Die Frau war ungefähr 20 Jahre alt, 1,64 Meter groß, hatte lange dunkelbraune Haare. Möglicherweise stammt sie aus Osteuropa. Sie trug im Juli 1997 einen dunkelblauen Rock mit hellem Blumenmuster, zudem einen blauen Gürtel mit goldfarbener Schnalle, ein helles Shirt. Sie hatte weiße Sandalen an. Am 24. Juli wurde die Frau gefunden. Getötet. Verbrannt. Verscharrt in einem Erdloch. Vermutlich lag sie schon mehrere Tage dort, vielleicht sogar zwei Wochen.

Möglicherweise wurde der Täter beim Vergraben der Leiche gestört. Der Fundort befindet sich in der Nähe der Landkreisgrenze zu Waldshut, beim Wanderparkplatz Weißenbach. Der Fall konnte bislang nicht geklärt werden.

Grausamer Fund 1997: Dieses Bild zeigt eine Szene aus dem Videobeitrag in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ vom 11. Oktober ...
Grausamer Fund 1997: Dieses Bild zeigt eine Szene aus dem Videobeitrag in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ vom 11. Oktober 2023. Zu sehen sind Ermittlungen in einem Waldstück. Die Polizei wurde zu einem Erdloch gerufen, in dem eine verbrannte Leiche lag. Bis heute ist der Fall ungelöst, die Identität der Frau unbekannt. | Bild: ZDF/Saskia Pavek

Im Mai 2023 wurde der Fall der unbekannten getöteten Frau Präg neu aufgerollt, im Rahmen der Kampagne Identify Me. Inzwischen suchen Ermittler in mehreren europäischen Staaten nach Hinweisen zu ungeklärten Mordfällen an Frauen.

Die Gemeinsamkeit: In allen Fällen ist nicht bekannt, wer die Opfer sind. Ziel der Kampagne ist auch, den Frauen wieder ein Gesicht zu geben, ihre Namen ausfindig zu machen. 2023 gelang es, ein britisches Opfer in Belgien zu identifizieren. Im Oktober 2024 erweiterten die Ermittler die Kampagne. Inzwischen wird nach 46 unbekannten getöteten Frauen gefahndet.

Die Tote bekommt 2023 ein Gesicht

Im Fall Todtnau ist es gelungen, das Gesicht der Frau zu rekonstruieren. Es handelt sich aber nicht um eine definitive Darstellung der Frau. Weitere Erkenntnisse zum Aussehen gibt es bislang aber nicht.

So könnte die Tote ausgesehen haben.
So könnte die Tote ausgesehen haben. | Bild: Polizeipräsidium Freiburg

Die Identität der Frau ist nach wie vor unklar, ebenso ist unklar, wer die Frau getötet hat. Im Oktober 2023 präsentierte die Kriminalpolizei Lörrach den Fall im ZDF bei Aktenzeichen XY. Danach seien mehr als 150 Hinweise eingegangen, schreibt die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen, die die Ermittlungen führt. Etwa zwei Drittel der Meldungen seien abgearbeitet, so Pressesprecher Florian Haselwander. „Es gehen nach wie vor Hinweise ein.“

Zuletzt Anfang Dezember. Es gebe unter anderem Hinweise auf die Identität des Opfers und des Täters. „Nach Überprüfung haben sich daraus bisher keine erfolgversprechenden Ermittlungsansätze ergeben“, teilt Haselwander auf Nachfrage mit.

An der L151 zwischen Todtmoos und Todtnau befindet sich der Wanderparkplatz „Weissenbach“.
An der L151 zwischen Todtmoos und Todtnau befindet sich der Wanderparkplatz „Weissenbach“. | Bild: Maptiler

Ein Ansatzpunkt für die Ermittler war ein Zigarettenstummel, der 1997 am Fundort entdeckt wurde. Allgemein hätten aber die DNA-Untersuchungen keine neuen Ansätze ergeben, heißt es von der Staatsanwaltschaft.

Wie geht es also weiter, wenn die Hinweise abgearbeitet sind? „Ob die Aussicht besteht, das Tatopfer zu identifizieren und einen Tatverdächtigen zu ermitteln, kann derzeit nicht abschließend beurteilt werden“, schreibt Staatsanwalt Haselwander.

Beim Gasthaus Präger Böden fanden die Ermittler damals eine Handtasche, auf der Blut war. Sie könnte dem Opfer gehören.

Diese Handtasche könnte der toten Frau gehören.
Diese Handtasche könnte der toten Frau gehören. | Bild: Polizeipräsidium Freiburg

Es war aber nicht möglich, die Blutspuren auf DNA-Rückstände zu untersuchen und sie so mit der DNA der Frau zu vergleichen. Das Gasthaus befindet sich aber nur einige Kilometer vom Wanderparkplatz entfernt. Ob dieser zugleich der Tatort ist, steht nicht fest.

Mord verjährt nicht

Das bedeutet aber nicht, dass der Fall dann zu den Akten gelegt wird. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft handelt es sich um ein unaufgeklärtes Tötungsdelikt, bei dem ein Mord nicht ausgeschlossen werden kann. Selbst nach Überprüfung aller Hinweise würde das Verfahren nicht abgeschlossen werden, erläutert Haselwander. Denn: Mord verjährt in Deutschland nie. Das Verfahren könnte also jederzeit wieder aufgenommen werden. Für Hinweise, die zu einer Aufklärung der Tat und zur Ermittlung des Täters führen, gibt es 3000 Euro Belohnung. Für Hinweise zur Identifizierung des Opfers gibt es 2000 Euro.

Die unbekannte Frau trug laut den Ermittlern Sandalen.
Die unbekannte Frau trug laut den Ermittlern Sandalen. | Bild: Polizeipräsidium Freiburg

Für das Bundeskriminalamt (BKA) zeigt sich, dass die Kampagne zu ersten Erfolgen geführt hat. Die britische Frau, die vor 32 Jahren in Belgien getötet wurde, hätte ohne Einbeziehung der Öffentlichkeit vermutlich nicht identifiziert werden können, schreibt eine Sprecherin des BKA. In Deutschland geht es insgesamt um neun Frauen, die getötet wurden und deren Identität bislang unklar ist. „Wir bleiben jedoch zuversichtlich, dass auch auf deutscher Seite zukünftig Identifizierungen erfolgen werden“, schreibt die Sprecherin.

Durch die Kampagne sind in allen Fällen viele Hinweise eingegangen, mit denen sich die Ermittler nun befassen. Allein zu den deutschen Fällen sind es laut dem BKA 1200 Hinweise. „Jeder Schritt in Richtung der Identifizierung eines Opfers ist als Ermittlungsfortschritt zu bezeichnen“, so die Sprecherin des BKA. Es werde mit Hochdruck an den Fällen gearbeitet. Bei der Lörracher Kripo kümmere sich ein Sachbearbeiter um den Fall Präg, sagt Polizeisprecher Thomas Batzel. Für die Bearbeitung der Hinweise werde zusätzliches Personal hinzugezogen.

Wie beurteilt das BKA die Erfolgsaussichten der Kampagne?

Die Kampagne läuft seit eineinhalb Jahren. Insbesondere in Cold Cases könnten Erfolgsaussichten nicht belastbar quantifiziert werden, erklärt die Sprecherin. Moderne kriminaltechnische Untersuchungen ermöglichen laut dem BKA, neue Ermittlungsansätze zu gewinnen. Vor allem DNA-Analysen, Gesichtsrekonstruktionen oder auch Isotopenanalysen könnten Hinweise auf Herkunft, Aussehen oder Lebensart eines Menschen geben.

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Letzten Endes spiele aber auch der Zufall eine Rolle: Denn es komme auch darauf an, ob die richtigen Leute von den Aufrufen erfahren. Daher möchte das BKA so viele Menschen wie möglich auf die Kampagne aufmerksam machen.