert der FDP-Fraktionsvorsitzende Klaus Denzinger das Minus von 1,9 Prozentpunkten, der auch den Verlust eines Kreistagssitzes zur Folge hat. „Wir haben mit drei Kreisräten wieder Fraktionsstärke – das war unser Ziel.“
Als Grund für die Verluste nennt Denzinger einerseits den „Gegenwind aus Berlin“, anderseits, dass mit der AfD eine sechste Partei angetreten sei. „Wenn fünf Parteien antreten, geht mindestens eine leer aus“ – und das sei eben häufig die FDP gewesen. Auch wenn die Partei nur noch in zwei der sieben Wahlkreise Kreisräte stelle, will die Fraktion in der Fläche präsent bleiben.
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