Luchse sind scheue Tiere und durchstreifen unsere Wälder meistens unbemerkt. Umso überraschter war Ingo Rothe, Revierleiter beim ForstBW, als er dieses Wochenende auf einer Wildkamera im Staatswald einen Luchs entdeckte.
„Dieses Erlebnis ist ein echtes Highlight in meiner Funktion als Revierleiter, damit hätte ich nicht gerechnet“, wird Rothe in einer Pressemitteilung des Forstes Baden-Württemberg zitiert.
Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) sei umgehend über den Nachweis informiert worden. Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Luchs um ein bisher unbekanntes Tier. Luchse können anhand ihrer Fellzeichnung, ähnlich einem Fingerabdruck, persönlich zugeordnet werden. Das Fellmuster des Tieres auf der Kamera ist bisher keinem bekannten Luchs zuzuordnen. Um genauere Informationen zu erhalten und das Geschlecht festzustellen, wurden Haarproben am Aufenthaltsort gesammelt. Diese ermöglichen nun genetische Untersuchungen.
Im Schwarzwald gibt es mehrere Luchse
Der Luchs wurde durch eine Wildkamera im Murgtal nachgewiesen. Möglicherweise befindet er sich dort aber nur auf der Durchreise. Junge Tiere durchstreifen häufig große Gebiete, um einen passenden Lebensraum zu finden, in dem sie sich dann niederlassen. Im Schwarzwald gibt es laut ForstBW aktuell mehrere bekannte Luchse. Bei den meisten handele es sich um männliche Tiere, die in ihrer Jugend weite Strecken zurücklegen, um neue Lebensräume zu erschließen und Weibchen zu finden.
„Wir freuen uns, dass wir bei uns in der Region im Staatswald einen weiteren Luchsnachweis haben. Das zeigt, dass unsere Wälder gute Rahmenbedingungen für die Ausbreitung dieser Tiere bieten“, so Cristina Ganter, stellvertretende Leiterin des Forstbezirks Hochrhein. „Der Luchs hat sich direkt vor der Kamera sein Nachtlager ausgesucht. So sind tolle Aufnahmen vom Abend bis in den frühen Morgen entstanden und das Verhalten des Tieres kann genauer beobachtet werden.“
Früher war der Luchs in fast ganz Europa verbreitet – bis vor 200 Jahren. Die Tiere wurden ausgerottet: Zum einen galt ihr Pelz als kostbar, zum anderen wurden sie als „Jagdschädlinge“ angesehen.
Luchs Toni kam aus der Schweiz in den Schwarzwald
Aber auf leisen Pfoten ist der Luchs in den Schwarzwald zurückgekehrt. Hinweise auf Luchse im Schwarzwald liegen laut Nabu Baden-Württemberg seit 1988 vor. 37 Jahre später sind zwei männliche Luchse, sogenannte Kuder, in Baden-Württemberg heimisch: Toni und Wilhelm werden sie genannt und die beiden streifen im Nord- und Südschwarzwald umher.
Allerdings haben die beiden Kuder ein Problem. Sie können nicht aus eigener Kraft für einen stabilen Luchsbestand in Baden-Württemberg sorgen. Dazu fehlt ihnen nämlich eines: weibliche Gesellschaft. „Da diese aber kaum selbstständig aus der Pfalz, dem Harz oder der Schweiz einwandern, besteht kaum eine Chance, dass die Großkatzen freiwillig ins Ländle kommen werden“, so der Nabu.
Die Luchse sollen weibliche Gesellschaft erhalten
Das soll sich ändern und deshalb gibt es ein Wiederansiedlungsprojekt von Luchsen. Im Dezember 2023 wurde im Finja, die aus einem Wildgehege in Thüringen stammt, im Nordschwarzwald ausgewildert. Sie starb allerdings Juli 2024 an einer Virusinfektion. Im November 2024 wurde dann Verena – ebenfalls aus Thüringen – im Nordschwarzwald ausgewildert. Und einen Monat später folgte de Luchskuders namens Reinhold. Es sollen weitere Luchse in Baden-Württemberg ausgewildert werden.